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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geoponici; Geoponie; Georama; Georg

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Geoponici - Georg (Fürsten: Baden, Bayern, Brandenburg).

Geoponici (Scriptores rei rusticae), Gesamtbezeichnung der alten Schriftsteller, welche über den Landbau (geoponica) geschrieben haben. Die Griechen haben frühzeitig dem Land- und Gartenbau wissenschaftliches Interesse zugewendet, und bereits in der Zeit des Sokrates existierten Schriften über Landwirtschaft. So schrieb der Philosoph Demokritos von Abdera über den Landbau, und diesen Gegenstand behandelte auch Xenophon, Sokrates' Schüler, in seinem "Oikonomikos", der einzigen Schrift dieser Art, die sich vollständig erhalten hat. In alexandrinischer Zeit wurde der Landbau auch mehrfach poetisch behandelt, so von Nikandros von Kolophon. Seit dem Untergang der hellenischen Freiheit nahm das Gefallen am Landleben und auch die Zahl der landwirtschaftlichen Schriftsteller stetig zu, besonders seit dem 2. Jahrh. n. Chr. Bei den Römern herrschte von jeher ein ganz besonderes Interesse für den Landbau, und sie suchten sich neben den eignen Erfahrungen auch die fremder Völker nutzbar zu machen. So ließ der Senat das landwirtschaftliche Werk des Karthagers Mago nach der Zerstörung Karthagos ins Lateinische übersetzen. Der älteste römische Schriftsteller über diesen Gegenstand war M. Porcius Cato Censorius, dessen Werk "De re rustica" kunstlos die Regeln zusammenstellt, welche die altrömischen Gutsbesitzer in ihrer Haushaltung zu befolgen pflegten. Mit vieler Gelehrsamkeit behandelt denselben Stoff der Polyhistor M. Terentius Varro, ein Zeitgenosse Ciceros, in seinen drei Büchern "De re rustica". Poetisch verherrlicht den Landbau Vergil in seinen "Georgica". Überhaupt beschäftigten sich im Anfang der Kaiserzeit mit diesem Zweig der Schriftstellerei angesehene Männer, wie der Polyhistor Celsus. Von Senecas Landsmann und Zeitgenossen Columella besitzen wir ein Werk: "De re rustica", in 12 Büchern, von denen das zehnte, "Über den Gartenbau", in Hexametern abgefaßt ist. Die Landwirtschaft mit Einschluß der Botanik und Pharmakologie behandelte im 3. Jahrh. Gargilius Martialis in einem großen Werk, von dem beträchtliche pomologische Fragmente erhalten sind. Gegen Ende des 4. Jahrh. verfaßte Palladius, die Lehren der Vorgänger und der Erfahrung in kurzem Abriß zusammenstellend, seine 14 Bücher über die Landwirtschaft, von denen das 14. die Baumzucht im elegischen Distichen behandelt. In demselben Jahrhundert, aber noch vor Palladius, stellte Vindanios Anatolios eine Exzerptensammlung aus ältern landwirtschaftlichen griechischen und lateinischen Schriftstellern in 12 Büchern zusammen. Dieselbe ist neben andern Quellen benutzt in den von Cassianus Bassus Scholasticus um die Mitte des 10. Jahrh. verfaßten "Geoponica", welche in 20 Büchern das Wissenswürdigste aus allen Teilen der Landwirtschaft zusammenfassen (beste Ausgabe von Niclas, Leipz. 1781, 2 Bde.; deutsch von Herr: "Der Veldbaw oder das Buch von der Veldarbeyt", Straßb. 1555; vgl. dazu Gemoll, Untersuchungen über die Quellen, den Verfasser und die Abfassungszeit der Geoponica, Berl. 1883). Sammlungen der G. latini besorgten J. M. ^[Johann Matthias] Gesner (Leipz. 1735, 3 Bde.; 2. Ausg. 1773) und J. G. ^[Johann Gottlob] Schneider (das. 1794-96, 4 Bde.); eine neue ist von H. Keil zu erwarten, von der bis jetzt Cato und Varro (das. 1884) vorliegen.

Geoponie (griech.), Erdbearbeitung, Feldbau.

