Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gesneraceen; Gesnera L.; Gesoriacum; Gespalten; Gespanschaft; Gespenster

246

Gesnera - Gespenster.

er zu einer Wissenschaft und suchte sie durch seine eignen Forschungen und Beobachtungen zu bereichern. Seine Leistungen in der Zoologie müssen in jeder Weise als grundlegend bezeichnet werden. Er schilderte zuerst die Tierformen von wirklich naturhistorischem Standpunkt aus und gab eine oft kritische Zusammenstellung aller bekannten Thatsachen. Der Artbegriff, strenge Nomenklatur und Terminologie fehlen aber, und so gelangte er auch nicht zu systematischer Anordnung. Auch in der Botanik bahnte er einen Fortschritt an, indem er den hervorragenden Wert der Blüten und Fruchtteile für die Bestimmung der Verwandtschaft erkannte. Auch legte er einen botanischen Garten und ein Naturalienkabinett an. Er gab verschiedene alte Autoren heraus, schrieb über die Natur und Verwandtschaft der Sprachen, über die damals gebrauchten Heilquellen, Arzneimittel etc. Sein Hauptwerk ist die "Historia animalium" (Zürich 1551-88, 4 Bde.; mit Holzschnitten, Frankf. 1603-21; "Gesnerus redivivus auctus et emendatus, oder Allgemeines Tierbuch", das. 1669-70, 5 Tle.), aus welchem entnommen sind die "Icones animalium quadrupedum" (Zürich 1553); "Icones animalium aquatilium" (das. 1560); "Icones avium omnium" (das. 1555, neue Aufl. 1560); "Stirpium historia", als "Opera botanica" von K. K. Schmiedel (Nürnb. 1753, 2 Bde.; 1759) herausgegeben; "Epistolae medicinales" (Zürich 1577); "De omni rerum fossilium genere, gemmis, lapidibus, metallis etc." (das. 1555) u. a. Vgl. Hanhart, Konrad G. (Winterth. 1824).

2) Johann Matthias, ausgezeichneter Humanist, geb. 9. April 1691 zu Roth im Ansbachischen, vorgebildet zu Ansbach, studierte seit 1710 in Jena, wurde, da gleich seine Erstlingsschrift über Lukians "Philopatris" große Erwartungen erregte, 1715 Bibliothekar und Konrektor zu Weimar, 1729 Rektor des Gymnasiums zu Ansbach und 1730 Rektor der Thomasschule zu Leipzig, wo er in kurzem Zucht und wissenschaftlichen Sinn wiederherstellte. 1734 als Professor der Poesie und Beredsamkeit an die neuerrichtete Universität zu Göttingen berufen, machte er sich um dieselbe durch Begründung und Verwaltung der Bibliothek sowie durch Errichtung des philologischen Seminars besonders verdient. Er starb 3. Aug. 1761. Indem er das Studium des Griechischen neu belebte, den griechischen und lateinischen Unterricht ausschließlich auf die Klassiker basierte, überall Eingehen auf Sinn und Gedanken verlangte, auch den Realien größere Bedeutung beilegte u. a. m., ist er zum Reformator der deutschen Gelehrtenschulen geworden. Sein Hauptwerk ist "Novus linguae et eruditionis romanae thesaurus" (Leipz. 1749, 4 Bde.); außerdem nennen wir die Ausgaben der "Scriptores rei rusticae" (das. 1735; 2. Aufl. von Ernesti, 1773-74, 2 Bde.), des Quintilian (Götting. 1738), des jüngern Plinius (Leipz. 1739; von Ernesti 1770, von Schäfer 1805 wiederholt), des Claudian (das. 1759), des Orpheus (besorgt von Hamberger, das. 1764). Für Unterrichtszwecke waren bestimmt: "Chrestomathia Ciceroniana" (Weim. 1717, 7. Aufl. 1775); "Chrestomathia Pliniana" (zuerst das. 1723); "Chrestomathia graeca" (das. 1731); "Primae lineae isagoges in eruditionem universalem" (zuerst 1756; Nachschrift hrsg. von Niclas, Leipz. 1774; 2. Aufl. 1784, 2 Bde.) u. a. Seine "Opuscula minora" erschienen gesammelt in acht Bänden (Bresl. 1743-45). Vgl. Ernesti, Narratio de Gesnero (Leipz. 1762), und die Schulprogramme von Sauppe (Weim. 1856) u. Eckstein (Leipz. 1869).

