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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Granadilla; Granadillholz

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Granadilla - Granadillholz.

durch die unwirtliche Felsenküste behindert wird, ist nicht sehr lebhaft. An Eisenbahnen besitzt die Provinz nur die von der Bahn Cordova-Malaga abzweigende Linie nach G. Die Provinz umfaßt 15 Gerichtsbezirke (darunter Alhama, Baza, Guadix, Huescar, Loja, Motril, Orgiva, Ugijar). Durch das Erdbeben von 1884 wurde die Provinz sehr schwer heimgesucht, so daß man den Kapitalverlust auf 10½ Mill. Pesetas schätzte. Vgl. Willkomm, Aus den Hochgebirgen von G. (Wien 1882); W. Irving, Chronicle of the conquest of G. (Lond. 1829, 2 Bde.); Lafuente y Alcantara, Historia de G. (Gran. 1843, 4 Bde.); M. J. ^[Marcus Joseph] Müller, Die letzten Zeiten von G. (Münch. 1863). S. Karte "Spanien".

Die gleichnamige Hauptstadt des Königreichs und der Provinz G. ist gegen die Zeit ihrer Blüte unter den Mauren jetzt sehr herabgekommen, aber trotzdem noch eine der größten Städte Spaniens. Sie liegt am Fuß der Sierra Nevada, mitten in der 250 qkm großen, überaus fruchtbaren und reichbevölkerten Vega von G., an der Nordseite des Jenil, mit dem sich hier der Darro vereinigt, 686 m ü. M. und an der oben genannten Zweigbahn, auf und zwischen zwei Hügeln, deren südlicher die weltberühmte Alhambra trägt. Um denselben zieht sich die Stadt halbmondförmig herum und sendet ihre Vorstädte noch weit in die Thäler des Jenil und Darro hinaus. Am Abhang des andern Hügels auf dem rechten Darroufer liegt der Albaicin, der älteste Stadtteil, und an dessen Fuß ziehen sich zu beiden Seiten des Darro die stattlichen Häuserreihen der Alcazaba hin, wo zur Zeit der Mauren der Adel von G. wohnte. Die eigentliche Stadt liegt westlich von der Alcazaba, ganz in der Ebene zu beiden Seiten des Darro, der hier großenteils überwölbt ist, und wird im W. und N. noch von den weitläufigen Vorstädten Elvira und Antequeruela umschlossen. Die ältern Häuser haben noch ein halb maurisches Ansehen: platte Dächer, Türmchen mit Balkonen, im Innern Höfe mit Springbrunnen. Im übrigen bildet die jetzige Stadt ein Labyrinth von krummen, engen und unebenen Gassen, obschon der Anblick derselben mit ihren zahllosen Türmen und Kuppeln und der stolz über der Stadt thronenden Alhambra von allen Seiten imposant und prächtig ist. Ganz im maurischen Stil restauriert ist der ehemalige Bazar, die Alcaiceria, welche nebst dem benachbarten Zacatin, der belebtesten Straße, noch jetzt wie ehedem das Zentrum des Handels bildet. Unter den Plätzen ist der größte die Plaza del Triunfo im N. der Stadt, mit einer 4½ m hohen korinthischen Säule, der schönste die Vivarrambla (jetzt Konstitutionsplatz), auf dem ehemals die Volksfeste der Mauren, später die Autodafees der Christen stattfanden, und wo 1498 der Kardinal Jimenes sämtliche in der Stadt vorgefundene arabische Bücher, an 80,000 Bände, verbrennen ließ, mit Ausnahme von 300 Bänden medizinischen und naturhistorischen Inhalts, welche jetzt einen wertvollen Teil der Bibliothek des Escorial ausmachen. G. hat eine Kathedrale nebst 23 Pfarrkirchen, 38 Klöster, einen erzbischöflichen Palast, mehrere Kasernen und schöne Promenaden (z. B. die Alameda, mit einer vielreihigen Ulmenallee). Unter den Kirchen sind die bemerkenswertesten: die an der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee befindliche unvollendete Kathedrale, ein reich ausgeschmückter, fünfschiffiger, 1529 begonnener Bau mit den