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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flimmer; Flimmerlarve; Flims; Flinck; Flinder; Flinders

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Flimmer - Flinders.

sident der österreichischen Gradmessungskommission und starb 12. April 1879 in Wien.

Flimmer (Wimpern, Cilien, Flimmerhärchen), äußerst zarte, mikroskopisch kleine Fortsätze, welche aus dem Innern einer Zelle hervorragen und eine regelmäßig hin- und herschwingende Bewegung vollführen. Sie finden sich sowohl bei manchen niedersten einzelligen Organismen (und dienen alsdann teils zu deren Fortbewegung, teils zur Erregung eines Strudels im Wasser behufs Herbeischaffung von Nahrung) als auch bei höhern Organismen an den verschiedensten Stellen ihres Körpers vor. In manchen Fällen ziehen sie sich zeitweilig in das Innere der Zelle zurück und verschmelzen mit dem Protoplasma, meist jedoch erlischt ihre Bewegung erst mit dem Tode der Zelle. Im allgemeinen sind sie bei Wirbellosen sehr viel häufiger vertreten als bei den Wirbeltieren, doch fehlen sie bei sämtlichen Gliederfüßlern (Arthropoden). Beim Menschen überkleidet eine zusammenhängende Schicht solcher mit Flimmern versehener Zellen (Flimmerepithelium, Fig. 1) die Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhöhlen, des Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Verzweigungen in der Lunge, ferner die innere Fläche der Hirnhöhlen und des Zentralkanals im Rückenmark, die Schleimhaut der Gebärmutter und der Eileiter sowie manche andre Stellen. Durch die Bewegung der Wimpern können sehr kleine Körper nach einer bestimmten Richtung hin langsam fortgeschoben werden. So dient die Flimmerbewegung auf der Uterusschleimhaut zur Fortbewegung des Samens, die auf der Schleimhaut der Eileiter zum Transport des Eies nach der Gebärmutterhöhle hin, die in den Luftwegen zur Entfernung von Staub und ähnlichen Dingen aus den feinsten Lufträumen der Lunge etc. Mäßige Erhöhung der Temperatur oder elektrische Stromschwankungen wirken beschleunigend, sehr niedere und hohe Temperaturen dagegen sowie die Anwesenheit von Säuren bewirken Stillstand der Bewegung, während durch Zusatz von alkalischen Lösungen die erloschene Flimmerbewegung wieder herbeigeführt, die träge Bewegung lebhafter gemacht werden kann. Den Flimmerzellen sehr ähnlich sind die Geißelzellen (Fig. 2), bei denen die Cilien durch eine oder zwei große und lange Geißeln ersetzt sind, welche zur Fortbewegung dienen. Hierher gehören auch die Samenfäden, welche mit Hilfe ihrer Geißel (des sogen. Schwanzes) sich dem Ei nähern und in dasselbe eindringen. Eine besondere Gruppe sehr niederer Organismen, die Flagellaten, hat von dem Besitz der Geißel (flagellum) ihren Namen (s. Protozoen).

^[Abb.: 1 Flimmerzelle; 2 Geißelzelle mit Kragensaum (von einem Schwamm); n Kern.]

Flimmerlarve, s. Entwickelungsgeschichte.

Flims (rätorom. Flem), Luftkurort des schweizer. Kantons Graubünden, eine Gemeinde des Bezirks Im Boden, mit (1880) 851 Einw. meist rätoromanischer Zunge und protestantischer Konfession, gelegen auf den Vorstufen des südlichen Abhanges der Glarner Alpen, 1102 m ü. M. Die Kuranstalt Waldhaus, ein neuer, großartiger Aktienbau von villenartiger Eleganz, innerlich musterhaft eingerichtet, steht frei auf aussichtsreicher Kuppe, von schattigen Nadelwäldern umgeben, in reizender, windgeschützter Lage, ebenso erfrischendem wie mildem Klima, mit 14° C. mittlerer Sommerwärme. In der Nähe liegt der grüne Caumasee, in geschützter Einsenkung, mit konfortabler Badeanstalt.

