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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Glommen-Elf - Glosse.

Glommen-Elf (Stor-Elf), der größte Fluß Norwegens, entspringt aus dem Aursundsee bei Röraas im Amt Süddrontheim, in 713 m Höhe, fließt in südsüdöstlicher Richtung durch die Landschaft Österdalen, bis er bei der Grenzfestung Kongsvinger in einem spitzen Winkel nach W. umbiegt. Bald darauf nach SW. und S. sich wendend, durchfließt er den 41 km langen Öjerensee, östlich von Christiania, bildet bei Friedrichstadt den 25 m hohen Wasserfall Sarpsfos und ergießt sich 12 km unterhalb in das Skagerrak. Er ist nur eine kurze Strecke oberhalb und unterhalb des Sarpsfos schiffbar. Seine Länge beträgt 564 km, sein Flußgebiet 41,258 qkm (525 QM.). Sein bedeutendster Nebenfluß ist der Vormen aus dem Mjösensee.

Glonoin, s. v. w. Nitroglycerin.

Gloria (lat., "Ruhm"), Hymnus der alten christlichen Kirche, auch die kleine Doxologie (s. d.) genannt. Das sogen. G. in excelsis deo (et in terra pax hominibus bonae voluntatis, Luk. 2, 14) oder der englische oder Engelsgesang (hymnus angelicus) ist in der Folgereihe der Chöre bei der katholischen Messe der zweite Chor und wird von den Anfangsworten gewöhnlich nur das G. genannt.

Gloria, in Frankreich Bezeichnung für eine kleine Tasse schwarzen Kaffees mit einem Zusatz von über Zucker abgebranntem Kognak; auch Thee mit Branntwein (besonders bei den Seeleuten).

Glorie (lat. gloria), der lichte Schein, mit welchem in Form einer Scheibe oder eines Ringes oder eines Kreuzes gewöhnlich Christus-, Engel- und Heiligenköpfe umgeben sind; auch eine Darstellung Christi oder Maria im offenen Himmel, wie sie von den Chören der Engel und der Heiligen umgeben sind.

Glorienschein, optische Erscheinung in der Atmosphäre, welche sich bei niedrigem Stande der Sonne zeigt, wenn derselben eine Nebelwand gegenübersteht. Der Beobachter bemerkt dann, wenn er sich auf einem etwas erhöhten Standpunkt befindet, um den auf die Nebelwand fallenden Schatten seines Kopfes einen oder mehrere farbige, konzentrische Kreise, deren Mittelpunkt in der von dem Mittelpunkt der Sonne aus durch das Auge des Beobachters nach der Nebelwand gezogenen geraden Linie liegt. Je heller die Sonne scheint, und je dichter die Nebelwand ist, in desto lebhafterer Färbung tritt das Phänomen auf. Seine Erklärung findet dasselbe in der Interferenz (s. d.) des Lichts. Am häufigsten wird es in den Polargegenden, wo es z. B. von Scoresby vielfach beobachtet ist, öfters aber auch in Gebirgsgegenden wahrgenommen. Auf dem Harz ist die Erscheinung als Brockengespenst bekannt. Ein ähnliches Phänomen zeigt sich, wenn man bei niedrigem Stande der Sonne den Schatten seines eignen Kopfes betrachtet. Man sieht diesen dann von einem hellen Schein umgeben, der sich meist nach oben ziemlich hoch über den Kopf hinauf erstreckt und nur sichtbar ist, wenn der Schatten auf Gras u. dgl. fällt, dagegen verschwindet, wenn der Schatten eine ganz ebene Fläche trifft.

Gloriette (franz., auch das Gloriett), Laube, Lusthäuschen (z. B. in Schönbrunn bei Wien).

Glorifizieren (lat.), verherrlichen; Glorifikation, Verherrlichung.

Gloriieren (lat.), sich rühmen, prahlen.

Gloriole (lat.), kleiner, armseliger Ruhm; kleinliche Ruhmsucht; Heiligenschein (vgl. Glorie).

Glorios (gloriös, lat.), glorreich, rühmlich, ruhmvoll, stolz, verklärt; auch großsprecherisch; gloriosae memoriae, ruhmvollen Andenkens.

