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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gummibaum; Gummi elasticum; Gummieren; Gummierz; Gummifluß

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Gummibaum - Gummifluß.

Arabinsäure (Arabin) zu betrachten, entsprechend der Formel (C12H21O11)2Ca+3(C12H22O11+3H2O)^[C_{12}H_{21}O_{11})_{2}Ca+3(C_{12}H_{22}O_{11}+3H_{2}O)]. Diese Säure, welche im Pflanzenreich ziemlich, vielleicht ganz allgemein verbreitet und mit Metapektinsäure identisch ist, auch in den Maikäfern, Seidenraupen, in der Leber und den Kiemen des Flußkrebses vorkommt und bei freiwilliger Zersetzung der Schießbaumwolle entsteht, kann durch Dialyse der mit Salzsäure versetzten Lösung von G. erhalten werden; sie ist farb- und geschmacklos, amorph, löst sich nach dem Trocknen nicht in Wasser, wohl aber bei Gegenwart von Alkali, gibt mit verdünnter Schwefelsäure Zucker, mit Salpetersäure vorzugsweise Schleimsäure. Von den Handelssorten ist das Kordofangummi in rundlichen, meist blaß weingelben Körnern das beste. Ihm am nächsten stehen das blaßgelbliche Senaargummi und das Suakingummi, welches mit dunkel rotbraunen Körnern gemischt ist. Das minderwertige Senegalgummi stammt ebenfalls größtenteils von A. Senegal Willd., bildet häufig bis 4 cm große, oft aber weit größere, kugelige, eiförmige oder unregelmäßig verlängerte, meist gelbliche bis schwachrötliche Stücke mit minder tiefen und zahlreichen Rissen. Wurmförmige Stücke zeigen Schichtung und Streifung. Ostindisches Gummi, in großen Mengen aus Bombay nach Europa verschifft, stammt wohl größten teils aus Nordostafrika. Australisches Gummi (Wattle gum) wird hauptsächlich von A. pycnantha Benth. gesammelt, ist bräunlich, wenig rissig und löst sich klar in Wasser. Man benutzt das reinste Gummi in der Likörfabrikation, zu seinen Appreturen für Seidenwaren und Spitzen und in der Medizin; geringere Sorten als Kleb- und Bindemittel, im Zeugdruck, zur Bereitung von Wasserfarben, Zündhölzchen, ordinären Appreturen, für den Steindruck; die geringsten Sorten zur Darstellung von Tinte. Für sehr viele Zwecke ist das G. vorteilhaft durch Dextrin ersetzt worden.

Zur Prüfung des sehr verschiedenen Verdickungsvermögens der Gummisorten benutzt man das Viskosimeter, einen Trichter mit fein ausgezogener Spitze, welcher mit Gummilösung gefüllt wird, die man stets in denselben Verhältnissen bereitet. Die Zeit des Ausfließens gibt einen Maßstab für die Dickflüssigkeit der Lösung. Das Viskosimeter von Ochs besteht aus einem Cylinder von Weißblech von 9 cm Länge und 45 mm Durchmesser und ist an dem einen Ende durch einen flachen Boden, der in der Mitte ein 4 mm weites Loch hat, geschlossen. 7-8 cm unterhalb dieses Bodens befindet sich ein Gewicht, welches durch zwei Messingdrähte gehalten wird. Zur Prüfung der Gummilösung stellt man diesen Cylinder mit seinem Boden auf dieselbe; das Gewicht hält ihn dabei in vertikaler Lage und zieht ihn abwärts, so daß er mehr und mehr und zwar in dem Maß, als die Lösung durch das Loch des Bodens in das Innere des Cylinders tritt, in die dicke Flüssigkeit einsinkt. Der Cylinder wird um so schneller sinken, je dünnflüssiger die Lösung ist. Dünne Lösungen, die nicht mehr als 1 G. in 5 Wasser enthalten, kann man mit dem Aräometer prüfen. Bei gutem G. entspricht 1° Baumé einer Lösung von 1 G. in 50 Wasser, 2° B. 1 G. in 25 Wasser, 3° B. 1 G. in 20 Wasser, 5° B. 1 G. in 10 Wasser und 9° B. 1 G. in 5 Wasser. Zum Bleichen des Gummis löst man es in 6-12 Teilen einer gesättigten wässerigen Lösung von schwefliger Säure, kocht nach der Entfärbung, versetzt die Lösung mit kohlensaurem Baryt, erhitzt zum Kochen und filtriert durch eine zwischen zwei Stücken Leinwand liegende Schicht von feuchtem Thonerdehydrat. Die alten Ägypter benutzten Kami (griech. kommi) in der Malerei und bezogen es von der Somalküste. Von dort gelangte es über arabische Häfen ins Abendland und erhielt daher den Namen arabisches Gummi. Auch Theophrastos und Dioskorides sprechen vom G., und die arabischen Ärzte benutzten es als Heilmittel. Im Mittelalter wurde es nur wenig angewandt, und es kamen sehr geringe Mengen nach Europa; doch scheint es niemals ganz gefehlt zu haben. Vom Senegal wurden 1760 bereits 18,000 Ztr. exportiert, doch erst seit 30 Jahren ist das Senegalgummi für Europa von größerer Bedeutung geworden. Gegenwärtig kommen über England jährlich 100,000 Ztr. G., über Frankreich 80-100,000 Ztr. (hauptsächlich Senegalgummi) in den Handel. Die Zufuhr nach Triest betrug 1880: 20,637 Kolli. Deutschland erhielt 1881: 20,000 Ztr.