Gesnera L. (Gesnerie), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, perennierende, krautige, selten strauchartige Pflanzen, meist aus Brasilien, mit knolliger Wurzel, einfachen oder verästelten Stengeln, gegen- oder quirlständigen, gezahnten Blättern und meist sehr schönen, röhrenförmigen, am Rand fünflappigen, oft zweilippigen, in endständigen Trauben oder an ein- oder mehrblütigen, achselständigen Blütenstielen stehenden Blüten und einfächerigen, vielsamigen Kapseln. Viele schön blühende Arten werden bei uns in Warmhäusern, auch im Zimmer kultiviert. S. Tafel "Zimmerpflanzen II".

Gesneraceen, dikotyle, etwa 500 Arten umfassende, vorzugsweise in den Tropenländern einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren, von den zunächst verwandten Skrofulariaceen hauptsächlich durch die wandständigen Placenten verschieden. Die G. haben große, lebhaft gefärbte Blüten; bei den G. der Gärten kommen anstatt zygomorpher Blüten sehr häufig regelmäßige, sogenannte pelorische Blüten, zuweilen an ganzen Stöcken, konstant zur Ausbildung. Viele G. werden in unsern Warmhäusern kultiviert. Vgl. Hanstein, Monographie der Gesneracee Linnaea (1856-65).

Gesoriacum, Hafen im Lande der Moriner in Gallia Belgica, von wo aus die Römer nach Britannien übersetzten; später Bononia (jetzt Boulogne).

Gespalten heißt in der Heraldik ein Schild, welcher durch eine senkrechte Linie geteilt ist (s. Heroldsfiguren, Fig. 1).

Gespanschaft (eigentlich Ispanschaft, von ispan, "Graf"), s. Komitat.

Gespenster (Spectra), ohne Körperlichkeit, als bloße Schemen oder Schattenbilder sichtbar werdende Spukgestalten des Volksaberglaubens, insbesondere von Seelen abgeschiedener Menschen. Auf allgemeine psychische Vorgänge, wie die phantastischen Erscheinungen des Traums, dann auch subjektive Gesichtstäuschungen, die von der Furcht und Angst vor dergleichen Begegnissen begünstigt werden, endlich auf krankhafte Gehirnzustände (Visionen und Halluzinationen, s. d.), welche gewisse Körperleiden regelmäßig begleiten, zurückführbar, ist der Glaube an Gespenstererscheinungen bei allen Nationen verbreitet und zog seine Nahrung jederzeit aus den herrschenden religiösen Vorstellungen von dem Zustand der Seelen nach dem Tod. Außer dem Unsterblichkeitsglauben im allgemeinen kamen ihm überall gewisse Dogmen entgegen, so der im klassischen Altertum wie bei den Juden verbreitete Glaube, daß die Seele Ermordeter ruhelos umherschweifen müsse, bis der Verbrecher bestraft sei, und bis der Tote ein "ehrliches" Begräbnis erhalten; in zahllosen der Wirklichkeit abgelauschten Dichtungen des Altertums und der neuern Zeiten spielen diese scheinbar gegenständlich gewordenen Schöpfungen des bösen Gewissens ihre selbst für den Zuschauer im Theater wirksame Rolle. Wenn das Christentum den Gespenstern auch nicht diejenige Anerkennung zu teil werden ließ wie die Anschauung des klassischen Altertums, welches besondere Gespensterfeste (die Tage der Laren und Lemuren) feierte, so fand der Gespensterglaube doch einen bemerkenswerten Hinterhalt in der Lehre vom Fegfeuer, und wie es zahlreiche altgriechische Philosophen gethan, so traten später die Kirchenväter für die Wahrheit der Gespenstererscheinungen ein. Solange ihre irdische Schuld nicht gesühnt ist, kann demnach die Seele zurückkehren, um ihre Angehörigen zu mahnen, daß sie durch Seelenmessen und gute Werke zu ihrer Erlösung beitragen; sie ist an das Haus oder