843
Großer Heinrich - Großglockner.
Belgien, erntete sie reichen Beifall. An ihrem Spiel wird neben der saubersten Ausführung in technischer Beziehung besonders das Künstlerische in der Auffassung und Gestaltung der Tonwerke und vor allem der sinnige und gemütvolle, von echter Weiblichkeit getragene Vortrag gerühmt.
Großer Heinrich, Pflanze, s. Inula.
Grosseria, s. Goldschmiedekunst, S. 495.
Grosserie (franz.), grobe Eisenwaren; Geräte und Tafelgeschirr mit ziselierter oder getriebener Arbeit; auch s. v. w. Engroshandel.
Großer Ozean, s. Stiller Ozean.
Grossesse nerveuse (franz., spr. grossäß nerwöhs'), eingebildete Schwangerschaft steriler Frauen.
Grosseto, Provinz in der ital. Landschaft Toscana, wird im NO. von der Provinz Siena, im SO. von Rom, im W. vom Mittelländischen Meer und im N. von Pisa begrenzt und hat ein Areal von 4420 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 4586 qkm = 83 QM.). Die Provinz, zu welcher auch die Inseln Giglio und Giannutri gehören, umfaßt nur einen Kreis, zählt (1881) 114,295 Einw. und ist mit einer Bevölkerung von 25 Bewohnern auf das QKilometer der am schwächsten bevölkerte Teil Italiens, weil der größte Teil der Provinz von den Maremmen (s. d.) gebildet wird. Im östlichen Teil ist dieselbe gebirgig (höchster Punkt Monte Amiata, 1667 m), reich an Erzen und Wäldern, namentlich von Kastanien. Von fließenden Gewässern durchziehen der Ombrone und die Albegna das Land. Die Bewohner gewinnen ihren Unterhalt durch Landwirtschaft, Bergbau, Holzindustrie und Seesalzgewinnung. Eine Eisenbahn läuft längs der Küste durch die Maremmen, eine andre zweigt von derselben ab und durchzieht das Ombronethal in der Richtung gegen Siena. - Die Hauptstadt G. liegt in der Ebene des Ombrone, an der Eisenbahn Florenz-Livorno-Rom, ist mit Ringmauern und Bastionen versehen, hat eine Kathedrale mit bunter Marmorfassade, ein Seminar, eine technische Schule, eine ansehnliche Bibliothek von 25,000 Bänden, ein Spital, eine Sparkasse und zählt (1881) 3962 Einw., welche Viehzucht und Handel mit Vieh, tierischen Produkten und Holz betreiben. Dem Mangel an Trinkwasser hilft seit 1833 ein in außerordentlicher Tiefe erbohrter Brunnen ab. G. ist der Sitz eines Präfekten, eines Bischofs und eines Zivil- und Korrektionstribunals. Der in der Nähe der Stadt gelegene Teil der Maremmen ist durch Kanalisierung in treffliches Wiesenland verwandelt. Nordöstlich von G. liegen die Ruinen der alten Etruskerstadt Rusellä (s. d.) und die Bagni di Roselle (Aquae Rusellarum), eine an Glauber-, Bitter- und Kochsalz reiche Quelle von 36° C.
