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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Getreiderost - Getreidezölle.

Diese fallen bei der Drehung der Trommel in den Kanal 1, während Gerste, Hafer, zerschlagene Körner, Unkrautsamen etc. bis zu dem Punkt p gleiten, von wo sie in den Kasten 4 gelangen. In dem Kanal 1 befinden sich jetzt nur Weizen und die runden Körner von allen Größen. Die Schraube j schafft den Inhalt in den Cylinder l. Derselbe ist an seinem innern Umfang mit Aushöhlungen von derartiger Größe besetzt, daß sich die runden Körner von kleinstem und mittlerm Durchmesser hineinsetzen können, welche demnach in die Rinne 2 geworfen werden. In dieser Weise geht die Operation des Separierens weiter; alle übrigen Teile sind aus der Zeichnung verständlich und bedürfen keiner Erläuterung. Man kann mit dem Marotschen Sieb die Abscheidung in allervollkommenster Weise ausführen.

Die englischen Sortiermaschinen zur Herstellung eines guten Musters sind abweichend von der hier geschilderten Maschine konstruiert. Sie beruhen durchweg auf dem Prinzip der gewöhnlichen Siebtrommel, d. h. eines rotierenden Siebes mit allmählich sich verengernden oder erweiternden Durchgangsöffnungen, welch letztere stets verstellbar sind. Zuerst fanden diese regulierbaren Sortiertrommeln bei den kombinierten Dreschmaschinen Anwendung; in neuerer Zeit werden sie von vielen Fabrikanten auch als besondere Maschinen gefertigt, häufig mit der gewöhnlichen Windfege verbunden. Am beliebtesten sind die verstellbaren Cylindersiebe von Hornsby, Rainforth und Penney. Ein flaches Siebwerk englischer Konstruktion von Boby findet namentlich zum Sortieren der Gerste in den Mälzereien Anwendung.

Ganz originell ist die Getreidesortiermaschine von Josse in Ormesson konstruiert. Dieselbe hat die Aufgabe, leichte Teile, wie Spreu, Hülsen, Unkrautsämereien etc., abzusondern, was auch in bester Weise gelingt. Im Prinzip beruht der Apparat auf der Eigenschaft von Gemischen, sich bei schüttelnder Bewegung nach der spezifischen Schwere zu schichten; das gute Korn bleibt auf dem Boden einer schwach geneigten dreieckigen Platte liegen, während bei der Hin- und Herbewegung derselben die leichten Bestandteile sich auf der Oberfläche ansammeln. Die Platte wird durch drei federnde Stäbe getragen und entweder mittels einer Kurbel oder direkt hin- und hergeschüttelt. Sie ist an zwei Seiten mit einer Bande von 11 cm Höhe umgeben, während auf der hintern Seite nur eine Bande von 2 cm Höhe angebracht ist. In der Mitte der Platte befinden sich dreieckige Klötze, gegen welche das aufgegebene Material anprallt. Die schweren Körner gelangen allmählich in die Ausmündung, die leichtern werden durch das Anprallen zurückgeschleudert und treten an der hintern Seite über die niedrige Bande aus der Maschine. Fig. 5 stellt das Jossesche Sieb für den Betrieb mittels einer Handkurbel oder einer Riementransmission dar. Die Leistung des Josseschen Apparats beträgt 2,5 hl gereinigtes Getreide pro Stunde; die Separation ist eine vollkommene. - Die Maschinen zum Ausscheiden der Kleeseide (Cuscuta epithymum) von dem Kleesamen und der Luzerne, die Kleesamenputzmaschinen, finden in neuerer Zeit immer umfassendere Anwendung. Sie bestehen aus einem flachen oder cylindrischen Sieb mit derartig feinen Maschenöffnungen, daß der Seidesame hindurchtreten kann, dagegen der Kleesame längs des Siebes oder der Siebtrommel abgleitet. Einige Maschinen dieser Gattung wenden auch ein vollständiges System von verschiedenen Sieben an, wodurch die Maschine jedoch zu kompliziert wird und sich demnach nur für Saathandlungen, nicht aber für Wirtschaften eignet. Eine der bekanntesten Maschinen, von Schöll in Plieningen bei Stuttgart konstruiert, besteht aus einem flachen Sieb von 1,8 m Länge und 0,9 m Breite, welches aus Drahtmaschen, sieben auf das Zentimeter, von Messingdraht gebildet wird. Das Sieb hat eine schwach geneigte Lage und wird in schüttelnde Bewegung versetzt. Der Same gelangt auf dasselbe durch Vermittelung einer Zuführungswalze von einem Rumpf aus; die Trennung erfolgt derartig, daß die größern Körner, welche keinen Seidesamen enthalten, am Ende des Siebes herunterfallen, während die kleinern Körner durch das Sieb hindurchtreten. Sehr beliebt ist auch die nach dem Prinzip der Cylindertrommeln konstruierte Maschine von Pretzsch in Jena, welche eine fast vollkommene Abscheidung des Seidesamens von dem Klee bewirkt. Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, Bd. 2, S. 207-238 (2. Aufl., Jena 1880).

^[Abb.: Fig. 5. Sortiermaschine von Josse.]

Getreiderost, s. Rostpilze.

Getreiderüßler, s. v. w. Kornwurm.

Getreideschälmaschine, s. Mühlen.

Getreidespeicher, s. Getreideelevatoren.

Getreidestein, s. v. w. Bierstein.

Getreidesteuer, s. Mahlsteuer.

Getreideverwüster, s. Gallmücken.

Getreidezölle sind die Zölle, welche bei Ausfuhr oder Einfuhr von Getreide erhoben werden. Im Mittelalter herrschte meist das Bestreben, das im Inland erzeugte Getreide auch demselben zu erhalten. Deswegen wurde vielfach auch bei guten Ernten die Ausfuhr verboten. Auch den merkantilistischen Anschauungen entsprach jenes Bestreben. Getreide als unentbehrliches Lebensmittel der Arbeiter sollte nicht zu teuer werden. Darum sollte die Ausfuhr durch Zölle erschwert oder auch wohl durch Verbot verhindert werden, während die Einfuhr freizulassen war. Wo etwa Einfuhrzölle vorkamen, hatten sie vorwiegend einen fiskalischen Zweck. Auch Fr. List hielt es für unnötig, die heimische Landwirtschaft durch Auflegung von Zöllen auf eingeführtes Getreide gegen fremde Konkurrenz zu schützen, weil sie vor letzterer schon durch die Höhe der Transportkosten einen ge-^[folgende Seite]