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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grünerde; Grüner Donnerstag; Grunert; Grüner Tisch; Grüner Turban

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Grünerde - Grüner Turban.

at Milan. Illustrations of the painted decorations by B. Luini" (Lond. 1859-60); "A selection of the art treasures in the Green Vaults at Dresden" (Dresd. 1862); "The terracotta architecture of North Italy" (Lond. 1867). Für den englischen Hof lieferte er 1860 die Dekorationen zu dem Mausoleum der Herzogin von Kent und 1861 die Entwürfe zu dem Mausoleum für den Prinzen Albert. Er starb 27. Febr. 1882 in Dresden.

Grünerde, meist zerreibliche Mineralien von seladongrüner, in das Schwärzlichgrüne oder in das Berggrüne übergehender Farbe und von meist feinerdigem Bruch, sämtlich durch Eisenoxydul gefärbte Silikate. Man unterscheidet folgende Arten: Die G. im engern Sinn (Seladonit) findet sich derb, mandelförmig, als Überzug, Härte 1-2, spez. Gew. 2,8-2,9, fühlt sich etwas fettig an, ist durch Zersetzung aus Augit und Hornblende hervorgegangen, enthält 41-51 Proz. Kieselsäure, 3-7 Proz. Thonerde, 21-23 Proz. Eisenoxydul, auch Kalk, Magnesia, Alkalien und Wasser; sie findet sich am Monte Baldo bei Verona, auf Cypern, in basaltischen Mandelsteinen Islands und der Färöer und in basaltischen Tuffen. Die seladongrüne G. von Verona, welche schon die Römer als grüne Farbe benutzten, wird, wie auch die G. von Kaaden in Böhmen, zur Verwendung als Wasserfarbe bergmännisch ausgebeutet. Glaukonit bildet kleine, runde, wie Schießpulver geformte, sehr häufig auch als Steinkerne von Foraminiferen erscheinende Körner, welche in Thon, Mergel, Sandstein eingewachsen oder zu lockern, leicht zerreiblichen Aggregaten verbunden sind. Er besteht wesentlich aus einem wasserhaltigen Silikat von Eisenoxydul und Kali, welch letzteres meist von 5 bis fast 15 Proz. vorkommt, in manchen Varietäten aber auch gänzlich fehlt. Auch sind 5-9 Proz. Thonerde vorhanden, während der Gehalt an Kieselsäure von 43-55 Proz., an Eisenoxydul von 19-27 Proz. schwankt. Glaukonithaltige Grünkalke und Mergel kennt man im silurischen Gebirge Schwedens und Rußlands, auch sind sie weit verbreitet in der Kreide (so im untern Plänermergel Sachsens und Böhmens, in der chloritischen Kreide von Rouen); verbreiteter sind aber noch die Grünsande und Grünsandsteine, ganz besonders charakteristisch für die Kreideformation, in denen aber auch die ältesten Versteinerungen des silurischen Übergangsgebirges von Petersburg liegen. Ausgedehnt ist ihr Auftreten namentlich in der untern und mittlern Kreide Frankreichs und Englands, wo man einen untern und obern Grünsand unterscheidet, in der Kreide Westfalens, bei Regensburg, in Mähren und Böhmen, in New Jersey. Vgl. Kreideformation. Endlich aber kommen Grünsande auch im Tertiärgebirge vor, so z. B. im alpinen Eocän, im sogen. Nummulitengebirge und im Samland, wo sich in ihnen der Bernstein findet. Nach Ehrenberg erscheint in den Kreidegesteinen die G. als häufige Ausfüllungsmasse von Foraminiferenschalen. Wahrscheinlich sind es ähnliche Eisenoxydulverbindungen, welche die so vielverbreitete grüne Färbung von Mergeln in den verschiedensten Formationen, insbesondere im Keuper, bewirken. In Südengland und New Jersey wird Grünsand der Kreideformation mit 6-7 Proz. Kali als wirksames Dungmittel verwendet. Man benutzt die G. (Steingrün, Veroneser Grün, Veroneser Erde, französisches Grün etc.) hauptsächlich als Anstrichfarbe, auch in der Öl- und Wassermalerei und ihrer Beständigkeit wegen in der Freskomalerei. Die veronesische G. ist hoch spangrün und ziemlich fest, die cyprische apfel- bis spangrün und weicher, die polnische lauchgrün und mit Sand gemengt, die Tiroler und böhmische mattgrün.

