409
Glasstein - Glasurrisse.
als treffliches Filtriermaterial, welches von Chemikalien nicht angegriffen wird und leicht wieder zu reinigen ist. Die G., welche bis jetzt nur über sehr wenige Farben verfügt, dürfte eine große Zukunft haben, sobald es gelingt, das Glasgespinst von der Trommel abzuhaspeln. Vgl. Tscheuschner, Handbuch der Glasfabrikation (Weim. 1884); Herrmann, Miniaturbilder aus dem Gebiet der Wirtschaft (Halle 1872).
Glasstein, s. Axinit.
Glasthränen (Batavische Tropfen), in eine lange Spitze auslaufende Glastropfen, welche man durch Eintropfen von geschmolzenem Glas in kaltes Wasser erhält. Durch die plötzliche Abkühlung wird das Glas sehr spröde, und sobald man die äußerste Spitze abbricht, zerspringt das ganze Gebilde mit großer Gewalt und zerfällt zu Staub. Vgl. Bologneser Flasche und Kohäsion.
Glastonbury (spr. gläst'nböri), Stadt in Somersetshire (England), 10 km südwestl. von Wells, mit Ruine einer berühmten Abtei, deren letzter Abt von Heinrich VIII. aufgeknüpft wurde, und (1881) 3719 Einw.
Glasur, glas- oder emailartige Masse, welche auf Thon- und Metallwaren als Überzug durch Aufschmelzen angebracht wird, um den Waren ein besseres Aussehen zu geben und ihre Widerstandsfähigkeit sowie ihren Gebrauchswert zu erhöhen. Für die verschiedenen Thonwaren ist die G. von wesentlich abweichender Beschaffenheit. Man unterscheidet: 1) Erdglasuren, durchsichtige Gläser, aus Kieselsäure, Thonerde und Alkalien zusammengeschmolzen, höchst strengflüssig, schmelzen in der Regel bei der Temperatur, bei welcher die Masse ihre Gare erlangt. Hierher gehört die Porzellanglasur. 2) Bleihaltige Glasuren, bleihaltige, durchsichtige Gläser, welche auch zuweilen neben der Kieselsäure Borsäure enthalten und meist bei einer niedrigern Temperatur schmelzen, als diejenige ist, bei welcher die Masse sich gar brennt. Die feine Fayence und das gewöhnliche Töpferzeug erhalten eine bleihaltige Glasur. 3) Emailglasuren, weiße oder gefärbte, undurchsichtige Glasuren mit Bleioxyd u. Zinnoxyd, schmelzen leicht und dienen zum Maskieren der unschönen Farbe der darunterliegenden Masse. 4) Lüster, meist Erd- und Alkaliglasuren, welche die Masse als äußerst dünne Schicht, gleichsam als Hauch, überziehen und nicht nur die darunterliegende Masse schützen und undurchdringlich machen sollen, sondern auch häufig den irdenen Gegenstand zu dekorieren bestimmt sind. Derartige Glasuren finden sich namentlich auf Steinzeug. - Man verlangt von den Glasuren eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen mechanische und chemische Agenzien, sie müssen glatt und glänzend sein und dürfen sich von ihrer Unterlage nicht lostrennen und keine Risse bekommen. Das Auftragen der G. auf die Thonwaren geschieht auf verschiedene Weise. Zum Glasieren des Porzellans, der feinen Fayence und gewisser Töpferwaren wird die Glasurmasse fein gemahlen und mit Wasser zur Konsistenz der Kalkmilch angerührt. In diese taucht man die Thonwaren, welche einen gewissen Grad von Porosität besitzen müssen, ohne in Berührung mit Wasser zu zerfallen. Sie absorbieren begierig einen Teil des Wassers und reißen dabei das in demselben enthaltene Glasurmehl an sich, welches als gleichmäßige Schicht auf der Masse sich verdichtet und nur noch zum Schmelzen erhitzt zu werden braucht. Manche Geschirre, die kein Absorptionsvermögen besitzen, wie das Fritten- und das englische Porzellan, manche Sorten Fayence und Töpfergeschirr, glasiert man durch Begießen, indem man die fein