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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Grassi - Gräter.

gen über die Sagen des Mittelalters sind außer der Übersetzung der "Gesta Romanorum" (Dresd. 1842, 2 Bde.) und der kritischen Ausgabe der "Legenda aurea" des Jacobus a Voragine (das. 1846) die Untersuchungen über "Die Sage von dem ewigen Juden" (das. 1844), "Die Sage vom Ritter Tannhäuser" (das. 1846; 2. Aufl. unter dem Titel: "Der Tannhäuser und ewige Jude", 1861), "Beiträge zur Litteratur und Sage des Mittelalters" (das. 1850), "Sagenschatz des Königreichs Sachsen" (das. 1855, 2. Aufl. 1874), "Sagenbuch des preußischen Staats" (Glog. 1866-71, 2 Bde.) und "Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels deutscher Nation" (Dresd. 1876) zu nennen. Er schrieb ferner: "Sachsens Fürsten in Bildern mit geschichtlichen Erläuterungen" (Dresd. 1856); "Handbuch der alten Numismatik" (Leipz. 1853); "Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei" (Dresd. 1853), denen sich später der "Guide de l'amateur de porcelaines et de poteries" (das. 1864, 7. Aufl. 1885) und als Ergänzung hierzu der "Guide de l'amateur d'objets d'art et de curiosité" (das. 1871, 2. Aufl. 1876), ferner der "Beschreibende Katalog des Grünen Gewölbes" (5. Aufl. 1881) und der "Beschreibende Katalog der königlichen Porzellansammlung" (das. 1874) anschlossen. Weitere Werke von G. sind: die Märchensammlung "Nord und Süd" (Dresd. 1858, mit Asbjörnson); "Jägerbrevier" (das. 1857; 2. Aufl., Wien 1869); "Jägerhörnlein" (Dresd. 1861); "Hubertusbrüder" (Wien 1875); "Des deutschen Landmanns Practica" (Dresd. 1858); "Orbis latinus, Verzeichnis der lateinischen Benennungen der bekanntesten Städte etc." (das. 1861); "Bierstudien. Ernst und Scherz, Geschichte des Biers" (das. 1872); "Unsre Vor- und Taufnamen, erklärt" (das. 1875); "Die Quelle des Freischütz" (das. 1875); "Sachsens Fürsten aus dem Haus Wettin" (das. 1875) etc.

Grassi, 1) Giuseppe, ital. Maler, geboren 1768 zu Wien, bildete sich auf der Wiener Akademie und hielt sich dann längere Zeit in Warschau auf. Im J. 1799 ward er als Professor der Akademie zu Dresden angestellt und trat hier in Verbindung mit dem Herzog August von Sachsen-Gotha, dessen phantastische Werke er illustrierte. Im J. 1816 seiner Professur in Dresden enthoben, ging er als Studiendirektor der in Italien studierenden Sachsen nach Rom, leistete aber dort wenig und kehrte 1821 nach Dresden zurück, wo er 7. Jan. 1838 starb. G. fesselt durch die Grazie, die er namentlich Frauenbildnissen zu verleihen wußte, sowie durch die Natürlichkeit, welche in seinen Bildern herrscht, und durch die Frische und Zartheit des Kolorits.

2) Angela, span. Dichterin, geb. 2. April 1826 zu Crema in Italien, siedelte mit ihren Eltern nach Barcelona über, wußte trotz einer bigotten Erziehung ihren poetischen Neigungen zu folgen und brachte schon in ihrem 15. Jahr unter großem Beifall ein fünfaktiges Drama: "Crimen y explacion", auf die Bühne. Sie siedelte 1865 mit ihrer Familie nach Madrid über und hat sich seitdem der Novellistik gewidmet. Ihre Werke, die meist auf einer gesunden Moral basieren, haben viel Erfolg gehabt. Ihre Novellen: "Riquezas del alma" und "La gota de Agua" erhielten den Ehrenpreis der spanischen Akademie und ihr Buch: "Palmas y laureles" einen gleichen Preis in Caracas. Zu den bekanntesten ihrer vielgelesenen Bücher gehören: "El hijo", "Los que no siembran no cojen", "El copo de nieve", "El capital de la virdud", "El balsamo de las penas", "El primer año de matrimonio", "Cuentes pintorescos" und "Marina". Auch redigiert die Dichterin seit 1868 die Zeitschrift "Correo de la moda".

