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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Galvanische Kette - Galvanische Wärmeentwickelung.

sing. Silber, Eisen, Kupfer eignen sich weniger dazu. Leider bleichen diese prächtigen Farben nach einiger Zeit und werden deshalb vorteilhaft mit einem durchsichtigen Firnis überzogen. Nach Böttger lassen sich ähnliche Überzüge auch durch Zersetzung von Manganoxydulsalzen vermittelst eines starken Stroms erhalten. Seine Flüssigkeit besteht aus 1 Chlormangan in 8 Wasser, 1 essigsaurem Manganoxydul in 15 Wasser, 1 bernsteinsaurem Manganoxydul in 16 Wasser, 1 hippursaurem Manganoxydul in 12 Wasser gelöst. Nach Elsner erhält man auf Stahlplatten farbige Ringe, wenn man sie in einem Gefäß mit einer Auflösung von essigsaurem Bleioxyd (oder besser von Grünspan in Essig) übergießt und hierauf mit einem Zinkstäbchen berührt. Die Platte wird nach einiger Zeit aus der Flüssigkeit genommen, in Wasser abgespült und gleichmäßig über einer Spirituslampe erhitzt, worauf bald die anfangs mehr monoton gefärbte Platte in schönster Farbenpracht spielt. Nach Poggendorff überzieht sich Wismut mit denselben prächtigen Farben, mit denen es sich nach dem Schmelzen beim Erkalten an der Luft bedeckt, wenn man es als positiven Pol einer galvanischen Kette in einer Lösung von Kali anwendet. Ohne Zweifel besteht der Überzug hier aus Wismutoxyd.

Galvanische Kette, s. Galvanische Batterie.

Galvanischer Funke. Beim Öffnen und unter gewissen Umständen auch beim Schließen einer galvanischen Kette beobachtet man an der Unterbrechungsstelle eine funkenartige Erscheinung. Ein Überspringen des Funkens auf Entfernungen, wie sie beim Funken der Reibungselektrizität beobachtet werden, findet bei den gewöhnlichen galvanischen Batterien nicht statt. Die galvanische Elektrizität besitzt eben eine ausnehmend geringe Spannung. Erst bei vielen Tausenden miteinander verbundener Elemente ist man im stande, auf jedoch nur immer noch sehr geringe Entfernungen einen Funken überspringen zu lassen. Gewöhnlich schreibt man die funkenartige Erscheinung, welche man beim Schließen und Öffnen der Kette beobachtet, einer sekundären Glüh- und Verbrennungserscheinung zu; die äußersten feinen Spitzen, welche zuerst in Berührung kommen und zuerst die Stromleitung herstellen, werden glühend, verbrennen und veranlassen dadurch die Lichterscheinung. Daß bei kräftigen galvanischen Funken solche Glüh- und Verbrennungserscheinungen überhaupt vorkommen, unterliegt wohl keinem Zweifel; allein hier ist das Phänomen schon ein zusammengesetztes. Man beobachtet jedoch bei der Unterbrechung der Kette Funken unter Umständen, wo ein Glühen oder ein Verbrennen höchst unwahrscheinlich ist. Neef hat den Beweis geliefert, daß diese Lichterscheinung, wenn sie ganz einfach ohne sekundäre Stromwirkung auftritt, weder ein elektrischer Funke im gewöhnlichen Sinn des Wortes, d. h. nicht ein von Pol zu Pol überspringender Funke, sein, noch daß sie einer Metallverbrennung zugeschrieben werden kann. Untersucht man nämlich das Licht, welches an der Unterbrechungsstelle eines Wagnerschen Hammers bei einer Induktionsmaschine (s. d.) entsteht, wo eine Drahtspitze von Platin sehr schnell hintereinander mit einer Platinfläche in Berührung kommt, mit einem Mikroskop, so findet man, daß es immer am negativen Pol auftritt. Geht der + Strom von der Platte zur Spitze über, so erscheint letztere in ein violettes Licht eingehüllt, während die Platte ganz dunkel bleibt. Geht der Strom in entgegengesetzter Richtung, ist also die Spitze positiv, so erscheint sie ganz dunkel, und das violette Licht ist auf der Platte um den Berührungspunkt herum ausgebreitet. Hier ist also durchaus kein eigentlicher Funke zu beobachten; allein auch einem Verbrennen des Platins kann dieser ruhige, gleichförmig violette Lichtschimmer nicht zugeschrieben werden. Vgl. Galvanische Wärmeentwickelung.

