Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Got; Götaelf; Götakanal; Götaland; Göteborg; Goten

536

Got - Goten.

den Karpathen, übersetzte den Ossian und gab Revolutionslieder unter dem Titel: "Trzy struny" (Straßb. 1839, 3 Bde.) heraus, die alle den frühern leidenschaftlichen Geist atmen. Später ein eifriger Anhänger der mystisch-religiösen Sekte Towianskis, verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Lemberg, wo er 25. Febr. 1876 starb. Seine letzte größere Dichtung war das 1871 veröffentlichte "Poslanie do Polski" ("Sendschreiben an Polen"). G. gehörte mit Malczewski, Zaleski und dem Kritiker M. Grabowski zu den Häuptern der sogen. ukrainischen Schule, welche die romantischen Motive eigenartig gestaltete. Die neueste Ausgabe seiner sämtlichen "Poezye" erschien in 2 Bänden (Leipz. 1875).

Got (spr. go), François Jules Edmond, franz. Schauspieler, geb. 1. Okt. 1822 zu Lignerolles (Departement Orne), studierte am Collège Charlemagne und trat 1841 ins Konservatorium, wo er unter Prevosts Leitung nach dem ersten Jahr den zweiten und im folgenden den ersten Preis im Lustspiel erhielt. Zum Militär einberufen, diente er ein Jahr bei der Kavallerie und debütierte 1844 im Bedientenfach an der Comédie française, wo er durch sein angebornes Talent bald als einer der vorzüglichsten Komiker wirkte. Er wurde eine Hauptstütze der jüngern dramatischen Schule, spielte aber auch mit Glück die ersten Rollen des alten Repertoires, wie Sganarelle, Trissotin, Figaro etc. Seinen größten Erfolg errang er als Giboyer in den beiden Stücken von Augier: "Les effrontés" und "Le fils de Giboyer", und später als Bernard in "Les Fourchambault". Seit 1850 Mitglied der Comédie française, spielte er 1866, den Statuten zuwider, aber mit ausdrücklicher Genehmigung des Kaisers, den André Lagarde in Augiers "La contagion" am Odéontheater und organisierte eine fliegende Truppe, die mit dem Stück ganz Frankreich durchzog. G. hat sich auch litterarisch beschäftigt und den Text zu der einaktigen Oper "François Villon" (1857 aufgeführt) geschrieben. In den "Annales du théâtre" veröffentlichte er die Studie "Le théâtre en province" (1877).

Götaelf, schiffbarer Fluß im südwestlichen Schweden, der aus dem Wenersee, am Südwestende desselben, bei Wenersborg, abfließt, bald darauf die berühmten Trollhättafälle bildet, sich bei Kongelf in zwei Arme teilt, welche die Insel Hisingen umschließen, und nach 75 km langem Lauf in das Kattegat mündet, der südliche Arm unterhalb Gotenburg. Zur Umgehung der Trollhättafälle, die aus vier einzelnen Fällen bestehen und im ganzen eine Höhe von 33 m haben, hat man 1787-1800 den Trollhättakanal mit acht Schleusen angelegt und in diesem Jahrhundert denselben durch einen neuen Kanal mit elf breitern Schleusen ergänzt, der selbst großen Schiffen die Fahrt auf dem Fluß ermöglicht. Die Ufer des G. sind bald anmutig und fruchtbar, bald wild und rauh; Felsenhöhen bleiben fast überall seine nähern oder entferntern Begleiter.