Glossa (griech.), Zunge.

Glossae malbergicae, s. Salisches Gesetz.

Glossar (Glossarium, lat.), Wörterbuch, namentlich zur Erklärung dunkler, wenig gebräuchlicher Wörter; vgl. Glosse.

Glosse (griech., "Zunge"), Mundart, Dialekt; dann Bezeichnung für Ausdrücke, welche einer besondern Mundart angehörten, Provinzialismen, veraltete und daher leicht unverständliche Wörter, fremdländische Ausdrücke etc.; später endlich Bezeichnung der Erklärung solcher Ausdrücke. Besonders in der makedonisch-römischen Zeit beschäftigten sich viele Gelehrte mit der Abfassung von Verzeichnissen solcher Glossen (Glossarien), die namentlich die Lektüre der Homerischen Gedichte erleichtern sollten. Die Gelehrten, welche sich damit beschäftigen, hießen Glossographen. Der Ausdruck Glossem (Glossema) für G. wurde erst in der spätern Zeit gebräuchlich. Dieser Glossarienlitteratur gehören die größern lexikographischen Sammelwerke eines Hesychios, Suidas, Pollux, das "Etymologicum magnum" (s. d.), die Homerischen Scholien u. a. an. Auch bei den Römern werden glossematum scriptores erwähnt. Das berühmteste hierher gehörige Werk ist das des Verrius Flaccus, betitelt: "De verborum significatione", von welchem uns noch der Auszug des Festus erhalten ist. - Auch in der Geschichte des Bibeltextes begegnet uns der Ausdruck G. in verschiedenem Sinn. Randglossen kamen bei der Bibel schon sehr früh und um so mehr in Anwendung, als dies Buch häufiger als jedes andre in die Hände solcher Leser kam, denen zahlreiche Ausdrücke und ganze Stellen, als einer fremden Redeweise und einem fernen geschichtlichen oder religiösen Horizont angehörig, unverständlich waren. Weiteres s. Exegetische Sammlungen. - In der Poetik versteht man unter G. eine eigne Art zierlicher Gedichte, welche A. W. und Fr. Schlegel aus der spanischen Poesie in die deutsche einführten (auch Variationen genannt). Ein solches Gedicht besteht aus vier Dezimen (s. d.), deren letzte Zeilen zusammengenommen eine gereimte Strophe ausmachen, welche das Thema heißt und als solches meist dem Ganzen vorangestellt wird. - In der Rechtswissenschaft nennt man G. die Erläuterung zu dem Texte der Justinianischen Rechtsbücher (s. Corpus juris) durch kurze sachliche und sprachliche Anmerkungen, welche die Rechtslehrer auf den italienischen Rechtsschulen des Mittelalters teils mündlich in ihren Vorlesungen, teils schriftlich dem Text ihres Exemplars beifügten. Ursprünglich waren diese so kurz, daß man sie in den Text unter die betreffenden Worte schrieb (glossae interlineares); bald wurden sie ausführlicher und an den Rand gesetzt (g. marginales). Bildeten die Glossen der Juristen eine fortlaufende Erläuterung des Textes, so nannte man sie Apparatus. Von diesen Glossen erhielten später die Juristen, welche Justinians Rechtsbücher auf solche Weise erläuterten, den Namen Glossatoren. Ihre Reihe beginnt mit Irnerius (gestorben vor 1140); die berühmtesten sind der Zeitfolge nach: Bulgarus (gest. 1166) und Martinus Gosia (gest. 1167), Hugo de Porta Ravennate (gest. 1168), Jacobus (gest. 1178), Placentinus (gest. 1192) und Pillius, Johann Bassianus und Albericus de Porta Ravennate (gestorben nach 1194), Azo (gest. 1220), Hugolinus Presbyteri und Jacobus Balduini (gest. 1235), Accursius (gestorben um 1260) und Odofredus (gest. 1265). Accursius unternahm es, aus allen vorhandenen Glossen das Beste zu exzerpieren, um aus diesen Exzerpten eine fortlaufende G. zu den sämtlichen Rechtsbüchern Justinians zu bilden, und fand so vielen Beifall, daß