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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guadiana; Guadiana Menor; Guadix; Guáduas; Guahan; Guaiana; Guaira; Guajabenbaum; Guajācum

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Guadiana - Guajacum.

31. Mai drangen die Jakobiner in den Konvent ein und erlangten trotz Guadets Widerstand die Zurücknahme der gegen die Munizipalität beschlossenen Maßregeln, aber nicht die Verhaftung der Girondisten. Diese erfolgte erst 2. Juni nach einem neuen Aufstand unter Leitung Henriots. G. entzog sich der leichten Haft und begab sich in seinen Geburtsort, wo er allmählich eine Anzahl seiner geflüchteten Schicksalsgenossen um sich sammelte. Auch hier verfolgt, floh er in das Haus seines Vaters nach Libourne, wo er nebst seinem Kollegen Salle ergriffen wurde. Am 18. Juni 1794 fiel sein Haupt unter der Guillotine. Auch die meisten Glieder seiner Familie starben auf dem Schafott. Guadets und seiner Parteigenossen letzte erschütternde Schicksale hat sein Neffe, der Historiker Joseph G. (geb. 1795, gest. 1881) beschrieben in: "Les Girondins, leur vie privée, leur vie publique, leur proscription et leur mort" (Par. 1861, 2 Bde.). Letzterer hat sich auch durch seine Förderung des Bandenwesens hervorgethan (vgl. La Sizeranne, Joseph G. et les aveugles, Tournon 1886).

Guadiana (spr. ŭadjāna, v. arab. Wadi Ana, "Fluß Ana", der Anas der Alten), einer der fünf Hauptströme der Pyrenäischen Halbinsel, entsteht nach älterer Annahme auf dem öden Campo de Montiel, 15 km nordwestlich von Alcaraz, aus dem Abfluß mehrerer sumpfiger Lachen (den Lagunas de Ruidera), der nach kurzem Lauf in einer weiten Sumpfebene sich wieder verliert. Von den neuern Geographen wird dagegen als eigentlicher Quellfluß des G. der viel längere Zancara angesehen, der in der Hohen Mancha entspringt und sich mit dem Giguela vereinigt, jedoch in den meisten Sommern ebenfalls in jener Sumpfebene verschwindet und nur im Winter oder nach starken Regengüssen ungehindert weiter fließt. Ungefähr 40 km südwestlich von dieser Gegend empfängt derselbe den Abfluß mehrerer starker Quellen, welche, mit Ungestüm aus dem Kalkboden hervorbrechend, Teiche bilden und vom Volksglauben als der wiedergeborne G. betrachtet, daher auch Ojos ("Augen") de G. genannt werden. Jedenfalls führt der Zancara nach Aufnahme der Ojos den Namen G. Dieser strömt nun in einer weiten, entvölkerten, größtenteils unangebauten, mit Schaftriften erfüllten Mulde der Mancha, dann durch die Provinz Badajoz, große Krümmungen bildend und in westlicher Hauptrichtung, bis an die Grenze von Portugal, wendet sich hier nach SW. und später bei Serpa direkt nach S., indem er in einem immer enger und wilder werdenden Thal das Marianische Gebirge (den Katarakt Pulo de Lobo bildend) durchbricht. Weiterhin strömt er breit und ruhig in einem von grünen Wellenbergen eingeschlossenen Thal und mündet in ansehnlicher Breite (640 m) zwischen Ayamonte und Villareal in den Golf von Cadiz. An zwei Stellen, unterhalb Badajoz und im untersten Lauf, bildet der Strom die politische Grenze zwischen Spanien und Portugal. Die Mündung ist durch Sandbänke und Sumpfinseln in mehrere Eingänge geteilt und kann nur von kleinern Schiffen passiert werden. Seine gesamte Länge beträgt 820 km, sein Stromgebiet umfaßt 65,520 qkm (1190 QM.). Der G. ist unter den fünf Hauptströmen der Halbinsel der schmälste, wasserärmste und versandetste. Im Sommer hat er meist so wenig Wasser, daß er fast überall zu durchwaten ist, ja sich sogar hier und da zu stehenden Lachen auflöst, da er (außer dem Ardila in Portugal) keinen im Sommer durch Schneeschmelzen gespeisten Zufluß erhält, daher auch die Schiffbarmachung desselben fast als unausführbar sich herausstellt. Die wichtigsten Zuflüsse erhält er zur Linken: den Azuel, Jabalon, Zujar, Matachel, den wilden und wasserreichen Ardila und den Chanza; die rechts einmündenden sind sämtlich unbedeutend. Von der Ardilamündung an ist der G. auch im Sommer ein stattlicher Fluß. Die Schiffahrt beginnt bei Mertola, doch fehlt der Verkehr. Von da abwärts ist der Fluß selbst zur Ebbezeit 9-12 m tief. Zur Regenzeit überschwemmt er oft die Ebenen Estremaduras.

