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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Franz

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Franz (König von Spanien) - Franz (Zuname).

Am 3. Febr. 1859 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie, Tochter des Herzogs Maximilian in Bayern und Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich. In kritischer Zeit, 22. Mai 1859, starb Ferdinand II. und hinterließ die Krone dem durchaus unfähigen und unvorbereiteten Sohn. So blieb denn auch die alte Kamarilla am Ruder, an ihrer Spitze die verwitwete Königin, und führte, zumal nach dem Ausbruch des Kriegs zwischen Österreich und Sardinien, ein solches Schreckensregiment, daß selbst die fremden Gesandten F. die Notwendigkeit vorstellten, Reformen eintreten zu lassen und insbesondere nicht zu dulden, daß Unschuldige auf bloße Verdachtsgründe hin mit Kerker oder Verbannung bestraft würden. Eine Aufforderung Viktor Emanuels, an dem Kampf gegen Österreich teilzunehmen, wurde natürlich zurückgewiesen. Am 4. April 1860 gab Palermo das Signal zum Aufstand. Zwar wurde derselbe hier rasch unterdrückt, verbreitete sich aber schnell über das ganze Land, zumal als Garibaldi 11. Mai mit seiner Freischar in Marsala landete. Garibaldi nahm Palermo, Messina und setzte sodann aufs Festland über, um sich gegen Neapel selbst zuwenden, wobei er durch die Feigheit und Unzuverlässigkeit der königlichen Generale wesentlich unterstützt wurde. Zu spät (25. Juni 1860) entließ F. seine Minister, berief Spinelli und andre Konstitutionelle in das Ministerium, stellte die alte Verfassung von 1848 wieder her, verkündete eine ausnahmslose Amnestie für alle politischen Vergehungen, ließ die dreifarbige Fahne aufziehen u. dgl. Die Versprechungen, welche so oft nicht gehalten worden waren, fanden aber keinen Glauben mehr; das königliche Heer löste sich auf, die Flotte fiel ab, selbst in den Rat des Königs hatte sich der Verrat eingeschlichen, und F. blieb nichts weiter übrig, als sich mit dem kleinen ihm treu gebliebenen Rest seiner Truppen hinter den Volturno zurückzuziehen und, als die sardinischen Truppen in den Kampf eingriffen, sich in die Festung Gaeta zu werfen, wo er sich (gestützt auf seine energische und ritterliche Gemahlin) noch drei Monate hielt. Erst 13. Febr. 1861 kapitulierte er und begab sich mit der Königin nach Rom, wo er einige Jahre lebte, später nach Bayern. Vergeblich protestierte er gegen die Annexion seiner Länder an das Königreich Italien und suchte durch Unruhen, welche Briganten in seinem Sold anstifteten, die sardinische Herrschaft wieder zu stürzen. Er lebt jetzt meist in Rom und ist kinderlos.

[Spanien.] 14) F. de Assisi Maria Ferdinand, König von Spanien, Herzog von Cadiz, Sohn des span. Infanten Franz de Paula, geb. 13. Mai 1822, körperlich schwach und geistig höchst unbedeutend, wurde deswegen auf Betrieb Ludwig Philipps von Frankreich, der seinem Sohn Montpensier, dem Gemahl der jüngern Schwester, Luise, oder wenigstens dessen Nachkommen die spanische Krone zuwenden wollte, 1846 mit der Königin Isabella II. vermählt und erhielt am Tag der Vermählung (10. Okt.) den Titel König und Generalkapitän der Armee, wurde aber von seiner Gemahlin aufs schamloseste vernachlässigt, folgte ihr nach ihrem Sturz (September 1868) zwar ins Exil, trennte sich jedoch vertragsmäßig vollständig von ihr.

