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Franciade - Franck.
zu Florenz, studierte bei Albertinelli und wurde der Freund Andrea del Sartos. 1513 malte er gemeinsam mit diesem in Santa Annunziata de' Servi zu Florenz; von ihm rührt darin das treffliche Fresko: Vermählung der heiligen Jungfrau, her, das er leider selbst, erbittert über die zu frühe Aufdeckung durch die Mönche, durch einen Hammerschlag beschädigte. Im Abendmahl des Refektoriums von San Giovanni della Calza bleibt er an solider Durchbildung hinter jenem zurück. Sein Ölbild in Dresden: Bathseba von David belauscht (1523), zeigt ihn seinem Vorbild Andrea del Sarto beträchtlich nachstehend. Am besten sind Franciabigios Porträte: im Palazzo Pitti befindet sich von ihm das Bildnis eines jungen Mannes (1514) von liebenswürdiger Ruhe des Ausdrucks und seelenvollem Blick; im Palazzo Capponi ein andres vortreffliches (1517), das den Maler wahrscheinlich selbst darstellt; im Berliner Museum das eines Jünglings (1522), durch edle Auffassung und Freiheit der Behandlung hervorragend. F. starb 24. Jan. 1525 in Florenz.
Franciade (franz., spr. frangssiád), im franz. Revolutionskalender eine Periode von vier Jahren, an deren Ende außer den in jedem Jahr üblichen fünf Schalttagen noch ein sechster Tag eingeschaltet wurde, der zur Erneuerung des Schwurs, "frei zu leben oder zu sterben", bestimmt war; speziell führte auch dieser Schalttag den Namen F. (vgl. Kalender). Auch ist F. Titel von Heldengedichten über Frankreich (z. B. von Ronsard, von Viennet u. a.).
Francien (Isle de France), im Mittelalter ein Herzogtum in Frankreich, eins der vier großen Kronlehen des Reichs, das in den Zeiten seiner höchsten Blüte die Grafschaften Paris, Orléans, Melun und Etampes umfaßte und die Lehnshoheit über die Grafschaften Anjou, Touraine, Blois, Chartres, Gâtinais, Maine und Senlis besaß. Als erster Herzog von F. wird Robert der Starke genannt, der mit Auszeichnung gegen die Bretonen und Normannen kämpfte, von Karl dem Kahlen denjenigen Teil von Anjou erhielt, welcher den Namen Entre-Maine führte, 865 einen Sieg über die Normannen an der Loire errang und gegen dieselben bei Bissarte 866 blieb. Ihm folgte sein Sohn Eudo (Odo), gewöhnlich Graf von Paris genannt, welcher 888 zum König von Frankreich ausgerufen wurde und die Normannen schlug. Nach seinem Tod (898) folgte sein Bruder Robert II., der auch 922 als Gegenkönig Karls des Einfältigen auftrat, aber in der Schlacht von Soissons 923 fiel. Sein Sohn Hugo d. Gr., der die Schlacht zwar gewann, aber die Krone ausschlug, wurde 936 Vormund Ludwigs IV. und eroberte die Hälfte von Burgund. Als ihn hierauf der König aus Mißtrauen verbannte, fing er Krieg gegen diesen an, der 942 damit endete, daß Hugo auch noch die andre Hälfte von Burgund und Neustrien erhielt. Er starb 956. Sein Sohn Hugo Capet wurde nach Ludwigs V. Ableben 987 in Noyon zum König gewählt und ist somit der Stifter der fränkischen Königsdynastie der Kapetinger. Das Herzogtum F. bildete fortan den Kern der kapetingischen Monarchie. Sein Gebiet bildete im wesentlichen später das Gouvernement Isle de France, das ca. 22,000 qkm (400 QM.) groß war und das Departement Seine sowie Teile der Departements Aisne, Oise, Seine-et-Marne, Seine-et-Oise und zu einem Teil Somme umfaßte.
Francigenum opus, latein. Bezeichnung einer mittelalterlichen Bauart, welche Ziegelmauern mit Hausteinplatten verblendete, um das wertvolle Material von durchgehenden Hausteinen zu sparen; im weitern Sinn Bezeichnung für die Bauwerke der in Frankreich entstandenen Frühgotik.
