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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guarentigiierte Urkunden; Guariba; Guárico; Guarini; Guarino; Guarizamey; Guarneri

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Guarentigiierte Urkunden - Guarneri.

land derjenige, welcher während einer geistlichen Vakanz die geistliche Jurisdiktion in einer Diözese versieht; in Portugal Unteroffizier der Marine.

Guarentigiierte Urkunden (Instrumenta guarentigiata), nach dem Sprachgebrauch der italienischen Juristen des Mittelalters Schuldurkunden, welche um deswillen eine besondere Sicherheit (guaran) darboten, weil ihnen die sogen. Exekutivklausel beigefügt war, d. h. die Unterwerfung unter die sofortige gerichtliche Zwangsvollstreckung im Fall der Nichtzahlung. Im Anschluß hieran entwickelten sich dann die deutschrechtlichen Grundsätze über den Urkundenprozeß (s. d.) und über die sofortige Zwangsvollstreckung (s. d.) auf Grund "exekutorischer" Urkunden.

Guariba, s. Brüllaffe.

Guárico (spr. ua-) Sektion des Staats Guzmán Blanco der Bundesrepublik Venezuela, erstreckt sich von der Küstenkordillere bis zum Orinoko und besteht vorwiegend aus Llanos, weshalb die hauptsächlichste Beschäftigung der Bewohner die Viehzucht ist. G. hat ein Areal von 66,251 qkm (1203 QM.) mit (1873) 191,000 Bew. Seinen Namen verdankt es einem Nebenfluß des Orinoko. Hauptstadt ist Calabozo. S. Karte "Peru".

Guarini (spr. gua-), Giovanni Battista, ital. Dichter, geb. 10. Dez. 1537 zu Ferrara, studierte in Padua, Pisa und Ferrara und wurde, noch sehr jung, Professor der Litteratur und Philosophie an letzterer Universität. Im Alter von 30 Jahren trat er in die Dienste des Herzogs Alfons II. von Ferrara, der ihn zum Ritter ernannte und als Gesandten an verschiedene Höfe schickte, zuletzt an die polnischen Stände, um diesen Alfons zum König vorzuschlagen. Infolge des Mißlingens dieser Sendung vom Herzog entlassen, zog er sich 1582 auf sein Landgut in der Nähe von Rovigo zurück, wo er ganz den Wissenschaften lebte. Aber schon 1585 rief ihn der Herzog als Staatssekretär nach Ferrara zurück, und G. gelangte wiederum auf kurze Zeit zu großem Ansehen, nahm jedoch 1587, da er sich durch eine Einmischung des Herzogs in seine Familienangelegenheiten gekränkt fühlte, seine Entlassung. Nachdem er kurze Zeit am Hof des Herzogs von Savoyen verweilt und hierauf abermals eine Reihe von Jahren privatisiert hatte, trat er 1597 in die Dienste des Großherzogs Ferdinand I. von Toscana, bald darauf in die des Herzogs von Urbino, die er aber ebenfalls bald verließ, um nach seiner Vaterstadt zurückzukehren, von welcher er 1605 nach Rom gesandt wurde, um Papst Paul V. zu seiner Erhebung Glück zu wünschen. Doch hielt er sich immer nur zeitweilig in Ferrara auf, denn die zahlreichen Prozesse, in welche ihn sein äußerst streitsüchtiger Charakter während seines ganzen Lebens selbst mit seinen nächsten Angehörigen verwickelte, nötigten ihn zu fortwährenden Reisen. Auf einer derselben starb er 1612 in Venedig. Von seinen poetischen Werken ist sein Schäferdrama "Il pastor fido", die vorzüglichste aller Nachahmungen des "Aminta" von Tasso, am berühmtesten geworden. Es wurde zuerst 1585 in Turin bei Gelegenheit der Vermählung Karl Emanuels, Herzogs von Savoyen, mit Katharina von Österreich, Philipps III. Schwester, aufgeführt, aber erst 1590 zu Venedig gedruckt. Als Drama mangelhaft, hat das Stück einzelne große Schönheiten und zeichnet sich namentlich durch die Eleganz der Sprache und des Versbaues aus. Es hat stets zu den Lieblingsdichtungen der Italiener gehört und ist außerordentlich oft (auch außerhalb Italiens) gedruckt (am besten Vened. 1602 u. 1769, Leid. 1678, Lond. 1800, Mail. 1807), auch in fast alle europäische Sprachen übersetzt worden (ins Deutsche von Arnold, Gotha 1815, von H. Müller, Zwick. 1822, von Merbach, Grimma 1846). Von Guarinis übrigen Werken sind zu erwähnen seine "Rime" (Vened. 1598 u. öfter), unter welchen sich besonders die Madrigale auszeichnen, sein Lustspiel "La idropica" (Verona 1734), sein elegant geschriebener Dialog "Il segretario" (Vened. 1594), seine "Lettere" (das. 1593 u. 1615) und endlich sein erst in neuerer Zeit gedruckter "Trattato della politica libertà" (mit Guarinis Biographie von Ruggieri, das. 1818). Eine unvollendet gebliebene Sammlung seiner Werke besorgten Barotti und Apostolo Zeno (Verona 1737 bis 1738, 4 Bde.). Vgl. Rossi, Battista G. ed il Pastor fido (Turin 1886).

