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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guerickesche Halbkugeln; Guerickesche Leere; Guéridon; Guérigny; Guerillas; Guérin

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Guerickesche Halbkugeln - Guérin.

in Halle. Von seinen Schriften nennen wir: "Beiträge zur historisch-kritischen Einleitung ins Neue Testament" (Halle 1828-31, 2 Bde.); "Historisch-kritische Einleitung in das Neue Testament" (Leipz. 1843; 3. Aufl. u. d. T.: "Neutestamentliche Isagogik", das. 1867); "Handbuch der Kirchengeschichte" (Halle 1833, 2 Bde.; 9. Aufl. 1866-67); "Allgemeine christliche Symbolik" (Leipz. 1839, 3. Aufl. 1861); "Lehrbuch der christlichen Archäologie" (das. 1847; 2. Aufl., Berl. 1859). Mit Rudelbach gab er seit 1840 die "Zeitschrift für die lutherische Theologie" heraus.

Guerickesche Halbkugeln, s. Luftpumpe.

Guerickesche Leere, die unvollkommene Luftleere, welche durch die Luftpumpe bewirkt werden kann, im Gegensatz zu der Torricellischen Leere, der vollkommenen Luftleere, welche sich über der Quecksilbersäule im Barometer befindet.

Guéridon (franz., spr. gheridóng), Leuchterstuhl oder -Tischchen, auch Nipptisch; in der Weberei das Spultischchen.

Guérigny (spr. gherinji), Stadt im franz. Departement Nièvre, Arrondissement Nevers, am Zusammenfluß der beiden Nièvres und an der Eisenbahnlinie Clamecy-Nevers, mit einem seit 1781 dem Staat gehörigen Hammerwerk (La Chaussade), welches 1300 Arbeiter beschäftigt und verschiedene Eisenwaren für die Marine liefert, einem Schloß und (1876) 1870 Einw.

Guerillas (span., spr. gherilljas, "Freischaren"), in Spanien bewaffnete Volkshaufen, die besonders nach der französischen Invasion von 1808 sich bildeten und neben den regulären Truppen durch Führung des kleinen Kriegs dem Feind bedeutenden Schaden zufügten. Diese Kriegsweise ist den Spaniern zu allen Zeiten eigentümlich gewesen, in gleicher Weise ein Produkt ihres die strenge militärische Zucht abweisenden Naturells und der Formation des Landes, welches in schwer zugänglichen Gebirgen den G. vortreffliche Stützpunkte gewährt. Mit ihr hatte einst Viriathus den Römern jahrelang Widerstand geleistet, hatten die Christen ihre ersten Erfolge gegen die Araber errungen, im spanischen Erbfolgekrieg die Anhänger der Bourbonen und der Habsburger einander befehdet. Als daher die regelmäßigen Heere von den Franzosen zersprengt waren, erließ die Zentraljunta 28. Dez. 1808 ein Dekret, welches im ganzen Reich, besonders aber in den Gebirgen, die Bildung von G. anordnete, um kleinere Abteilungen des Feindes zu überfallen, seine Kommunikationen abzuschneiden, seine Depots aufzuheben, dabei auch den Nationalhaß überall lebendig zu erhalten. In wenigen Monaten bedeckte sich das Land mit solchen Banden unter Führung von Bauern, Mönchen, Schmugglern, Offizieren etc., welche zwar das Land selbst arg ruinierten, aber den Franzosen auch unüberwindliche Schwierigkeiten bereiteten. Die durch die französischen Siege versprengten Soldaten füllten ihre Reihen. Unter kühnen Führern wurden die G. schon im Frühjahr 1809 größern feindlichen Korps so gefährlich, daß z. B. Victor und Sébastiani nicht nach Andalusien vordringen konnten. Oft gelang es den G., wichtige Posten abzufangen, vor allem wurden die Franzosen gezwungen, ihre Etappen stark zu besetzen und ihre Kräfte in einem ermüdenden und blutigen Parteigängerkampf aufzureiben. Repressivmaßregeln steigerten nur die Rachsucht, die Verwüstung des Landes die Zahl der verzweifelten Kämpfer. An dem Scheitern der Kriegspläne Napoleons haben die G. einen Hauptanteil gehabt, und unter ihren Anführern sind als besonders durch Glück, Charakter und persönliches Schicksal ausgezeichnet außer Empecinado zu nennen: der Alte von Sereña, Pastor, welcher später General wurde, Abuelo, Chacelo, besonsonders ^[richtig: besonders] aber der Pfarrer Merino (s. d.). Auch der englische General Robert Wilson (s. d.) hatte großen Einfluß auf die Organisation der G. und deren Erfolge. Nach dem Frieden von 1814 arteten die G. zum Teil in Räuberbanden aus, welche einzelne Provinzen arg heimsuchten. Durch Verfolgte und Unzufriedene verstärkt, gewannen sie infolge der Revolution von 1820 eine neue politische Bedeutung. Durch den Fanatismus der Pfaffen aufgereizt, bildeten sich royalistische G., denen konstitutionelle entgegentraten, so daß sich zwischen beiden ein förmlicher Parteikampf entspann. Nach dem Abzug der Franzosen gab die Verfolgung der politisch Kompromittierten dem Bandenwesen in Spanien neue Nahrung, welches nun wieder in gemeine Räuberei überging. Auch um die Ansprüche des Don Karlos nach Ferdinands VII. Tod 1833 durchzusetzen, beriefen die Priester, vor allen Merino, wieder G., so daß der damalige Bürgerkrieg in den ersten Jahren einzig von diesen Banden unterhalten wurde. Später, mit der Organisierung des karlistischen Heers, verlor sich der Name G., jedoch nicht die Kriegsart derselben. Im letzten Karlistenkrieg seit 1872 endlich traten wieder G. auf unter Führern wie der Pfarrer Santa Cruz, Saballo u. a., die dem Kampf einen grausamen Charakter aufgeprägt haben. Auch die Mexikaner haben im Kampf gegen die Franzosen 1863-66 mit Erfolg Guerillabanden gebildet.