Gummibaum (Ficus elastica), s. Ficus; blauer G., s. Eucalyptus.

Gummi elasticum, s. v. w. Kautschuk.

Gummieren, Zeuge dadurch appretieren, daß man sie mit einer Lösung Gummi arabikum bestreicht. Papier (Briefmarken, Preismarken etc.) wird gummiert, d. h. auf der einen Seite mit Gummi- oder Dextrinlösung bestrichen, um es zum Aufkleben leicht benutzen zu können. Nach dem Trocknen wird gummiertes Papier durch Anfeuchten klebend gemacht. Auch die mit Kautschuk getränkten wasserdichten Stoffe werden "gummiert" genannt.

Gummierz, s. Uranpecherz.

Gummifluß (Gummosis), Krankheit mancher Pflanzen, besonders gewisser Holzgewächse, besteht in der Absonderung beträchtlicher Mengen von Gummi, welches von selbst aus der Pflanze hervorbricht und herniederfließt oder an der Oberfläche sich anhäuft und eintrocknet. Die Kirsch-, Pflaumen- und Aprikosenbäume sind oft mit zahlreichen und starken Gummiflüssen bedeckt. Hierher gehört ferner die Entstehung des arabischen Gummis, welches aus den Stämmen verschiedener Mimosen, desgleichen die Entstehung des Tragantgummis, welches aus mehreren Astragalus-Arten hervorquillt. Die Entstehung des Gummis in der Pflanze beruht auf einer Desorganisation der Zellen gewisser Gewebe des Stammes. Ein leichterer Grad der Krankheit, der aber an den bis dahin gesunden Ästen gewöhnlich der Vorläufer des heftigern Stadiums ist, besteht bei normal gebautem Holzkörper in einer Verwandlung der Membranen der einzeln durch das Holz laufenden Gefäße in Gummi, welches in den Gefäßen eingeschlossen bleibt. Nimmt die Krankheit den heftigern Grad an, so werden die neuen Jahreslagen des Holzkörpers in einer abnormen Zusammensetzung gebildet und nachträglich in Gummi desorganisiert. Oft schreitet der die Zellen zerstörende Gummibildungsprozeß bis zur Kambiumschicht fort, zieht diese und darauf auch Bast und Rinde mit in seinen Bereich, worauf das Gummi äußerlich zum Erguß kommt. Dieser höchste Grad der Krankheit ist für die Pflanze gefährlich, weil durch die Auflösung des Kambiums der weitere Zuwachs des Holzkörpers verhindert wird und durch die Zerstörung des Bastes die demselben zufallenden wichtigen Lebensfunktionen gestört werden. Es wird an solchen Gummiflüssen weit mehr Gummi produziert, als die Masse der der Desorganisation anheimgefallenen Zellmembranen ausmacht. Kirschbäume mit starkem G. erscheinen immer mehr oder minder kränklich, stark ergriffene Äste zeigen mangelhaftere Belaubung und Knospenbildung und allmählich um sich greifendes Dürrwerden. Die Ur-^[folgende Seite]