Götakanal, ein großartiges Kanalsystem im südlichen Schweden, das mit Hilfe des Götaelf, des Wener- und Wettersees sowie einiger andrer Seen die Nordsee mit der Ostsee verbindet und für die Binnenschiffahrt Schwedens von der höchsten Wichtigkeit ist. Der Kanal beginnt an der Ostseite des Wenersees und führt zunächst in den 50 m höher gelegenen und von großartigen Bergmassen umgebenen Vikensee, den höchsten Punkt der ganzen Anlage (91,4 m ü. M.); von da führt eine durch den Felsen gesprengte Schleuse zu dem Bottensee, der durch eine Kanalstrecke von 460 m Länge mit dem Wettersee (bei Karlsborg) in Verbindung gesetzt ist. Der letztere hat wieder an der Ostseite eine Verbindung mit dem 9 km langen Borensee, aus welchem die Wasserstraße zu dem 24 km langen Roxensee führt. Von diesem geht der Kanal 7,2 km weit, bis er in den 5 km langen, 27 m ü. M. liegenden Asplångensee tritt, von wo er endlich nach weitern 7 km bei der Spitze des Meerbusens Slätbaken die Nordsee erreicht. Die Länge der wirklich kanalisierten Strecke beträgt etwa 97 km, die ganze Länge der Wegstrecke aber von Gotenburg bis zur Ostsee 440 km, während der Weg zur See mindestens das Doppelte ausmacht. Die Breite des Kanals am Boden mißt 15,5 m, an der Oberfläche 26-29 m, die Tiefe 3,3 m. Das Merkwürdigste sind die Schleusen, deren 58 gezählt werden, darunter 53 Senkschleusen. In letztern (38 m lang und 7,8 m breit) werden die Schiffe bei der Bergfahrt durch zuströmendes Wasser gehoben, bei der Thalfahrt durch das abfließende Wasser niedergelassen; dies wird so oft wiederholt, bis der höchste oder tiefste Punkt erreicht ist, von welchem aus die Fahrt wieder auf gleichem Niveau des Kanals fortgesetzt werden kann. Die fünf übrigen Schleusen dienen dazu, den seitlichen Zufluß des Wassers zum Kanal zu regulieren. An elf Stellen erweitert sich der G. zu größern Bassins, wodurch Hafenplätze entstehen. Längs der ganzen Wasserstraße läuft auf der einen Seite ein Leinpfad zum Ziehen der Fahrzeuge. Der Brücken über den Kanal sind 34. Der Plan, Ost- und Nordsee durch eine künstliche Wasserstraße zu verbinden, wurde zuerst durch den Bischof Joh. Brask gefaßt (1516) und seine Ausführung auch in Angriff genommen. Die Ungunst der Zeiten widersetzte sich indessen der Fortführung, und was Brask gefördert hatte, ward bald Ruine. Erst Karl XII. griff den Plan wieder auf und übertrug dem Mechaniker Christoph Polhem die Ausführung. Nach des Königs Tod fehlte es jedoch an Geld, und die begonnenen Arbeiten blieben abermals liegen. Endlich nach Vollendung des Trollhättakanals lebte der Gedanke einer Verbindung beider Meere von neuem auf, und dem Mut und Eifer des Grafen Platen gelang endlich die vollständige Ausführung. Der Bau wurde von der 1810 privilegierten Götakanalgesellschaft zu gleicher Zeit an mehreren Stellen begonnen und 26. Sept. 1832 vollendet. Die Gesamtkosten haben über 17 Mill. Mk. betragen.

Götaland (Götarike), s. Gotland.

Göteborg, Stadt, s. Gotenburg.

Goten, german. Volk, ausgezeichnet durch den bedeutenden Einfluß, welchen es auf die Gestaltung der abendländischen Reiche geübt. Sie werden zuerst von Tacitus (Germ., 44) als Gotones (Guttonen) erwähnt, als jenseit der Ligier im Nordosten Germaniens, etwa an der Ostsee, wohnend und von Königen beherrscht. Catualda, der Marbod stürzte, wird (Tacitus, Ann. II, 62) ein Gotone genannt. Nach einer alten, jedoch nicht beglaubigten Volksüberlieferung wanderten sie von der Insel Scanzia (Skandinavien) nach der "Bernsteinküste" und zogen wahrscheinlich zur Zeit der Markomannenkriege im 2. Jahrh. n. Chr. von da nach dem weiten Flachland, das sich ost- und südwärts von den Karpathen an den Mündungen der Donau und den Gestaden des Schwarzen Meers ausdehnt. Sie besetzten die Länder, die früher Geten und Skythen bewohnt hatten, und dieser Umstand sowie die Ähnlichkeit der Namen Geten und G. haben es veranlaßt, daß die alten Schriftsteller die germanischen G. häufig Skythen nennen, andre dieselben für Abkömmlinge der alten Geten halten,