Guarino (spr. gua-, Varinus), einer der Wiederhersteller der klassischen Litteratur in Italien, geboren im Dezember 1370 zu Verona, erlernte in Konstantinopel das Griechische unter Manuel Chrysoloras, lehrte nach seiner Rückkehr (1410) dasselbe in Florenz bis 1414, sodann in Venedig, dazwischen auch (um 1416) in Padua, wurde 1420 nach Verona berufen, wirkte etwa ein Jahr lang auch in Bologna und ging 1429 als Prinzenerzieher und Universitätslehrer nach Ferrara, wo er 14. Dez. 1460 starb. Er machte 1438 auf dem Konzil zu Ferrara und dann zu Florenz den Dolmetsch zwischen den lateinischen und griechischen Vätern. G. war neben Vittorino der größte Schulmeister des Jahrhunderts. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind weniger hervorragend. Er hinterließ eine griechische und eine lateinische Grammatik, lateinische Übersetzungen einiger Schriften des Plutarch und eines Teils von Strabon und machte sich um die Rezension des Livius, Plautus, Catullus und der Naturgeschichte des Plinius verdient. Auch gingen viele Kommentare unter seinem Namen. Vgl. Rosmini, Vita e disciplina di G. (Brescia 1805-1806, 3 Bde.); Sabbadini, G. Veronese e il suo epistolario (Salerno 1885).

Guarizamey (spr. uaris-), ehemals berühmte Silbergruben im NW. der Stadt Durango (Mexiko), die in jüngerer Zeit von einer amerikanischen Gesellschaft ausgebeutet werden.

Guarneri (Guarnerius), Name einer der drei berühmtesten Cremoneser Geigenbauerfamilien (s. Amati und Stradivari): 1) Andrea, Schüler von Niccolò Amati, arbeitete etwa 1650-95. Seine Instrumente stehen weit hinter denen seines Neffen (s. unten) zurück. - 2) Giuseppe, Sohn des vorigen, arbeitete zwischen 1690 und 1730; seine teilweise denen Stradivaris, teilweise denen seines gleichnamigen Vetters nachgebildeten Instrumente stehen in Ansehen. - 3) Pietro, Bruder des vorigen, arbeitete zwischen 1690 und 1725 anfänglich zu Cremona, später zu Mantua; seinen Instrumenten, die übrigens geschätzt werden, fehlt das Brillante. - 4) Pietro, Sohn von Giuseppe G., Enkel von Andrea G., arbeitete zwischen 1725 und 1740, baute nach den Mensuren seines Vaters. - 5) Giuseppe Antonio, Neffe von Andrea G., genannt G. del Gesù, weil seine Werke vielfach mit dem Zeichen JHS auftreten, geb. 8. Juni 1683 zu Cremona, der berühmteste der Familie, dessen Fabrikate aus der Mitte seiner Schaffensperiode mit den besten Stradivaris konkurrieren (er arbeitete 1725-45), während seine letzten minderwertig sind, was man durch allerlei Legenden aus seinem Leben erklärt. Er soll nämlich einen etwas unordentlichen Lebenswandel geführt, zuletzt stark getrunken haben und im Gefängnis gestorben sein. Die schlechten Instrumente soll er im Gefängnis fa-^[folgende Seite]