Francillon (spr. frangßijong), Robert Edward, engl. Schriftsteller, geb. 1841 zu Gloucester als Sohn eines Richters, studierte in Cambridge die Rechte, wurde 1864 Rechtsanwalt zu London und übernahm 1867 die Redaktion des "Law Magazine". In der Folge widmete er sich mehr und mehr der schönen Litteratur. Zwar gingen seine ersten in "Blackwood's Magazine" veröffentlichten Novellen: "Grace Owen's engagement" und "Earl's dene" (Lond. 1870), ziemlich unbemerkt vorüber; dagegen fanden die beiden folgenden: "Pearl and emerald" (1872) und "Zelda's fortune" (1873), in denen sich ein geschickter Realismus mit großem Hang nach Abenteuerlichkeit verbindet, um so mehr Beachtung. Seine Stellung in der Belletristik war jetzt gesichert. Es folgten die Romane: "Olympia" (1874), "A dog and his shadow" (1876), "Strange waters" (1878), "Queen Cophetua" (1880; deutsch, Berl. 1885) und eine Reihe von Weihnachtsgeschichten: "Streaked with gold", "Like a snowball", "Rave good luck", "In the dark" u. a. Auch schrieb er Skizzen aus dem sozialen Leben Londons: "National characteristics and flora and fauna of London" (1872), und außer vielen Liedern die Kantaten: "The rosemaiden" und "The corsair" (von Cowen komponiert).
Francis, Sir Philip, der mutmaßliche Verfasser der sogen. Juniusbriefe; s. Junius, Briefe des.
Francisation (franz., Französierung), Abgabe von den in Frankreich gebauten Schiffen für Erteilung eines Scheins über Besitzer, Herkunft etc. (acte de f.); für die im Ausland gebauten Schiffe kommt dazu noch eine besondere Abgabe.
Francisboot, ein Rettungsboot besonderer Art, s. Rettungswesen zur See.
Francisca, Wurfaxt und Nationalwaffe der Franken, s. Metallzeit.
Franciscus der Heilige, s. v. w. Franz von Assisi, s. Franziskaner.
Franck, 1) Sebastian, vorzüglicher deutscher Prosaist des 16. Jahrh., geb. 1499 zu Donauwörth in Schwaben, studierte zu Heidelberg und ward Priester in Augsburg. Er wendete sich der Reformation zu und wurde protestantischer Geistlicher in Gustenfelden bei Nürnberg, zerfiel aber mit dem Luthertum, bekämpfte den Mißbrauch der Lehre vom Glauben in der Schrift "Vom Laster der Trunkenheit" (1528) und siedelte 1529 nach Straßburg über. Als er hier seine "Chronica: Zeitbuch und Geschichtbibel von Anbeginn bis 1531" (Straßb. 1531, Ulm 1536; fortgesetzt von F. selbst bis 1543, sodann von einem Ungenannten bis 1551, o. O. 1551; holländ., Bolswart 1549), vielleicht die erste Weltgeschichte in deutscher Sprache, veröffentlichte, in der er sehr freisinnige Ansichten äußerte und die unbedingte Religionsfreiheit verteidigte, ward er 1531 auf Erasmus' Betrieb aus Straßburg verwiesen. Er wandte sich nach Eßlingen, wo er sich als Seifensieder nährte, 1533 nach Ulm, wo er eine Buchdruckerei errichtete. Von den Lutheranern, namentlich dem Ulmer Pfarrer Frecht, hartnäckig verfolgt, ward F. 1539 auch aus Ulm vertrieben und ging nach Basel, wo er 1542 starb, ein Mann von echt christlicher Frömmigkeit, männlichem Freimut und unparteiischer Wahrheitsliebe. Er schrieb noch: "Paradoxa und 280 Wunderreden" (Ulm 1533); "Weltbuch: Spiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens" (Tübing. 1534); "Germania oder Chronica des ganzen teutschen Lands" (Augsb. 1538 u. öfter);