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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Georges; Georgesee; Georgetown; Georgia

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Georges - Georgia.

dann unter dem Lexikographen Kraft in Nordhausen, studierte 1826-29 in Göttingen und Leipzig, war 1839-56 Lehrer am Realgymnasium in Gotha und lebt seitdem daselbst privaten Studien; 1862 erhielt er den Titel Professor. G. besorgte Schellers "Lateinisch-deutsches Handwörterbuch" seit der 7. Auflage (Leipz. 1828), bis er in der 10. Auflage (das. 1848, 2 Bde.) ein völlig neues Werk an dessen Stelle setzte (7. Aufl., das. 1879-80). Er verfaßte außerdem 1830 bis 1834 ein "Deutsch-lateinisches Handwörterbuch" (7. Aufl., Leipz. 1882, 2 Bde.). Im Anschluß an diese beiden Werke entstanden dann: "Kleines lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handwörterbuch" (Leipz. 1864-65, 5. Aufl. 1885) und "Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Schulwörterbuch" (das. 1876-77; 3. Aufl. mit einem Anhang: "Wörterbuch der Eigennamen", das. 1883). Auch lieferte er eine gänzliche Umarbeitung von Schellers "Kleinem lateinischen Wörterbuch in etymologischer Ordnung" (Leipz. 1840). Noch erschienen von ihm eine Denkschrift auf Wüstemann (Gotha 1857) und "Gnomologia" (Leipz. 1863). Von dem von ihm begonnenen "Thesaurus der klassischen Latinität" (Leipz. 1854-68, 2 Bde.) ist nur die 1. Abteilung des 1. Bandes von G. selbst, die Fortsetzung von Mühlmann.

Georges (spr. schorsch), Marguerite Josephine Weymar, genannt "Mademoiselle G.", berühmte franz. Schauspielerin, geb. 23. Febr. 1786 als Tochter eines Kapellmeisters zu Bayeux, betrat als Kind in Amiens die Bühne und debütierte 1802 in Paris am Théâtre français mit dem glücklichsten Erfolg. Ihre körperlichen und geistigen Vorzüge fesselten Napoleon, der in ein sehr vertrautes Liebesverhältnis zu ihr trat. 1808 verließ sie plötzlich Paris, ging nach Petersburg, wo der Kaiser von Rußland sie reich beschenkte, 1812 nach Dresden, wo sie mit Talma vor Napoleon spielte, und kehrte 1813 in ihre vorige Stellung nach Paris zurück. Im J. 1816 gastierte sie in London und ließ sich sodann beim Odéon, später beim Theater der Porte St.-Martin in Paris engagieren, wo sie die Hauptstütze des neuen romantischen Dramas wurde. 1840 wandte sie sich an der Spitze einer Gesellschaft wieder nach Deutschland und Rußland und spielte, nach Frankreich zurückgekehrt, bis in ihre letzten Jahre bald in der Provinz, bald in Paris, noch im Alter teils durch ihren Namen, teils durch die Erinnerung an ihre Königinnen im klassischen Drama: Klytämnestra, Dido, Semiramis, ihre Schöpfungen im Odéon: Jeanne d'Arc, Christine zu Fontainebleau, und ihre Leistungen im romantischen Drama: Lucrezia Borgia, Maria Tudor etc., immer wieder das alte Interesse wachrufend. Sie starb 11. Jan. 1867 in Passy bei Paris. Was die G. besonders auszeichnete, war die blitzartige Durchdringung des Gesamtcharakters der darzustellenden Persönlichkeit, aus welcher alle die unübertroffenen Einzelheiten und Schattierungen der Darstellung, welche ihr Spiel charakterisierten, naturgemäß und folgerichtig erwuchsen.

Georgesee (spr. dschordsch-), See im NO. des nordamerikan. Staats New York, nur 119 qkm groß, aber wegen seiner schönen Umgebungen vielbesucht. Sein Abfluß geht in den Champlainsee.