Großflosser (Macropus Gshr., Macropodus Lac., hierzu Tafel "Großflosser"), Fischgattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Labyrinthfische (Labyrinthici), vielleicht aber nur eine domestizierte Form der Gattung Polyacanthus C. V. Der Paradiesfisch (Macropus viridi auratus Lac., s. Tafel), 8-9 cm lang, gestreckt, seitlich zusammengedrückt, mit kleinen Zähnen und sehr großer Rücken-, After- und Schwanzflosse, oberseits bräunlich, unterseits graugrün mit abwechselnd gelbgrünen oder bläulichen und rötlichen Querbinden und gelb gerandetem, grünem Kiemendeckel, wird in China allgemein als Zierfisch, wie der Goldfisch, gehalten, ist aber viel dauerhafter als dieser, da er mit minder sauerstoffreichem Wasser vorlieb nimmt und selbst einige Zeit im Trocknen aushält. Die ersten derartigen Fische kamen Anfang der 70er Jahre nach Frankreich und pflanzten sich so leicht fort, daß sie bald allgemeinere Verbreitung fanden. Sie fressen kleine Krebstiere, Wasserflöhe, Muschelkrebse, aber auch Regenwürmer, ergötzen durch ihre Liebesspiele, bei denen sich die Sättigung und Schönheit ihrer Farben erhöht, und durch die eigentümliche Brutpflege. Das Männchen schnappt Luft und stößt diese in kleinen, von einem Speichelhäutchen umgebenen Bläschen unter Wasser wieder aus, so daß sich eine ziemlich fest zusammenhängende Schicht solcher Bläschen bildet, die oft durch neue ergänzt werden. Unter diesem Schaumnest laicht das Weibchen, und die Eier sammeln sich unmittelbar unter den Bläschen, wo sie nun von dem Männchen sorgfältig bewacht werden. Nach etwa 60 Stunden schlüpfen die Jungen aus, welche nach 5-6 Tagen den Alten ähnlich werden und nach acht Monaten erwachsen sind. Das Männchen behütet auch die Jungen und trägt entschlüpfende im Maul ins Nest zurück, nimmt aber ebensowenig wie das Weibchen Anstand, die weiter ausgebildeten Fischchen zu fressen. Die Fruchtbarkeit der G. ist so bedeutend, daß ein Pärchen in einem Sommer eine Nachkommenschaft von 3000 Fischen hervorbringen kann.
Groß-Friedrichsburg, Name der 1683 von der Marine des Großen Kurfürsten von Brandenburg unter Major v. d. Gröben auf dem Berg Manfro an der Küste von Guinea errichteten Feste zum Schutz der daselbst angelegten Kolonien; dieselbe wurde 1717 an die Niederlande abgetreten, aber erst 1721 von diesen in Besitz genommen. 1883 wurden die ansehnlichen Überreste von der Besatzung eines deutschen Kriegsschiffs untersucht. Vgl. Guinea, S. 916.
Großfürst (russ. Weliki Knjäs, franz. Grand-duc), früher Titel der Beherrscher von Moskau sowie einiger andern russischen Fürsten, z. B. derjenigen von Kiew und Nowgorod, der Beherrscher von Litauen und daher später auch der Könige von Polen. Gegenwärtig nennt sich der Kaiser von Rußland "G. von Smolensk, Litauen, Wolhynien, Podolien und Finnland", und auch alle Prinzen und Prinzessinnen seines Hauses führten seither den Titel G. und Großfürstin in Verbindung mit dem Prädikat "Kaiserliche Hoheit". Nach einer Modifikation der kaiserlichen Hausordnung vom Juli 1886 soll der Titel G., Großfürstin und Kaiserliche Hoheit fortan jedoch nur den Söhnen, Töchtern, Brüdern und Schwestern des Kaisers sowie dessen Enkeln männlicher Nachkommenschaft zustehen. Die übrigen Mitglieder des kaiserlichen Hauses sollen den Titel Fürst, Fürstin oder Prinzessin kaiserlichen Geblüts führen mit dem Prädikat "Hoheit" oder "Durchlaucht". Der Kaiser von Österreich führt ebenfalls den Titel eines Großfürsten, nämlich von Siebenbürgen, das 1765 von Maria Theresia zu einem Großfürstentum erhoben ward.
Großfußhuhn, s. Wallnister.
Groß-Gerau, Kreisstadt in der hess. Provinz Starkenburg und an den Linien Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg und Frankfurt a. M.-Mannheim der Hessischen Ludwigsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evang. Pfarrkirche, eine höhere Bürgerschule, eine Zuckerfabrik, bedeutende Palmkernöl- und Palmkuchenfabrikation, Mälzereien, Bierbrauereien und (1885) 3360 meist evang. Einwohner. - G. war schon unter Kaiser Heinrich II. vorhanden und erhielt bereits 1398 Stadtrechte. Im November 1869 war es der Mittelpunkt heftiger Erderschütterungen, die sich in den folgenden Jahren wiederholten.
Großgewerbe, s. Gewerbebetrieb.
Großglockner, der höchste Berg in den Ostalpen und der Hauptpunkt in dem großartigen Gebirgszug