Galvanischer Strom, s. Galvanismus, Galvanische Batterie.

Galvanische Säule, s. Galvanische Batterie.

Galvanisches Element, s. Galvanische Batterie.

Galvanisches Gravieren, s. Galvanokaustik und Glyphographie.

Galvanisches Tönen. Wird der galvanische Strom, welcher in einer Drahtspirale einen Eisenstab umkreist, abwechselnd geschlossen und unterbrochen, so nimmt man einen Ton wahr, welcher auch durch Streichen des Endes des Stabes erhalten wird, also den Longitudinalton des Stabes. Er ist ganz unabhängig von der Geschwindigkeit, mit welcher die Unterbrechungen aufeinander folgen. Der Ton ist fast immer begleitet von einem Stoß und trocknen Geräusch, welches nicht den Charakter eines bestimmten musikalischen Tons hat. Stahlstäbe geben gleichfalls sehr schöne Töne. Dagegen geben Stäbe von Zink, Kupfer, Messing etc. keinen Ton, selbst nicht bei den stärksten Batterien. Auch mit durchgeleitetem Strom können Töne hervorgebracht werden, die ebenfalls dem Längston entsprechen. Die Ursache dieser Tonbildung ist ohne Zweifel eine sehr kleine Verlängerung, welche der Eisenstab im Moment der Magnetisierung erfährt, die, obwohl deutlich sichtbar, doch fast unmeßbar ist. Sie beträgt etwa 1/270000 der Länge des Stabes. Nach Poggendorff erhält man diese Töne auch, wenn man eine kräftige Magnetisierungsspirale mit einem Cylinder von Eisenblech umgibt. Reis hat bei seinem Telephon das galvanische Tönen von Stahlstäben zur Fortpflanzung musikalischer Töne auf größere Distanzen in sehr sinnreicher Weise verwertet.

Galvanische Wärmeentwickelung. Jeder Leiter, durch den eine elektrische Entladung oder ein elektrischer Strom geht, wird dadurch erwärmt. Die entwickelte Wärmemenge wächst im Verhältnis des Widerstandes des Leiters u. im quadratischen Verhältnis der entladenen Elektrizitätsmenge (der Stromstärke). Metalldrähte werden hiernach durch den galvanischen Strom um so höher erwärmt, je dünner sie sind, und je geringer das Leitungsvermögen des Metalls ist, aus dem sie bestehen. Drähte aus leicht schmelzbaren Metallen werden durch starke Ströme geschmolzen, dünne Platindrähte geraten in lebhafte Weißglut. Man benutzt diese Erhitzung zum Sprengen von Minen mittels Patronen, in welchen ein dünner Draht angebracht ist, welcher durch isolierte Leitungsdrähte mit einer galvanischen Batterie in Verbindung gesetzt werden kann. In der Heilkunde bedient man sich galvanisch glühender Platindrähte, um z. B. Geschwüre, um welche der Draht wie eine Schlinge gelegt wird, ohne Blutung gleichsam wegzuätzen; man nennt dieses Verfahren Galvanokaustik. Das helle Licht, welches weißglühende Platindrähte ausstrahlen, wird ebenfalls zu Heilzwecken verwendet, um von außen zugängliche Höhlen des menschlichen Körpers in ihrem Innern zu erleuchten. Auch zu gewöhnlichen Beleuchtungszwecken hat man das elektrische Glühlicht (Inkandeszenzlicht) nutzbar gemacht (s. Elektrisches Licht [Glühlampen]). Selbst bei Batterien, welche auf diese Weise ein herrliches elektrisches Licht geben, ist die Spannung der entgegengesetzten Elektrizitäten an den Polen der offenen Batterie so gering, daß man sie bis auf unmeßbare Entfernung