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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fricke; Frickthal; Frida; Friderich; Fridigern

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Fricke - Fridigern.

er sich namentlich durch die selbständige Verteidigung von Neufahrwasser aus. 1813 trat er aufs neue in das Heer und wurde Major und Kommandeur des 1. ostpreußischen Landwehrbataillons, an dessen Spitze er bei Dennewitz kämpfte und 19. Okt. 1813 als einer der ersten das Grimmaische Thor in Leipzig erstürmte und in die Stadt eindrang. Nach Beendigung des Kriegs machte er sich in Ostfriesland um die Einführung der preußischen Verwaltung verdient, trat jedoch 1815 abermals in die Armee ein und zeichnete sich namentlich in der Schlacht bei Ligny aus, kehrte dann aber dauernd in den Justizdienst zurück, wurde 1829 Rat im Generalauditoriat, 1837 Generalauditeur der Armee und starb 7. Nov. 1856. Er schrieb: "Das preußische Militärstrafrecht" (Berl. 1835); "Geschichte des Kriegs in den Jahren 1813 und 1814, mit besonderer Rücksicht auf Ostpreußen und das Königsberger Landwehrbataillon" (Altenb. 1843); "Geschichte der Blockade Küstrins in den Jahren 1813-1814" (Berl. 1854); "Geschichte der Befestigungen und Belagerungen Danzigs" (das. 1854). Von der "Preußischen Militärgesetzsammlung" (Berl. 1836 ff.) gab F. die ersten 5 Bände heraus. Die Stadt Leipzig errichtete ihm 1863 an der Stelle des ehemaligen Grimmaischen Thors ein Denkmal.

Fricke (Frikke),1) Friedrich Wilhelm, pädagog. Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1810 zu Braunschweig, studierte 1833-37 auf der Universität Göttingen, wo er sich namentlich dem Philosophen Herbart anschloß. Nach dessen pädagogischen Ideen gründete F. 1837 in Göttingen eine Erziehungsanstalt und leitete 1841-52 die Realschule in München-Gladbach, mit der er wiederum ein große Erziehungsanstalt verband. Gesundheitshalber zurückgetreten, weilte F. dann länger in Belgien und Frankreich und ließ sich 1854 in Wiesbaden nieder, wo er nach und nach als Rektor die Leitung der höhern Töchterschule und nebenamtlich Anteil an der Prüfung der Kandidaten des höhern Lehramtes, Unterricht in der herzoglichen Familie etc. übernahm. 1870 legte er seine Ämter nieder und zog sich auf sein Landgut Maienbrunn bei Bamberg zurück, das er aber 1875 verkaufte, um wieder nach Wiesbaden überzusiedeln. Er schrieb: "Deklamatorik" (Mainz 1862); "Weltgeschichte in Gedichten" (1862); "Sittenlehre" (Gera 1872); "Überbürdung der Schuljugend" (Berl. 1882); "Prinzessin Ilse" (Stuttg. 1883). Sein Hauptwerk ist die "Erziehungs- und Unterrichtslehre" (Mannh. 1881-82). F. ist zugleich ein begeisterter Anwalt der rein phonetischen Rechtschreibung; er gründete 1876 den "Ferein für fereinfachte deutsche Rechtschreibung" und dessen Zeitschrift "Reform" (Brem., seit 1877), 1885 den Verein zur Verbreitung der Lateinschrift.

2) Gustav Adolf, protest. Theolog, geb. 23. Aug. 1822 zu Leipzig, woselbst er studierte und sich 1846 zugleich in der theologischen und philosophischen Fakultät habilitierte und 1849 außerordentlicher Professor der Theologie wurde. Seit 1851 ordentlicher Professor der Theologie in Kiel, kehrte er 1865 als Oberkatechet an St. Petri nach Leipzig zurück und trat 1867 als ordentlicher Professor in die theologische Fakultät zu Leipzig. F. ist zugleich Vorsitzender der Meißener Konferenz und des Zentralvorstandes des Gustav Adolfs-Vereins sowie Pfarrer zu St. Petri in Leipzig. Außer zahlreichen Predigten sind unter seinen Schriften zu nennen: "Kirchengeschichte der ersten acht Jahrhunderte" (Leipz. 1850); "De mente dogmatica loci Paulini ad Rom. 5, 12 sq." (das. 1880); "Das exegetische Problem im Brief Pauli an die Galater, Kap. 3, 20" (das. 1880).