Grabmälern Ferdinands und Isabellas sowie Philipps I. und seiner Gemahlin Johanna, Bildern von Ribera und A. Cano und einem 56 m hohen, unausgebauten Turm; die Kirche von San Geronimo mit dem Grabmal des "großen Kapitäns" Gonzalo de Cordova; die Kartause mit prächtig geschmückter Kirche u. a. Großartig ist auch das vom Stifter der Barmherzigen Brüder (gest. 1550), Juan de Dios, aus erbetteltem Almosen aufgeführte Hospital, das merkwürdigste und kunstvollste Bauwerk aber der maurische Königspalast der Alhambra (s. d. und Tafel "Baukunst VIII", Fig. 6 bis 12). Ein schöner Park trennt diesen von der Stadt und den Torres Bermejas, einer andern, angeblich von den Phönikern gegründeten Burg. Die Bevölkerung, ein heiteres, an Gesängen und Liedern reiches Volk, beträgt (1884) 72,821 Seelen. Die Manufakturen Granadas sind ohne Bedeutung. An Bildungs- und andern Anstalten besitzt G. eine Universität (seit 1531) von 5 Fakultäten (mit über 1000 Studierenden), eine Notariatsschule, 6 Colegios, ein Seminar, eine Bibliothek, ein Kunstmuseum, ein Theater, einen Zirkus für Stiergefechte, 10 Hospitäler und 2 Gefängnisse. Es ist Sitz des Gouverneurs, eines Obergerichts und eines Erzbischofs sowie eines deutschen Konsuls. Als die schönsten Punkte der Umgegend sind zu bezeichnen: der Generalife (Ginaraliph, "Haus der Liebe"), das ehemalige Sommerlustschloß der Königinnen von G., auf einem gegenüber der Alhambra liegenden Felsen, mit anmutigen Säulenhallen, Springbrunnen und Gartenanlagen; die ehemaligen Klöster Jesus del Valle und Sacromonte (jetzt Priesterseminar) im Darrothal etc. - Araber gründeten die Stadt im 8. Jahrh. unweit der Ruinen der uralten keltiberischen Stadt Illiberis oder Eliberis (woraus Elvira entstand) und gaben ihr den Namen G., der die Gestalt eines aufgesprungenen Granatapfels bedeuten soll, dessen Mittelpunkt die Alhambra bildet, und der auch das Wappen ihrer Könige war. Die Stadt gelangte unter den Mauren bald zu einer außerordentlichen Blüte, so daß sie schon um 1350: 200,000, um die Zeit der spanischen Eroberung aber 400,000 Einw. zählte. Sie hatte 15 km im Umfang (jetzt 8), zahlreiche Prachtbauten, 50 gelehrte Schulen, 70 Bibliotheken und war von einer Mauer umgeben, aus der 1030 Türme emporragten. Nach der Einnahme durch die Spanier trieben Bedrückungen aller Art die maurische Bevölkerung zu wiederholten Empörungen, die erst 1570 durch Versetzung derselben in das Innere Spaniens getilgt wurden.

2) Departement des mittelamerikan. Staats Nicaragua, liegt zwischen dem Nicaraguasee, dem Südende des Managuasees und dem Stillen Ozean und hat ein Areal von 6698 qkm (121,6 QM.) mit etwa 70,000 Einw. Das Land ist vorwiegend ebene Savanne, doch steigen in demselben der Vulkan von Masaya und der Mombacho (1370 m) an. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Nordwestseite des Nicaraguasees und ist Endstation der Eisenbahnlinie G.-Managua. Früher die wichtigste Stadt der Republik, ist sie infolge der Bürgerkriege zwar in Verfall geraten, aber durch ihre günstige Lage für den Handelsverkehr des Staats noch immer von Belang, mit 10,000 Einw. G., bereits 1522 gegründet, ist eine der ältesten spanischen Niederlassungen. Unter den Gebäuden sind die Parochialkirche, die Kirche de la Merced, das alte verlassene Franziskanerkloster im maurischen Stil und die Casa de los Leones, ein reichgeschmücktes Privathaus, bemerkenswert. Vor dem Hafen der Stadt nach SO. liegt die vulkanische Inselgruppe der Corrales.

Granadilla, s. Passiflora.

Granadillholz, s. v. w. Grenadillholz.