Guérin (spr. gheräng), 1) Christophe, franz. Kupferstecher, geb. 1758 zu Straßburg, Schüler Jollins und Müllers, war Konservator des Museums zu Straßburg und Professor der Zeichenschule daselbst und starb 1830. Seine vorzüglichsten Blätter sind: der entwaffnete Amor, nach Correggio; der den Tobias führende Engel, nach Raffael; der Tanz der Musen, nach Giulio Romano.

2) Pierre Narcisse, Baron, franz. Maler, geb. 13. Mai 1774 zu Paris, war Regnaults Schüler und zog zuerst die Aufmerksamkeit auf sich durch eine Darstellung des Opfers vor Äskulaps Bildsäule nach Geßners Idyll (im Louvre). Sein Tod Catos von Utica trug ihm (1797) einen Preis ein. Mehr noch aber wurde sein Marcus Sextus bewundert, wie derselbe, Sullas Proskription entwichen, bei seiner Rückkehr die Gemahlin tot und die Töchter in Thränen zu ihren Füßen findet, ein Bild voll des großartigsten Pathos (1799). Geteilten Beifall fand dagegen sein Hippolyt und Phädra (1802), mit welchem er sich der Bühnendarstellung zuwandte. Nachdem er 1802 Italien besucht hatte, ließ er sich zu Paris nieder, wo er eine Reihe größerer Werke, unter andern Napoleon, den Rebellen in Kairo verzeihend, Andromache und Pyrrhos (1810), Äneas, der Dido sein Abenteuer erzählend (1813), und Klytämnestra im Begriff, Agamemnon zu ermorden (1817, alle drei im Louvre zu Paris), ausführte. Im J. 1822 wurde er zum Direktor der französischen Akademie in Rom ernannt, in welcher Stellung er bis 1829 blieb. Im J. 1833 kehrte er noch einmal nach Rom zurück; wo er 16. Juli 1833 starb. Seine von der Davidschen Richtung beeinflußten Gemälde zeichnen sich durch technische Meisterschaft der Behandlung, Korrektheit der Zeichnung und effektvolle Beleuchtung aus, mit welch letzterer G. eine neue Richtung eröffnete. Aus seinem Atelier sind Géricault, Sigalon, Delacroix und Ary Scheffer hervorgegangen, die sich freilich von seiner Art weit entfernt haben.

3) Jules, Mediziner, geb. 11. März 1801 zu Boussu,