Guadiana Menor (spr. ŭadjāna), linker Nebenfluß des Guadalquivir in Südspanien, entsteht aus der Vereinigung des Guadix (oder Fardes) und des Barbata (oder Guardal) und mündet nach 150 km langem Lauf bei San Bartolomé.

Guadix (spr. ŭadichch), Bezirksstadt in der span. Provinz Granada, am gleichnamigen Fluß, an der Nordseite der Sierra Nevada, hat Ruinen eines maurischen Kastells und zählt (1878) 11,787 Einw., welche Weinbau, Hanf- und Seidenmanufakturen betreiben. G. ist Bischofsitz und hat ein Priesterseminar. Westlich davon der zur Maurenzeit berühmte, jetzt wenig besuchte Badeort Graena mit warmen Eisen- und Schwefelquellen (14-40° C.).

Guáduas (spr. ŭa-), Stadt im Staat Cundinamarca der südamerikan. Republik Kolumbien, in einem herrlichen Thal an der Straße von Bogotá nach Honda, 1036 m ü. M., mit öffentlicher Bibliothek, Hospital, Fabrikation von Strohhüten, bedeutendem Zucker und Kaffeebau und (1870) 8527 Einw. Dabei eine heiße Quelle und Asphaltlager.

Guahan, Insel, s. Guam.

Guaiana, Land, s. Guayana.

Guaira, La (spr. ŭaira), wichtigster Seehafen der südamerikan. Republik Venezuela, mit der Hauptstadt Caracas durch eine 38 km lange Eisenbahn verbunden, liegt auf schmaler, nicht eben gesunder Küstenebene am Fuß der Küstenkordillere und hat mit der Vorstadt Maiquetia (1883) 14,000 Einw. Der Hafen ist bloß eine offene Reede, doch steht derselbe durch Dampferlinien mit Liverpool, Southampton, Hamburg, Havre, Bordeaux, New York und vielen Küstenstädten in Verbindung; es liefen in denselben 1882-83: 271 Schiffe vom Ausland ein (darunter 72 englische und 58 deutsche). Die Einfuhr belief sich auf 23,130,127 Bolivares (aus Deutschland für 4,706,746 Bol.), die Ausfuhr auf 20,851,164 Bol. Die Ausfuhr bestand aus 12 Mill. kg Kaffee (Wert 12,211,372 Bol.), 3,494,660 kg Kakao (Wert 5,022,482 Bol.), ferner aus Rindshäuten, Reh- und Ziegenfellen etc. Im Küstenhandel wurden Waren im Wert von 5,969,876 Bol. und 5,700,437 Bol. ein- und ausgeführt.

Guajabenbaum, s. Psidium.

Guajācum L. (Guajakbaum), Gattung aus der Familie der Zygophyllaceen, Bäume oder Sträucher mit sehr hartem, harzreichem Holz, gegenständigen, paarig gefiederten Blättern, einblütigen, achselständigen Blüten und etwas fleischiger, fast kreiselförmiger, zwei- bis fünffächeriger Kapsel; acht Arten im tropischen und wärmern Amerika. G. officinale L. (Franzosenholzbaum, Pockholzbaum), ein 12 m hoher, immergrüner Baum mit ausgebreiteter Krone, gegenständigen, zwei-, selten dreijochigen Blättern, ovalen, kahlen Blättchen, langgestielten, blauen Blüten und zweifächeriger Kapsel, wächst in Westindien und auf der Nordküste Südamerikas, G. sanctum L., mit drei- bis vierjochigen Blättern und fünffächeriger Kapsel, auf Florida, den Bahama- und westindischen Inseln. Beide Arten liefern das Guajakholz (Pockholz, Franzosenholz, Lignum sanc-^[folgende Seite]