Grassieren (lat.), um sich greifen, verbreitet sein, herrschen (z. B. von Epidemien).

Grassittiche, s. Papageien.

Gräßlich ist dasjenige, was nicht bloß wie das Furchtbare (s. d.) Entsetzen und wie das Grausame (s. d.) moralischen, sondern zugleich wie das Ekelhafte physischen Abscheu (Mahl des Thyestes) erregt und daher, wie schon Aristoteles bemerkt hat, aus dem Bereich der Kunst ausgeschlossen ist.

Graßmann, Hermann Günther, Mathematiker, geb. 15. April 1809 zu Stettin, Sohn des Mathematikers und Sanskritisten Justus Günther G. (gest. 1852 in Stettin), Nachfolger seines Vaters als Professor der Mathematik am Stettiner Gymnasium, wo er 26. Sept. 1877 starb. Er erwarb sich mit seiner "Ausdehnungslehre" (Leipz. 1844, 2. Aufl. 1862) den Ruf eines originellen Mathematikers, indem er durch das darin angebahnte Studium "n-fach ausgedehnter Mannigfaltigkeiten" eine Disziplin schuf, welche die Geometrie als besondern Fall in sich begreift. Bemerkenswert ist auch Graßmanns "Neue Theorie der Elektrodynamik" (in Poggendorffs "Annalen", Bd. 64) und sein Bestreben, die Anschauungen seiner "Ausdehnungslehre" mit denen der modernen Algebra in Beziehung zu setzen ("Mathematische Annalen", Bd. 7). Als bedeutender Orientalist gab er ein "Wörterbuch zum Rig Veda" (Leipz. 1875) heraus und eine Übersetzung des "Rig Veda" (das. 1876 bis 1877, 2 Bde.); auch schrieb er: "Lehrbuch der Arithmetik" (Berl. 1861-65, 2 Bde.). Sein Leben beschrieb Schlegel (Leipz. 1878). - Sein Bruder Robert, geb. 8. März 1815 zu Stettin, 1841-48 Lehrer, seitdem Redakteur der "Stettiner Zeitung" und der "Pommerschen Zeitung", hat für die abstrakte Theorie der Arithmetik das Gleiche zu leisten versucht wie G. für die Raumlehre; man vergleiche hier über sein Werk "Die Formenlehre oder Mathematik" (Stett. 1872). Außerdem schrieb er: "Die Weltwissenschaft oder Physik" (Stett. 1862-73, 2 Bde.); "Die Wissenschaftslehre oder Philosophie" (das. 1876, 4 Bde.); "Das Weltleben oder die Metaphysik" (das. 1881); "Das Pflanzenleben" (das. 1882); "Die Lebenslehre oder Biologie" (das. 1872); "Das Gebäude des Wissens" (das. 1882-84, 5 Bde.).

Grasstern, s. Galium.

Graswangthal, ein von der obern Ammer durchflossenes Thal in Oberbayern.

Graswebe, s. v. w. Alterweibersommer.

Graswirtschaft (Feldgraswirtschaft), s. Betriebssystem.

Grat, s. v. w. scharfe Kante, Gebirgsrücken, dessen Seiten sich in einer scharfen Kante schneiden; in der Baukunst s. v. w. First; in der Kupferstecherkunst die Ränder, welche durch das Eingraben der Linien in die Platte entstehen.

Gräten, s. Fische, S. 295.

Gräter, Friedrich David, Gelehrter, geb. 22. April 1768 zu Schwäbisch-Hall, wurde nach vollendeten Studien 1789 Lehrer und 1793 Konrektor am Gymnasium daselbst, 1818 Rektor des Gymnasiums zu Ulm und starb, seit 1827 in den Ruhestand versetzt, 2. Dez. 1830 zu Schorndorf in Württemberg. Seinen litterarischen Ruf gründete er durch die Übersetzung mehrerer altnordischer Lieder u. d. T.: "Nordische Blumen" (Leipz. 1789), durch die er den ersten Anstoß zu eifrigerm Studium der skandinavischen und germanischen Vorzeit gab. Denselben Zweck verfolgte seine mit Ch. G. Böckh gegründete Zeitschrift "Bra-^[folgende Seite]