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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Förstemann; Forster

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Förstemann - Forster.

triebszeit abhängigen Größe. Die Wirtschaftsfiguren zerfallen in Abteilungen, d. h. gleichartige oder zu gleichartiger Behandlung bei der Betriebsregelung geeignete, durch die Vermessung ausgeschiedene, allseitig begrenzte Flächenabschnitte innerhalb der Wirtschaftsfiguren. In einigen Staaten (Sachsen, Württemberg) heißen diese Flächenabschnitte Unterabteilungen, dagegen die Wirtschaftsfiguren Abteilungen. Betriebsverbände nennt man die Gesamtheit der durch den Betrieb zu einem selbständigen Ganzen verbundenen Waldflächen innerhalb eines Forstreviers. Betriebsklassen (Blöcke) sind Betriebsverbände mit einem selbständigen jährlichen Hiebsatz und angestrebtem regelmäßigen Altersklassenverhältnis des Holzes, Hiebzüge dagegen Betriebsverbände mit regelmäßiger Hiebfolge in derselben örtlichen Richtung und Zeitfolge.

Förstemann, Ernst Wilhelm, Sprachforscher, geb. 18. Sept. 1822 zu Danzig, studierte 1839-43 in Berlin und Halle unter Grimm, Lachmann, Bopp und Pott, wirkte dann als Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt, von 1851 ab am Lyceum zu Wernigerode und bekleidet seit 1866 die Stelle eines Oberbibliothekars der königlichen Bibliothek in Dresden, deren Reorganisation und neue Katalogisierung er durchgeführt hat. Er veröffentlichte: "Altdeutsches Namenbuch" (Nordh. 1854-59, 2 Bde.; 2. Aufl. 1872), das die Personen- sowie Ortsnamen umfaßt, daneben als selbständiges Werk: "Deutsche Ortsnamen" (das. 1863); ferner: "Die gräflich Stolbergsche Bibliothek in Wernigerode" (das. 1866); "Über Einrichtung und Verwaltung von Schulbibliotheken" (das. 1865); "Mitteilungen aus der Verwaltung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden" (Dresd. 1871, 1876 u. 1881) und "Geschichte des deutschen Sprachstammes" (Nordh. 1874-75, Bd. 1 u. 2), sein Hauptwerk. Auch besorgte er eine Ausgabe der Dresdener "Mayahandschrift", eines wichtigen Denkmals der indianisch-amerikanischen Litteratur (Leipz. 1880).

Forster, 1) Johann Reinhold, deutscher Reisender und Naturforscher, geb. 22. Okt. 1729 zu Dirschau in Westpreußen, studierte 1748-51 zu Halle Theologie, daneben alte und neue Sprachen und wurde 1753 Prediger zu Nassenhuben bei Danzig. Hier verwandte er seine Mußestunden auf das Studium der Mathematik, Philosophie und der Natur- und Völkerkunde und bereiste im März 1765 im Auftrag der Kaiserin Katharina II. die Kolonien des Gouvernements Saratow. 1766 begab er sich mit guten Empfehlungen nach England, bekleidete hier zwei Jahre lang die Stelle eines Professors der Naturgeschichte zu Warrington in Lancashire und lebte sodann als Privatmann daselbst, bis er 1772 den Antrag erhielt, Cook auf seiner zweiten Entdeckungsreise als Naturforscher zu begleiten. Diese Reise ward von seinem Sohn Georg, nach den Tagebüchern des Vaters, ausführlich beschrieben, da sich letzterer verpflichtet hatte, nichts von dem offiziellen Bericht Gesondertes darüber drucken zu lassen; doch gab F. nachher reiche Notizen über Gegenstände der physikalischen Erdbeschreibung und Naturgeschichte, die er auf dieser Reise gesammelt hatte, unter dem Titel: "Observations made during a voyage round the world" (Lond. 1778; deutsch von seinem Sohn, Berl. 1779-80, 2 Bde.; 2. Aufl. 1783, 3 Bde.) heraus. Die juristische Doktorwürde, welche ihm die Universität Oxford 1775 erteilte, war die einzige Belohnung, die er nach seiner Rückkehr erhielt, weil die englische Regierung den von seinem Sohn bearbeiteten Reisebericht als eine Umgehung jener Verpflichtung betrachtete, auch Bemerkungen darin fand, die ihr nicht angenehm waren. Schuldenhalber verhaftet, ward F. durch König Friedrich II. von Preußen ausgelöst und erhielt von demselben eine Anstellung als Professor der Naturgeschichte in Halle (1780), wo er 9. Dez. 1798 starb. F. sprach und verstand 17 Sprachen, darunter Koptisch und Samaritanisch; auch besaß er eine ungemeine Kenntnis der Litteratur in allen Fächern und zählt zu den ersten Forschern seiner Zeit in Botanik und Zoologie. Er schrieb außer dem Genannten unter anderm: "Introduction into mineralogy" (Lond. 1768); "Flora Americae septentrionalis" (das. 1771); "Liber singularis de bysso antiquorum" (das. 1776); "Zoologiae rarioris specilegium" (Halle 1781, 2. Aufl. 1795); "Geschichte der Entdeckungen und Schiffahrten im Norden" (Frankf. a. O. 1784); mit seinem Sohn: "Descriptio characterum et generum plantarum, quas in itinere ad insulas maris australis 1772-75 coll." (Lond. 1776; deutsch von Kerner, Götting. 1776) und mit demselben und Sprengel: "Beiträge zur Völker- und Länderkunde" (Leipz. 1781-83, 3 Bde.). Auch gab er ein "Magazin neuer Reisebeschreibungen" (Leipz. 1790-98, 10 Bde.) heraus.