Grüner Donnerstag, s. Gründonnerstag.

Grunert, 1) Johann August, Mathematiker, geb. 7. Febr. 1797 zu Halle, studierte seit 1815 daselbst und in Göttingen Mathematik, war 1821-28 als Lehrer am Gymnasium zu Torgau, dann bis 1833 zu Brandenburg thätig und wurde 1833 ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität zu Greifswald, wo er 7. Juni 1872 starb. G. schrieb: "Die Kegelschnitte" (Leipz. 1823); "Die Statik fester Körper" (Halle 1826); Supplemente zu Klügels "Wörterbuch der reinen Mathematik" (Leipz. 1833-1836, 2 Bde.), das er auch von T an zu Ende führte; "Elemente der Differential- und Integralrechnung" (das. 1837, 2 Tle.); "Elemente der ebenen, sphärischen und sphäroidischen Trigonometrie" (das. 1837); "Leitfaden für den ersten Unterricht in der höhern Analysis" (das. 1838); "Elemente der analytischen Geometrie" (das. 1839, 2 Bde.); "Lehrbuch der Mathematik und Physik für staats- und landwirtschaftliche Lehranstalten" (das. 1841-50, 3 Bde.); "Optische Untersuchungen" (das. 1846-51, 3 Bde.); "Beiträge zur meteorologischen Optik und zu verwandten Wissenschaften" (das. 1850, Teil 1); "Loxodromische Trigonometrie" (das. 1849); "Geometrie der Ebene und des Raums" (Greifsw. 1857); "Theorie der Sonnenfinsternisse" (Wien 1855). Seine mathematischen Lehrbücher für obere und mittlere Klassen höherer Lehranstalten erlebten mehrere Auflagen; auch gab er das "Archiv für Mathematik und Physik" (Greifsw. 1841 ff.) heraus. Eine Biographie Grunerts gab Curtze im 55. Bande dieses Archivs.

2) Julius Theodor, Forstmann, geb. 31. Jan. 1809 zu Halle, studierte auf der dortigen Universität sowie 1832-33 auf der Forstakademie Eberswalde, wurde 1843 Oberförster in Neu-Glienicke (Regierungsbezirk Potsdam), 1846 Forstinspektor in Danzig, 1850 Forstmeister und Oberforstbeamter in Köslin, 1851 in Danzig, 1854 Oberforstmeister daselbst, 1859 als Nachfolger Pfeils Direktor der Forstakademie Eberswalde, 1866 Oberforstmeister in Trier und schied 1878 aus dem Staatsdienst. Er schrieb: "Der Eichenschälwald im Regierungsbezirk Trier" (Trier 1869), "Der preußische Förster" (2. Aufl., das. 1883), "Forstlehre" (4. Aufl., das. 1884), "Jagdlehre" (Hannov. 1879-1880, 2 Tle.), "Die Jagdgesetzgebung in Preußen in ihrer geschichtlichen Entwickelung" (das. 1885) und gab 1861-69 die "Forstlichen Blätter" (Berl.; seit 1872 mit Leo und seit 1877 mit Borggreve, Leipz.) heraus.

3) Karl, Schauspieler, geb. 16. Jan. 1810 zu Leipzig, widmete sich kurze Zeit dem Studium der Theologie, ging 1830 in Waldenburg zur Bühne über und war seit 1830 Mitglied des Theaters zu Augsburg, seit 1833 des Theaters zu Freiburg i. Br., bis er 1834 nach Hannover berufen wurde und von 1842 bis 1846 in Hamburg, sodann in Stuttgart wirkte. Er starb 27. Sept. 1869 daselbst. Seine Hauptrollen waren tragische Charaktergestalten. Zugleich ein wissenschaftlich gediegener Kenner seiner Kunst und voll Poesie in ihrer Auffassung, hielt er in Tübingen öfters dramatische Vorlesungen und ward von der Universität daselbst wegen seiner psychologisch-ästhetischen Abhandlung "Über den Macbeth-Charakter" zum Doktor der Philosophie promoviert.

Grüner Tisch, s. v. w. Spieltisch (Pharo, Roulette); auch Kanzleitisch, daher Anspielung auf Beamtenregiment und büreaukratische Einseitigkeit.

Grüner Turban, in der Türkei ein ausschließliches Vorrecht der Nachkommen Mohammeds (Scherifs),