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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gallengang; Gallenläuse; Gallenmilben; Gallenrisse; Gallensäuren; Gallenseife; Gallensteine

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Gallengang - Gallensteine.

between church and state in Italy" (1879, 2 Bde.); "South America" (1881); "A summer tour in Russia" (1882); "Iberian reminiscences" (1883, 2 Bde.); "Episodes of my second life" (1884, 2 Bde.) u. a.

Gallengang, s. Leber.

Gallenläuse, s. Blattläuse.

Gallenmilben, s. Milben.

Gallenrisse, beim Gußstahl, s. Galle, S. 853.

Gallensäuren, die der Galle eigentümlichen und in derselben überwiegend an Natron gebundenen Säuren, besonders Glykocholsäure und Taurocholsäure, werden gewonnen, indem man frische Ochsengalle bis fast zur Trockne verdampft, den Rückstand mit kaltem Alkohol auszieht, die alkoholische Lösung mit Tierkohle entfärbt und Äther hinzufügt. Die ausgeschiedenen Salze zersetzt man mit Schwefelsäure, worauf Glykocholsäure kristallisiert, während Taurocholsäure gelöst bleibt. Erstere C26H43NO2^[C_{26}H_{43}NO_{2}] bildet farblose Kristalle, schmeckt süß, hinterher intensiv bitter, löst sich in Wasser und Alkohol, ist nicht flüchtig und bildet leicht lösliche Alkalisalze, welche sehr süß schmecken. Ihre farblose Lösung in konzentrierter Schwefelsäure färbt sich beim Erwärmen mit Zucker intensiv purpurrot. Beim Kochen mit verdünnten Alkalien zerfällt sie in Glykokoll C2H5NO2^[C_{2}H_{5}NO_{2}] und Cholalsäure C26H40O5^[C_{26}H_{40}O_{5}]. Taurocholsäure (Choleinsäure) C26H45NO7S^[C_{26}H_{45}NO_{7}S] bildet farblose Kristalle, schmeckt süßlich-bitter, löst sich leicht in Wasser und Alkohol, ist nicht flüchtig und bildet leicht lösliche Alkalisalze, deren Lösungen schäumen. Sie gibt mit konzentrierter Schwefelsäure und Zucker dieselbe Reaktion wie die vorige und wird beim Kochen mit Barytwasser und beim Faulen der Galle in Taurin C2H7NSO3^[C_{2}H_{7}NSO_{3}] und Cholalsäure gespalten. Die Cholalsäure (Cholsäure) C24H40O5^[C_{24}H_{40}O_{5}] bildet farblose Kristalle, schmeckt bitter, hintennach süßlich, löst sich sehr schwer in Wasser, leicht in Alkohol, reagiert sauer, ist nicht flüchtig, gibt, mit konzentrierter Schwefelsäure und Zucker erwärmt die purpurrote Färbung und beim Kochen mit verdünnten Säuren Choloidinsäure und Dyslysin. Von ihren Salzen sind nur die der Alkalien leicht löslich.

Gallenseife, s. Galle.

