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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fröhlich; Fröhliche Wiederkunft; Frohn; Frohschammer; Frohsdorf; Frohse; Froissart

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Fröhlich - Froissart.

eine Pfarrkirche, Plüschweberei, Schnellbleicherei, Färberei und Zigarrenfabrikation, Braunkohlengruben und (1880) 2895 evang. Einwohner. Südlich davon ein altertümliches Schloß mit Park, an der Stelle einer einst berühmten, vom Markgrafen Wiprecht oft bewohnten Burg, und das vielbesuchte "Jägerhaus".

Fröhlich, Abraham Emanuel, schweizer. Dichter, besonders als Fabeldichter geachtet, geb. 1. Febr. 1796 zu Brugg im Aargau, studierte zu Zürich Theologie, ward 1827 Professor der deutschen Litteratur an der Kantonschule zu Aarau und 1835 Rektor der dortigen Bezirksschule, wo er 1836 zugleich das Diakonat erhielt. Er starb 1. Dez. 1865 in Baden bei Aarau. Als Schriftsteller war F. zuerst mit seinen "Fabeln" (Aarau 1825, 2. Aufl. 1829) aufgetreten, denen 1827 ein Bändchen "Schweizerlieder" folgte. Er schrieb dann: "Das Evangelium Johannis in Liedern" (Leipz. 1835); "Elegien an Wiege und Sarg" (das. 1835); die Epen: "Ulrich Zwingli" (Zürich 1840), "Ulrich von Hutten" (das. 1845) und "Johann Calvin" (das. 1864); ferner die streng konservativ gehaltenen Schriften: "Der junge Deutsch-Michel" (3. Aufl., das. 1846) und "Reimsprüche aus Staat, Kirche und Schule" (das. 1850). Ein rein lyrischer Ton waltet in den "Trostliedern" (Zürich 1851, neue Sammlung 1864) vor. Gesammelt erschienen seine Werke Frauenfeld und Zürich 1853-61, 6 Bde., in Auswahl Aarau 1884. Noch sind zu erwähnen seine im Auftrag der Regierung veröffentlichten "Auserlesenen Psalmen und geistlichen Lieder für die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Aargau" (2. Aufl., Aarau 1845) und seine Schrift "Über den Kirchengesang der Protestanten" (das. 1846). Von 1831 bis 1838 gab F. die "Alpenrosen" heraus.

Fröhliche Wiederkunft, Jagdschloß, s. Hummelshain.

Frohn, s. Fron.

Frohschammer, Jakob, freisinniger kath. Theolog und Philosoph, geb. 6. Jan. 1821 zu Illkofen bei Regensburg, studierte in München Philosophie und Theologie, wurde 1847 zum katholischen Priester geweiht, habilitierte sich 1850 an der Münchener Universität als Privatdozent der Theologie und trat nach dem Erscheinen seiner "Beiträge zur Kirchengeschichte" (1850), einer Schrift "Über den Ursprung der menschlichen Seelen" (Münch. 1854) und seines offenen Sendschreibens an K. Vogt: "Menschenseele und Physiologie" (das. 1855) als Professor der Philosophie 1855 in die philosophische Fakultät über. Da seine Schriften: "Einleitung in die Philosophie" (Münch. 1858), "Über die Aufgabe der Naturwissenschaft" (das. 1861) und besonders "Über die Freiheit der Wissenschaft" (das. 1861) in Rom Anstoß erregten und F. den geforderten Widerruf verweigerte, so wurde er 1863 suspendiert, setzte aber den Kampf gegen die kirchliche Autorität und das Unfehlbarkeitsdogma in einer Reihe von Broschüren fort, ohne sich indes der ihm als Halbheit erscheinenden altkatholischen Bewegung anzuschließen. Als Philosoph ist er in seinem zugleich gegen Dogma und Materialismus gerichteten Buch "Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft" (Wien 1868) gegen beide polemisch und neuerlich mit einem metaphysischen Versuch: "Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses" (Münch. 1877), der in naturphilosophischer Weise der bewußtlos verständig schaffenden Einbildungskraft die Vermittlerrolle zwischen Vernunft (Geist) und Sinnlichkeit (Natur) zuweist, und mit den Erläuterungsschriften: "Monaden und Weltphantasie" (das. 1879), "Über die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie Kants und Spinozas" (das. 1879), "Über die Prinzipien der Aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben" (das. 1881), "Über die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwickelung" (das. 1883) und "Über die Organisation und Kultur der menschlichen Gesellschaft" (das. 1885) aufgetreten.

