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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grasährchen; Grasbaum; Grasberger; Grasblume; Grasbrook; Gras, chinesisches; Grasellenbach; Graser; Gräser

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Gras, chinesisches - Gräser.

Wiesen und Weiden im frischen Zustand, die aus einer mehr oder minder großen Zahl von Gräsern, Kräutern, Klee und ähnlichen Pflanzen besteht. Auf guten Wiesen muß die Zahl der einzelnen Pflanzen pro Quadratfläche möglichst groß, die der einzelnen Arten aber gering sein und sollen breitblätterige Kräuter gar nicht vorkommen; man liebt bei Kunstwiesen die Ansaat mit nur wenigen Gräsern und etwas Klee, bei Kunstfutterbau die Aussaat von Gräsern unter den Klee (s. Kleegras und Futterbau). Obergras nennt man das höher wachsende, Unter- oder Bodengras das niedriger wachsende Gemenge; nur in ganz guten Jahrgängen entwickeln sich beide gleich gut, in trocknen wird mehr Untergras, in feuchten mehr Obergras gewonnen. Jenes ist in der Regel besser, weil Kleepflanzen und die zartern Gräser enthaltend. Je nach dem Bestand wird das G. sehr verschieden in seinem Nährwert sein. Man rechnet 20, 22, 25, 30, 33 kg Heu auf 100 km G., je nach Bestand und Witterung bei der Ernte. Die sogen. sauren Gräser (Riedgräser, Cyperoideen) wachsen auf feuchten Wiesen (vgl. Wiese).

Gras, chinesisches, s. v. w. Chinagras.

Grasährchen, s. Ährchen.

Grasbaum, s. Xanthorrhoea.

Grasberger, Hans, Dichter, geb. 2. Mai 1836 im obersteirischen Marktflecken Obdach, studierte 1856-1860 in Wien die Rechte, beteiligte sich 1859 an einer vom Severinusverein veranstalteten Pilgerfahrt nach Jerusalem und trat später in die Redaktion des "Österreichischen Volksfreundes", welches Blatt er bis 1864 leitete. Nachdem er 1866 zeitweilig in der Redaktion der "Presse" thätig gewesen, verbrachte er die Jahre 1867-73 in Italien, größtenteils zu Rom, wo er Kunststudien trieb und als Berichterstatter für die Wiener "Presse" und andre Blätter thätig war. Seit 1870 ist er ständiger Kunstreferent der "Presse". Erschienen sind von ihm: "Sonette aus dem Orient" (3. Aufl., Brem. 1873), eine Frucht seiner Orientfahrt; "Singen und Sagen", Gedichte (Wien 1869); "Le rime di Michelangelo", in Nachdichtungen (Brem. 1872); "Aus dem Karneval der Liebe", Gedichte (Stuttg. 1873); "Zan Mitnehm, Gedichte in steirisch-kärntnerischer Mundart" (Wien 1880); "Nix für unguet", Schnaderhüpfeln (Leipz. 1884); und "Plodersam. Geistli'n-G'schichten" (das. 1885).

Grasblume, s. v. w. Grasnelke, s. Armeria; s. auch Dianthus.

Grasbrook, Elbinsel im Hamburger Gebiet, gegenwärtig zur Stadt Hamburg gehörig, mit Schiffswerften, Eisengießereien und andern Etablissements. Dagegen bildet der Kleine G., links von der Norderelbe, eine besondere Gemeinde mit (1885) 1737 Einw.

Grasellenbach, Dorf in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim, im Odenwald, mit (1885) 416 evang. Einwohnern. Bei einer nahen Waldquelle (Siegfriedsbrunnen), die seit 1851 mit einem Denkstein bezeichnet ist, soll Siegfried, der Held des Nibelungenliedes, ermordet worden sein.