Frickthal, das vom Jura zum Rhein abfallende aargauische Halbthal, umfaßt die Bezirke Laufenburg (14,407 Einw.) und Rheinfelden (11,417 Einw.). Das Dorf Frick (940 Einw.) liegt in einem Seitenthal; dieses ist von der Sisseln und deren Nebenadern durchflossen, ein gutes Getreideland und erzeugt viel Kirschwasser. Von jeher passierte hier der Verkehr des Bözbergs, also auf der kürzesten Linie Zürich-Basel; seit dem Bau der Bözbergbahn ist neues Leben eingekehrt. In Stein vereinigt sich mit ihr die Rheinlinie: Koblenz-Laufenburg-Rheinfelden-Augst-Basel. In Heiningen sind mit mehr Ausdauer als Erfolg Bohrversuche auf Steinkohlen ausgeführt worden. Seit 1842, resp. 1845 sind die "Rheinsalinen" (s. Rheinfelden) errichtet. Bis 1803 war das F. ein Teil der vorderösterreichischen Lande; daher herrscht dort die katholische Konfession. Vgl. Birrcher, Das F. (Aarau 1859).

Frida, Emil Bohuslaw, unter dem Pseudonym Jaroslaw Vrchlický bekannter tschech. Dichter, geb. 1853 zu Laun in Böhmen, studierte zu Prag Philosophie und Geschichte und wurde Lehrer, dann Sekretär am tschechischen Polytechnikum daselbst. Wir nennen von seinen Dichtungen (in tschechischer Sprache), die ihm einen hervorragenden Platz unter den Dichtern seines Vaterlandes anweisen: "Aus den Tiefen", "Glücksträume", "Epische Gedichte", "Vittoria Colonna", "Geist und Welt", "Symphonie", "Mythen" (2 Bde.), "Lieder und Eklogen"; die Trauerspiele: "Drahomira" und "Der Tod des Odysseus"; die Lustspiele: "In der Tonne des Diogenes", "Eine Nacht auf dem Karlstein". Neuerdings veröffentlichte er: "Neue epische Gedichte" (1880), das Epos "Hilarion" (1882), "Sphinx", "Sonette", "Panthéon" etc. Daneben übertrug er Werke von Victor Hugo, Leopardi, Balzac, Dumas, Dantes "Göttliche Komödie" u. eine Anthologie aus der neuesten französischen Lyrik. Eine Auswahl seiner Gedichte übersetzte Grün (Leipz. 1886) ins Deutsche.

Friderich, Charles Marie, schweizer. Staatsmann und Rechtsgelehrter, geb. 1828 zu Genf, wurde 1862 in den Verfassungsrat des Kantons Genf gewählt, in welcher Stellung er thätig an dem Sturz der Diktatur James Fazys mitwirkte, und 1864 Mitglied der Genfer Regierung, welcher er während der Herrschaft der Independenten bis 1870 angehörte. Das Genfer Verfassungsgesetz von 1868, welches die Gleichstellung der Bürger des ganzen Kantons zur Wirklichkeit machte, war hauptsächlich sein Werk; ebenso hatte er Anteil an der Vorlage zweier Verfassungsgesetze von 1870, welche die Einführung des Referendums und Vermehrung der Wahlkreise bezweckten, vom Volk jedoch verworfen wurden, was den Rücktritt der Independenten-Regierung zur Folge hatte. Dem schweizerischen Nationalrat gehörte F. bis 1875 an und war 1872 Präsident desselben. Als hervorragender Jurist leistete er als Mitglied der Legislative der Eidgenossenschaft große Dienste, namentlich bezüglich der Bearbeitung der Entwürfe für ein einheitliches Handels- und Obligationenrecht. Er starb 9. Jan. 1880.

Fridigern (Fritigern), Stammfürst der Westgoten aus dem Geschlecht der Balthen, trat zum arianischen Christentum über und unterwarf sich der Herrschaft Hermanrichs, ging aber 376 nach dem Einbruch der Hunnen mit dem größern Teil der Westgoten über die Donau auf römisches Gebiet, wo der Statthalter Lupicinus dieselben dem größten Mangel und Elend preisgab. Als der Römer aber bei einem Gastmahl auch einen Versuch gegen Fridi-^[folgende Seite]