Georgetown (spr. dschordschtaun), 1) Stadt im nordamerikan. Bundesdistrikt Columbia, am Potomac, fast Vorstadt von Washington, von welchem es der Rock Creek trennt, 1751 angelegt, hat eine von Jesuiten geleitete Universität (1788 gegründet, mit Bibliothek von 30,000 Bänden, die angesehenste Gelehrtenschule der Katholiken in der Union), ein Nonnenkloster mit Armenschule, ein großes Versorgungshaus und (1880) 12,578 Einw., darunter 3758 Neger. Der Alexandria-Arm des Chesapeake-Ohiokanals führt durch die Stadt und vermittelst eines 440 m langen, 11 m hohen Aquädukts über den Potomac. Im nordwestlichen Teil der Stadt liegt ein durch seine Naturschönheiten berühmter Friedhof (Oak Hill). Der Stadt gegenüber liegt ein Nationalfriedhof, auf dem 15,000 Soldaten begraben liegen, die Neger selbstverständlich in einem abgetrennten Teil. Der Küstenhandel und auch die Fischereien sind von einiger Bedeutung, doch belief sich die Einfuhr vom Ausland (1884-85) auf nur 101,984 Doll. -

2) Stadt im nordamerikan. Bundesstaat Südcarolina, an der Mündung des Pedee in die Winyawbai, 25 km vom offenen Meer, hat viel Reisbau, etwas Handel (Ausfuhr 1884-85: 40,498 Doll.) und (1880) 2557 Einw. -

3) (ehemals Stabroek, auch Demerara genannt) Hauptstadt von Britisch-Guayana, rechts am Demerara, unfern dessen Mündung, hat breite, teilweise von Kanälen durchschnittene und mit Bäumen bepflanzte Straßen, hölzerne, mit Schindeln gedeckte und farbig angestrichene Häuser, die des feuchten Bodens halber auf Pfählen stehen, und (1881) 47,175 Einw., unter welchen sich kaum 5000 Weiße befinden. Unter den öffentlichen Gebäuden und Anstalten zeichnen sich aus: das backsteinerne Regierungsgebäude, die anglikanische Kathedrale, ein Museum mit Bibliothek, ein botanischer Garten, Queen's College, ein Lehrerseminar, das musterhaft eingerichtete Kolonialkrankenhaus, ein Waisenhaus und ein Seemannsheim; 2 Theater, eine Philharmonische Gesellschaft und ein Klub sorgen für öffentliche Unterhaltung. Der "Ring", eine Allee von Kohlpalmen, ist Lieblingspromenade und erstreckt sich eine Stunde lang längs des Flusses. Artesische Brunnen versorgen die Stadt mit Trinkwasser. Den vortrefflichen Hafen verteidigen neuerbaute Festungswerke; 1883 liefen 1063 Schiffe von 317,426 Ton. ein. Die Einfuhr betrug 10,678,641 Doll., die Ausfuhr (Zucker, Rum, dann Holz, Kokosnüsse u. a.) 14,399,607 Doll. (s. Guayana). G. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - 4) Befestigte Hauptstadt der brit. Insel Pinang (s. d.) in Hinterindien, auf der Ostküste, zugleich Hauptort der Landschaft Wellesley am gegenüberliegenden Festland, ein sehr lebhafter Handelsplatz mit 25,000 Einw.

Georgia (abgekürzt Ga.), nordamerikan. Freistaat (ehemaliger Sklavenstaat), am Atlantischen Ozean, erstreckt sich zwischen 30° 36' und 35° nördl. Br. und zwischen 80° 48' und 84° 41' westl. L. v. Gr., wird gegen N. von Tennessee und Nordcarolina, gegen NO. von Südcarolina, gegen S. von Florida und gegen W. von Alabama begrenzt. Der Bodengestalt nach zerfällt das Land in drei bestimmt voneinander geschiedene Regionen: eine untere, mittlere und obere Region. Die erste derselben, welche fast ganz dem Alluvium und der tertiären Formation angehört, dehnt sich vom Atlantischen Meer ungefähr 160-250 km landeinwärts aus und ist am Meer von einer Reihe niedriger, durch zahlreiche Baien und Kanäle voneinander getrennter Inseln eingefaßt, unter denen die Ossabaw-, St. Catharine's-, Sapelo-, St. Simon's- und Cumberlandinsel die bedeutendsten sind. Im S. ist die Unterregion mit großen Sümpfen bedeckt, die sich während der nassen Jahreszeit in einen ungeheuern See verwandeln; weiter nördlich zieht eine meilenbreite brackige Marsch längs der Küste hin, hinter welcher sich wieder ein Gürtel niedrigen Landes ausdehnt (die sogen. Tide Lands), der noch zum großen Teil von der Flut unter Wasser gesetzt