Georama (griech.), Übersichtsbild der Erde im großen; daher auch Bezeichnung für einen großen, hohlen Globus, welcher auf der innern Fläche Darstellungen der Kontinente, Meere, Gebirge, Flüsse etc. enthält, die man vom Mittelpunkt aus überschaut. Ein von Wyld 1851 in London aufgestelltes G. war im Maßstab von 1 Zoll auf 2 Meilen ausgeführt und innen für die Beschauer mit Galerien versehen. Vgl. Globus.

Georg, der Heilige, in der katholischen Kirche gewöhnlich Ritter St. G., in der griechischen G. der Siegbringer genannt, nach der Legende ein christlicher kappadokischer Prinz, der gegen Ende des 3. Jahrh. gelebt und einen Lindwurm oder Drachen getötet haben soll, welcher ein Mädchen zu verschlingen drohte, weshalb er gewöhnlich als ein schöner Jüngling, in ritterlicher Rüstung auf einem Schimmel sitzend und mit der Lanze einen Drachen durchbohrend, abgebildet wird. Er soll in der Diokletianischen Verfolgung als Märtyrer enthauptet worden sein. Wahrscheinlich kam die Verehrung dieses Heiligen durch die Kreuzfahrer aus dem Orient ins Abendland, wo er bereits unter den Normannenkönigen zum Schutzheiligen von England erhoben wurde. Auch das Großfürstentum Moskau, das spätere russische Kaiserreich, nahm den Ritter G. in den Herzschild seines Wappens auf. In mehreren Ländern gibt es nach ihm benannte Orden. Sein Tag ist bald der 23., bald der 24. April.

Georg, Name zahlreicher fürstlicher Personen, von denen als die wichtigsten anzuführen sind:

[Baden.] 1) G. Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach, Sohn des Markgrafen Karl II., geb. 30. Jan. 1573, wurde nach dessen Tod (1577) anfangs von Vormündern, dann von seinem ältern Bruder, Ernst Friedrich, erzogen, erhielt 1595 die obere Markgrafschaft, nach dem Tod seines Bruders Ernst Friedrich 1604 auch den übrigen Teil des Landes und trat 1608, obwohl Lutheraner, der protestantischen Union bei. Als eifriger Verfechter des Protestantismus trat er 1622 sogar sein Land an seinen Sohn Friedrich ab, um gegen die katholische Liga zu kämpfen, besiegte in Verbindung mit Ernst von Mansfeld Tilly bei Wiesloch 27. April 1622, wurde aber 6. Mai d. J. bei Wimpfen geschlagen. Er mußte nach Genf flüchten, nahm als dänischer Generalleutnant 1627 nochmals am Krieg teil, wurde aber 24. Sept. bei Heiligenhafen in Holstein wiederum besiegt. Er starb 24. Sept. 1638 in Straßburg.

[Bayern.] 2) G. der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut, geb. 15. Aug. 1455 zu Landshut, Sohn Ludwigs des Reichen, folgte diesem 1479, erließ in den ersten Jahren seiner Regierung zweckmäßige Verordnungen, die 1501 zu der Großen Landesordnung vereinigt wurden, war aber verschwenderisch und prachtliebend. 1493 trat er in die Dienste Kaiser Maximilians als Hofmeister der Kaiserin. Er starb 1. Dez. 1503 in Ingolstadt. Da er keine Söhne hinterließ, vermachte er seine Lande seinem Schwiegersohn Ruprecht von der Pfalz, wodurch er den verderblichen bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg veranlaßte.

[Böhmen.] 3) G. Podiebrad, s. Podiebrad.

[Brandenburg.] 4) G. Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, geb. 3. Nov. 1595, Sohn des Kurfürsten Johann Siegmund, folgte demselben 1619 in der Regierung über Brandenburg. Er war ein schwacher und verschwenderischer Fürst, welcher der Schlemmerei und rohen Jagdlust frönte und den schwierigen Zeitverhältnissen nicht gewachsen war. Seine zaghafte Haltung im Dreißigjährigen Krieg brachte seinem Land großen Schaden. In seiner dem Kaiser günstigen Haltung wurde er noch bestärkt durch seinen Minister, den katholischen Grafen Adam