Graser, Johann Baptist, freisinniger katholischer Pädagog, geb. 11. Juli 1766 zu Eltmann in Unterfranken, studierte auf dem Klerikalseminar zu Würzburg, ward 1790 zweiter Direktor der erzbischöflichen Pagerie und des Virgilianischen Kollegiums zu Salzburg; 1804 Professor der Theologie an der Universität zu Landshut, bald darauf Oberschulkommissar der Fürstentümer Bamberg und Würzburg und 1810 Regierungs- und Oberschulrat des Obermainkreises in Baireuth. Nach Aufhebung der Schulratsstellen in den Regierungsbehörden 1825 in den Ruhestand versetzt, starb er 18. Febr. 1841 zu Baireuth. Sein Hauptwerk: "Divinität oder Prinzip der einzig wahren Menschenerziehung" (Bair. 1810, 3. Aufl. 1830), steht ganz auf dem Boden der Schellingschen Philosophie. Als praktischer Schulmann wirkte G. durch seine begeisterte Hingebung an das Wohl des Volkes und der Jugend sehr anregend. Er ist der Begründer der Schreib-Lesemethode im ersten Unterricht der Kinder. Besondere Teilnahme widmete er dem Taubstummenunterricht, für den er jeden Volksschullehrer vorbilden wollte. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: "Elementarschule fürs Leben" (seit 1821; 4. Aufl. in 3 Teilen, Hof 1839-1842, der letzte Teil von Ludwig bearbeitet); "Der durch Gesicht und Tonsprache dem Leben wiedergegebene Taubstumme", (Bair. 1829, 2. Aufl. 1834); "Die Erziehung der Taubstummen in der Kindheit" (hrsg. von Ludwig, Hof 1843). Vgl. Leisker, Die Pädagogik Grasers (Leipz. 1879).

Gräser (Gramineen, Süßgräser), monokotyle Pflanzenfamilie, aus der Ordnung der Glumifloren, einjährige und perennierende, in ihren vegetativen Teilen sowohl als in der Blütenbildung untereinander sehr übereinstimmende Gewächse. Der Stengel (Halm, culmus) besteht aus cylindrischen, meist hohlen (beim Mais massiven) Gliedern, welche durch massive, äußerlich angeschwollene Gelenke (Knoten) verbunden sind. Am Boden folgen die Knoten dicht aufeinander und treiben hier zahlreiche büschelförmige Seitenwurzeln in den Boden; eine Pfahlwurzel wird nie gebildet. An den Knoten dieser verkürzten untern Teile kann der Halm auch Zweige entwickeln, die zu neuen Halmen aufwachsen. Diese Bestockung kommt bei manchen einjährigen Gräsern, namentlich bei Getreide, besonders aber bei vielen perennierenden vor, welche dadurch zu rasenbildenden Gräsern werden. Die hier einen ausdauernden Wurzelstock darstellenden, meist viel-, aber kurzverzweigten untern Halmteile entwickeln nur wenige ihrer Zweige zu wirklichen Halmen; die meisten derselben bleiben kurz und treiben nur einen Büschel grüner Blätter. Bei andern Gräsern besteht der Wurzelstock aus verlängerten, ausläuferartig im Boden umherkriechenden Zweigen; solche erzeugen einen minder dichten oder gar keinen Rasen, wenn ihr Wurzelstock gar keine Blätterbüschel, sondern nur einzelne entfernt stehende Halme treibt, wie die rohrartigen G. Die an den Knoten sitzenden Blätter stehen abwechselnd zweizeilig; der untere Teil bildet eine Scheide (vagina), welche das auf den Knoten folgende Halmglied mehr oder weniger weit umgibt. Selten ist die Scheide am Grund oder bis höher hinauf geschlossen, meist hat sie freie, übereinander gerollte Ränder; an die Scheide setzt sich unmittelbar die Blattfläche. Diese ist bei allen Gräsern einfach, ungeteilt und ganzrandig, immer von vorwiegend langgestreckter Gestalt, meist linealisch und am Ende allmählich zugespitzt und von parallelen Nerven durchzogen. Meist ist die Blattfläche flach, bei manchen Gräsern ist sie oberseits von beiden Rändern her zusammengerollt und erscheint dann borsten- oder fadenförmig. Zwischen Scheide und Blattfläche befindet sich bei sehr vielen Gräsern ein Blatthäutchen (ligula), d. h. eine Nebenblattbildung in Gestalt eines der Blattoberseite querüber aufsitzenden, meist farblosen, häutigen Ansatzes, der bisweilen auch durch bloße Haarbildungen ersetzt ist. Einige G. sind borstig oder weich behaart, die meisten sind kahl; sehr gewöhnlich aber besitzen ihre Teile, besonders die Blätter, eine scharfe, oft schneidende