2) Johann Georg Adam, Reisender und Reiseschriftsteller, ältester Sohn des vorigen, geb. 26. Nov. 1754 zu Nassenhuben bei Danzig, folgte als elfjähriger Knabe seinem Vater nach Saratow, setzte dann in Petersburg seine Studien fort und begleitete hierauf jenen nach England. Erst 17 Jahre alt, durfte er seinen Vater als Botaniker 1772 auf der zweiten Reise Cooks begleiten. Zurückgekehrt, lebte er eine Zeitlang in Paris und Holland und erhielt hierauf in Kassel einen Lehrstuhl der Naturgeschichte an der dortigen Ritterakademie, den er sechs Jahre lang einnahm, bis er 1784 einem Ruf als Lehrer der Naturgeschichte nach Wilna folgte, worauf er sich mit Therese Heyne, der Tochter des Göttinger Professors Heyne, vermählte. Das Leben aber und die Gesellschaft in Wilna behagten ihm in keiner Weise, auch blieben die ihm gemachten glänzenden Versprechungen unerfüllt, weshalb er 1788 einen Ruf als Bibliothekar des Kurfürsten von Mainz annahm. Die Zwitterstellung Forsters als protestantisch und humanistisch Gesinnten in einem geistlichen Staat und gegenüber dem Mainzer Hofleben konnte ihn in einem gewissen kosmopolitischen Republikanismus nur bestärken. Derselbe führte ihn 1792 zum Anschluß an die Mainzer Klubbisten. 1793 nach Paris gesandt, um die Vereinigung des linken Rheinufers mit Frankreich zu erwirken, sah sich F. nach der im Sommer 1793 erfolgten Eroberung von Mainz durch die deutschen Heere heimatlos, während ihm zugleich der Anblick der Pariser Zustände seine republikanischen Ideale zerstörte. Entschlossen, nach Indien zu gehen, begann er mit Eifer das Studium der morgenländischen Sprachen, starb aber schon 11. Jan. 1794 in Paris. F. gehört zu den klassischen Schriftstellern Deutschlands; als sein Hauptwerk sind seine "Ansichten vom Niederrhein etc." (Berl. 1791-94, 3 Bde.; neu hrsg. von Buchner, Leipz. 1868) zu bezeichnen, in denen sich sein musterhafter Stil, seine geist- und gemütvolle Auffassung von Kunst, Litteratur, Politik und Leben am prägnantesten darlegen. Auch seine "Beschreibung einer Reise um die Welt in den Jahren 1772-75" (nach dem Tagebuch seines Vaters bearbeitet, Berl. 1784, 3 Bde.) und seine "Kleinen Schriften, ein Beitrag zur Länder- und Völkerkunde, Naturgeschichte und Philosophie des Lebens" (das. 1789-97, 6 Bde.) bekunden überall den scharfen Be-^[folgende Seite]