Flinck, Govaert (Gottfried), niederländ. Maler, geb. 25. Jan. 1615 zu Kleve, war Schüler von Lambert Jacobsz in Leeuwarden und fand, nach Amsterdam übergesiedelt, Aufnahme in Rembrandts Atelier, dessen Manier er sich nach Kräften aneignete, so daß er unter allen Schülern des Meisters, mit Ausnahme von Eeckhout, demselben am nächsten gekommen ist. Im J. 1652 erhielt er das Bürgerrecht in Amsterdam und starb 2. Febr. 1660 daselbst. Schon zu seinen Lebzeiten war F. sehr geschätzt; namentlich ließen der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und der Prinz Moritz von Nassau viele Bilder, vorzugsweise Porträte, von ihm malen. Er malte Historien (Isaak, den Jakob segnend, im Museum zu Amsterdam; Abraham, die Hagar verstoßend, in Berlin; der Engel, den Hirten die Geburt Christi verkündend, im Louvre zu Paris, u. a.), auch Genrebilder, wie die Wachtstube, in München; seine Hauptthätigkeit erstreckte sich aber auf die Porträtmalerei. Schon mit 22 Jahren leistete er hierin Treffliches, wie das Bildnis eines jungen Mannes in der Eremitage von Petersburg beweist. Auf der vollen Höhe der Meisterschaft zeigt er sich im Regentenstück von 1642 (im Rathaus zu Amsterdam); vortrefflich ist auch das große Schützenstück im Rijksmuseum daselbst, von 1648. Gleich Rembrandt war F. auch ein leidenschaftlicher Sammler von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken, Gemälden, Handzeichnungen und Kupferstichen, wofür nach seinem Tod gegen 12,000 Gulden gelöst wurden. Auch sein Sohn Nic. Ant. F. besaß eine reiche Kollektion, die nach seinem Tod an den Herzog von Devonshire überging.

Flinder, flimmerndes Metallblättchen, s. v. w. Flitter (daher Flinderhaube, die mit dergleichen Schmuck behängte Staatshaube der Frauen im Mittelalter); wird auch auf flatternde und flitternde Dinge (z. B. auf den Schmetterling, den Schleier etc.) übertragen. Vgl. Flindrich.

Flinders, Matthew, Entdeckungsreisender in Australien, geb. 1760 zu Donington in Lincolnshire, begann 1795 in Begleitung des Arztes Baß seine Entdeckungsfahrt längs der Südostküste südlich von Port Jackson, anfangs in einem 2,5 m langen Boot, nahm im Februar 1798 allein die Inseln im Osteingang der Baßstraße auf, vollendete im Oktober in Gemeinschaft mit Baß die Entdeckung der Baßstraße und umfuhr ganz Vandiemensland. Im J. 1801 wurde er von der englischen Regierung auf eine neue Entdeckungsreise ausgeschickt, erhielt aber nur ein altes, notdürftig ausgerüstetes Schiff und nur einen, aber ausgezeichneten Gelehrten, Robert Brown (s. Brown 4), zum Begleiter. Die Resultate seiner Reise waren überaus glänzend. Im Dezember 1801 begann er die Untersuchung der Südküste Australiens bei Kap Leeuwin, unweit dessen eine Bai seinen Namen trägt, ging dann im Juli 1802 gegen N., erforschte die Ostküste von Port Stephens an bis Kap Palmerston und das angrenzende Barrierriff, durchfuhr die Torresstraße, deren einzig sichere Durchfahrt nördlich der Prince of Wales-Inseln er dabei entdeckte, und nahm die Küsten des Carpentariagolfs auf, bis ihn der schlechte Zustand seines Schiffs zur Rückkehr nach Sydney und Europa zwang. Unterwegs litt er auf dem Wreckriff Schiffbruch, wurde aber