Frohsdorf, Dorf im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Bezirkshauptmannschaft Wiener-Neustadt, zwischen der Leitha und dem Rosaliengebirge, mit (1880) 600 Einw. und einem schönen Schloß mit Park, das früher der Witwe Murats gehörte und von 1846 an vom Grafen Heinrich von Chambord, dem Vertreter der ältern Hauptlinie des Hauses Bourbon, bis zu seinem Tod (1883) als Sommerresidenz benutzt wurde.

Frohse, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Kalbe, links an der Elbe und 2 km nordwestlich von Schönebeck, mit mehreren chemischen Fabriken und (1885) 1621 evang. Einwohnern. Am 10. Jan. 1278 hier Schlacht zwischen dem Erzbischof Günther von Magdeburg und Otto IV. von Brandenburg, der in Gefangenschaft geriet.

Froissart (spr. froassár), Jean, franz. Dichter und Historiker, geb. 1333 zu Valenciennes im Hennegau, wo ihm auch 1856 ein Denkmal errichtet ward, war für den geistlichen Stand bestimmt, fühlte sich aber mehr von der Poesie angezogen und begann in seinem 20. Jahr die Geschichte der Kriege seiner Zeit zu schreiben. Er erfreute sich am Hofe von England, wohin er sich 1356 begab, großer Gunst, namentlich bei Eduards III. Gemahlin Philippa von Hennegau. Nach einer Wanderung durch ganz Frankreich kehrte er 1361 nach England zurück, wo ihn die Königin zu einem ihrer "Clarks" ernannte und ihn in seinen dichterischen Arbeiten förderte. Aus Hang zum Abenteuerlichen besuchte er die Hochgebirge von Schottland und folgte dem Schwarzen Prinzen, Eduard von Wales, nach Aquitanien und Bordeaux. Auch Italien bereiste er, um geschichtliches Material zu sammeln. 1369 erhielt er im Hennegau die Pfründe von Lestines; gleichwohl zog er auch jetzt noch abenteuernd umher und trat endlich als Sekretär in die Dienste des Herzogs Wenzel von Brabant und Luxemburg, aus dessen und seinen eignen Poesien er eine Art Roman: "Mellador", bildete. Nach Wenzels Tod (1383) trat er in die Dienste des Grafen Gui von Blois und lernte auf einer Reise zu Gaston III. von Foix den Ritter Messire Espaing de Lion kennen, der allen Kriegszügen seiner Zeit beigewohnt hatte und ihm die genauesten Mitteilungen über dieselben machte. Nach weitern Reisen ging F. 1395 wieder nach England, kehrte aber bald an den französischen Hof und von da in sein Vaterland zurück und starb als Kanonikus und Schatzmeister in Chimay Anfang des 15. Jahrh. - Sein großes Geschichtswerk, welches von 1326 bis 1400 reicht, ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des 14. Jahrh. und schildert in phantasiereicher, dramatischer Darstellung und blühender, lebensfrischer Sprache die Begebenheiten in England und Schottland unter Eduard III. und Richard II., die Geschicke Frankreichs unter den Königen Johann und Karl V. und Karl VI. mit den gleichzeitigen Ereignissen auf der Pyrenäenhalbinsel und in den niederländischen Provinzen; Nachrichten über die übrigen Länder reihen sich an. Sein Material schöpfte F. zum geringsten Teil aus Büchern, zum größten aus eigner Beobachtung, persönlicher Nachforschung und mündlichen Berichten Mithandelnder. Er erzählt ohne bewußte Parteilichkeit und strebt nach Zuver-^[folgende Seite]