Gallensteine (Lebersteine, Cholelithiasis, Cholehthi), eigentümliche Konkretionen von sehr verschiedener Beschaffenheit, welche vorzugsweise in der Gallenblase, seltener in den Gallengängen der Leber angetroffen werden. Man findet sie an diesen Orten bald einzeln oder zu wenigen, bald zu mehreren Hunderten. Sind nur wenige Steine vorhanden, so erreichen sie in der Gallenblase den Umfang einer Walnuß, ja selbst eines Hühnereies und darüber; ist ihre Anzahl dagegen sehr beträchtlich, so werden sie selten größer als eine Erbse. Ihre Form ist bald rundlich oder eiförmig, bald facettiert, eckig und kantig, ihre Oberfläche glatt oder höckerig, ihre Farbe meist braun, grünlich, grauweiß. Sie besitzen ein sehr geringes spezifisches Gewicht und keine große Festigkeit. Die meisten G. bestehen in der Hauptsache aus Cholesterin und Gallenfarbstoff, denen etwas Kalk beigemischt ist, und haben gewöhnlich einen geschichteten Bau; doch kommen oft auch solche G. vor, welche fast nur aus Cholesterin bestehen, ein kristallinisches Gefüge besitzen und dabei eine helle Farbe und fast glasartige Transparenz zeigen. Selten stößt man auf G., welche harte, verkalkte Rinde besitzen oder gar fast nur aus Kalksalzen bestehen. Über die Ursachen der so häufig vorkommenden Gallensteinbildung sind wir nicht hinlänglich unterrichtet. Wahrscheinlich ist es der von der Schleimhaut der Gallenblase und der Lebergallengänge abgesonderte Schleim, welcher zersetzend auf die stagnierende Galle einwirkt und namentlich das Cholesterin zur Ausscheidung bringt. Ohne Zweifel spielt auch die chemische Zusammensetzung der Galle, namentlich in quantitativer Beziehung, dabei eine wichtige Rolle. Besonders glaubt man, daß eine an Gallensäuren arme Galle zur Steinbildung geneigt ist. In gewissen Gegenden kommen G. ganz auffallend häufig vor, z. B. in Schwaben. Bei Frauen beobachtet man sie viel häufiger als bei Männern, was höchstwahrscheinlich durch das Schnüren der Leber und die hierdurch bedingte Erschwerung des Gallenabflusses zu erklären ist; bei Kindern und jungen Leuten sind sie selten, dagegen sind sie dem reifen und höhern Alter eigentümlich. In der Mehrzahl der Fälle rufen die in der Gallenblase vorhandenen Steine keine auffallenden Erscheinungen hervor. Selbst dann, wenn sie die Gallenblase beinahe ausfüllen und einen intensiven Katarrh ihrer Schleimhaut verursacht haben, pflegen keine Symptome davon sich zu zeigen. Manchmal führt jedoch der durch die G. veranlaßte Katarrh der Gallenblasenschleimhaut zur Verschwärung der letztern, die Blasenwand kann von dem Geschwür durchbohrt werden, der Blaseninhalt tritt unter heftigen Schmerzen und Kollaps des Kranken in die Bauchhöhle über, und es entsteht eine schnell tödliche Bauchfellentzündung. War aber ein Darmstück mit der Gallenblase vor deren Durchbohrung verwachsen, so führt die geschwürige Öffnung in die Darmhöhle, und die Entleerung des Blaseninhalts in die letztere erfolgt ohne schwere Erkrankung. In manchen Fällen führt die durch G. verursachte Entzündung der Blasenwand nicht zur Verschwärung, sondern zur Verdickung der Blasenwand, welche sich fest um die Steine anlegt, so daß die Höhle der Gallenblase für immer total verschwindet. Die Galle wird dann durch den Lebergallengang direkt in den Zwölffingerdarm ergossen. G., welche in den Gallengängen der Leber liegen, verursachen Gelbsucht, weil sie den Abfluß der Galle aus der Leber hindern und die Aufnahme derselben in das Blut herbeiführen. Außerdem aber unterhalten sie einen intensiven Katarrh der Lebergallengänge, welcher selbst zur Vereiterung der Leber und zum Tod führen kann. Zuweilen wird ein Gallenstein im Hals der Gallenblase eingeklemmt. Die Folge davon ist gewöhnlich die, daß mit der Zeit die Galle aus der Blase verschwindet und an ihrer Stelle eine reichliche Menge wässeriger Flüssigkeit auftritt, welche von den Blutgefäßen der Gallenblasenwand abgesondert wird. Auf diese Weise wandelt sich die Gallenblase in einen großen wasserhaltigen Sack, in eine Cyste, um (sogen. Sackwassersucht der Gallenblase). Dieser Zustand bleibt ohne weitere schlimme Folgen. Die Erfahrung lehrt, daß gar nicht selten ein Abgang von Gallensteinen aus der Blase durch den Gallenblasengang und den gemeinschaftlichen Ausführungsgang (ductus choledochus) in den Dünndarm stattfindet, ohne daß Schmerzen oder anderweitige Symptome darauf hinweisen. Aber es findet gelegentlich auch eine Einklemmung namentlich größerer G. in den genannten Gängen statt. Jene Gänge sind an sich zu eng, um Steine von einer gewissen Größe ohne Schwierigkeit durchtreten zu lassen, und sie verengern sich noch mehr durch krampfhafte Zusammenziehungen ihrer muskulösen Wand, welche durch den Reiz der G. hervorgerufen werden.

Unter solchen Umständen entsteht der Symptomenkomplex, welcher unter dem Namen der Gallensteinkolik bekannt ist. Die Gallensteinkolik beginnt un-^[folgende Seite]