Franz, 1) Agnes, Dichterin, geb. 8. März 1794 zu Militsch in Schlesien, siedelte nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter nach Steinau und dann nach Schweidnitz über. Infolge eines Sturzes gebrechlichen Körpers, fand sie ihre Freude in poetischem Schaffen und im Wohlthun. Von Landeck aus, wohin sie mit ihrer Mutter geflüchtet war, erließ sie 1813 einen erfolgreichen poetischen Aufruf an die Schlesierinnen, ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes niederzulegen. Nach dem Tode der Mutter (1822) lebte sie in Wesel, wo sie eine Arbeitsschule für arme Mädchen gründete, dann in Siegburg bei Bonn und siedelte 1837 nach Breslau über, wo sie 13. Mai 1843 starb. Von ihren Schriften verdienen die "Gedichte" (Hirschb. 1826; 2. Aufl., Essen 1837), die "Parabeln" (Wesel 1829, neue Sammlung 1841; 4. Aufl., Soest 1862) und die "Volkssagen" (Leipz. 1830; 2. Aufl., Wesel 1838) Beachtung. Sie schrieb außerdem Erzählungen u. Romane ("Angela", Essen 1831, u. a.); "Buch für Kinder" (Berl. 1840; 2. Aufl. als "Buch der Kindheit und Jugend", 1850); "Mein Vermächtnis an die Jugend" (das. 1844). Ihren litterarischen Nachlaß gab Julie v. Großmann heraus (Berl. 1844, 4 Bde., mit Biographie).

2) Johannes, Hellenist, geb. 3. Juli 1804 zu Nürnberg, studierte in München, habilitierte sich 1830 daselbst, begleitete 1832 als Dolmetsch den König Otto nach Griechenland, mußte es aber schon Ende 1833 aus politischen Gründen wieder verlassen, lebte hierauf in Italien, hauptsächlich in Rom, siedelte 1839 als Mitarbeiter am "Corpus inscriptionum graecarum" nach Berlin über, wurde dort 1840 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor an der Universität und starb auf der Heimreise aus dem Bad Langewiese 1. Dez. 1851. F. besaß eine hervorragende Kenntnis der alt- und neugriechischen Sprache, so daß er sie mündlich und schriftlich mit gleicher Gewandtheit handhabte. Seinen wissenschaftlichen Arbeiten fehlte es an Scharfsinn und Methode. Wir nennen: "Hellenismos" (Leipz. 1835), eine Grammatik des Altgriechischen in griechischer Sprache; die Grammatik des Neugriechischen in lateinischer Sprache (das. 1837); das deutsch-griechische Wörterbuch (das. 1838, 2 Bde.). Seiner Berliner Thätigkeit verdanken wir den 3. Band des "Corpus inscriptionum graecarum" und Vorarbeiten zu der von E. Curtius vollendeten 1. Abteilung des 4. Bandes (s. Böckh 2) sowie die "Elementa epigraphices graecae" (Berl. 1840). Er edierte außerdem den Lysias (Münch. 1831) und die Orestie des Äschylos mit deutscher Übersetzung (Leipz. 1846).

3) Robert, Liederkomponist, geb. 28. Juni 1815 zu Halle a. d. Saale, zeigte frühzeitig entschiedene Anlage zur Musik, konnte jedoch, da seine Eltern ihn ausschließlich zum wissenschaftlichen Studium anhielten, mit Ausbildung derselben erst im 20. Jahr beginnen. Nach Absolvierung des Gymnasiums 1835 begab er sich nach Dessau, um unter Leitung Friedr. Schneiders Musik zu studieren, und machte sich hier mit der Kunst des Tonsatzes völlig vertraut, obwohl ihm die künstlerische Richtung und die trockne Lehrmethode seines Meisters wenig zusagten. 1837 nach Halle zurückgekehrt, hatte er jahrelang zu warten, bis er einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Wirkungskreis und einen Verleger für seine Kompositionen fand; er benutzte diese Zeit zu einem gründlichen Studium der Werke Bachs und Händels, welches ihn zu den später unternommenen Bearbeitungen des instrumentalen Teils derselben vorbereitete, zunächst aber sein eignes Schaffen vorteilhaft beeinflußte. 1843 trat er mit seinen ersten Liedern (Op. 1) in die Öffentlichkeit, welche R. Schumann in der "Neuen Zeitschrift für Musik" so warm empfahl, daß die musikalische Welt auf den Künstler aufmerksam wurde und sich ihm nun auch in seiner Vaterstadt ein Wirkungskreis eröffnete, zuerst als Organist der Ulrichskirche, dann als Dirigent der Singakademie, endlich als Universitätsmusikdirektor. In der Folge dran-^[folgende Seite]