gemahlene Glasurmasse mit Wasser zur Rahmkonsistenz anrührt und nach dem Aufgießen durch eigentümliches Bewegen und Schwenken gleichmäßig zu verteilen sucht. Gröbere Waren, die man nicht vor dem Glasieren verglühen kann, um ihnen die Eigenschaft, im Wasser zu zerfallen, zu nehmen, glasiert man im noch feuchten Zustand durch Aufbeuteln von Bleiglätte, Mennige, Bleiglanzpulver etc. In diesem Fall gibt die Masse selbst gewisse Bestandteile zur G. her, nämlich Kieselsäure und Thonerde, welche mit dem Bleioxyd zu einem Glas zusammenschmelzen. Ähnlich verhält es sich mit den Glasuren, welche durch Verflüchtigung bestimmter Stoffe hervorgebracht werden. Man erzeugt gegen Ende des Brandes im Ofen einen salzigen oder metallischen Dampf, welcher sich auf die Masse niederschlägt und sich mit deren Kieselsäure zu einem Glas verbindet. Bei ordinären Waren wirft man zu diesem Zwecke Kochsalz in den Ofen und bringt auf die Feuerungen grünes Holz, so daß der in der Rotglut sich bildende Kochsalzdampf mit Wasserdampf zusammentrifft, mit welchem er sich zu Salzsäure und Natron umsetzt. Letzteres bildet dann mit der kieselsauren Thonerde der Masse ein Glas. Bei feinern Waren, die in Kapseln gebrannt werden, überzieht man letztere inwendig mit Pottasche, Bleiglätte u. Kochsalz; aus dieser Mischung verflüchtigen sich beim Erhitzen Chlorblei und Alkali, welche gleichfalls mit der kieselsauren Thonerde zusammenschmelzen. Auch die flüchtige Borsäure findet hierbei Verwendung. Die Flowing colours und die Lüster werden auf ähnliche Weise erhalten; man bringt Metalloxyde in die Kapsel, welche sich als Chlormetall verflüchtigen und sich wie ein farbiger Nebel auf dem Geschirr absetzen. Die G. der gewöhnlichen Töpferwaren ist ein meist aus Bleiglanz und Lehm dargestelltes Bleiglas. Dies ist, wenn die Bestandteile im richtigen Verhältnis angewandt und die glasierten Waren gut gebrannt werden, in allen in der Haushaltung vorkommenden Pflanzensäuren unlöslich; bei schlechter Bereitung aber nimmt selbst verdünnter Essig erhebliche Menge Blei daraus auf, und aus der Anwendung solcher Geschirre können sehr bedenkliche Gesundheitsstörungen hervorgehen. Um sich zu überzeugen, ob man es mit einer solchen gefährlichen G. zu thun hat, gießt man mäßig starken Essig in das Gefäß, läßt ihn einige Stunden kochen, dann noch an einem warmen Ort über Nacht stehen und setzt nun einige Tropfen einer Lösung von Schwefelleber (die man in jeder Apotheke bekommt) hinzu. Hierbei wird sich die Flüssigkeit trüben, und es wird sich ein feines gelbes Pulver ausscheiden. Sieht dies Pulver oder die Flüssigkeit überhaupt braun oder gar braunschwarz aus, so ist Blei darin enthalten, und das Gefäß darf nicht benutzt werden. Man hat sich vielfach bemüht, für die gewöhnlichen Töpferwaren bleifreie Glasuren herzustellen. Die Anwendung derselben ist mit Schwierigkeiten verknüpft, doch sind Mischungen mit Wasserglas angegeben worden, welche hinlänglich leicht schmelzen und den Säuren bedeutenden Widerstand leisten. Bei besserer Konstruktion der Öfen, oder wenn dem Töpfer ein fertiges Bleisilikat geliefert würde, könnte man auch bleihaltige Glasuren ohne Bedenken anwenden. Über Glasuren auf Metall s. Email.
Glasurerz, s. Alquifoux.
Glasurrisse (auch Haarrisse), die bei der Glasur von Thonfabrikaten entstehenden Risse, welche nur bei porösen Gefäßen nachteilig sind, da sie Flüssigkeiten aufnehmen oder durchlassen. Wo die Glasur nur einen dekorativen Zweck hat, beeinträchtigen die