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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hanno; Hannover

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Hanno - Hannover (Provinz).

Hamilkar; daher Hannos Feindschaft gegen Hamilkar und dessen ganzes Haus. Nach Hasdrubals Tod sprach H. gegen die Erwählung Hannibals zum Oberbefehlshaber in Spanien und nach dem Fall Sagunts für dessen Auslieferung an die Römer. Er war fortwährend das Haupt der Friedenspartei in Karthago und zwar teils aus persönlicher Abneigung gegen das Barkidische Haus, teils aus Scheu vor einem Entscheidungskampf mit dem überlegenen Rom sowie aus Besorgnis, daß die unumschränkte Macht der Barkiden die Freiheit des Staats gefährden könne. Nach der Schlacht bei Zama stand er an der Spitze der Gesandtschaft, die bei Scipio um Frieden bat, und wird noch späterhin als Haupt der römerfreundlichen Partei genannt. Er soll in hohem Alter gestorben sein.

4) Unterfeldherr Hannibals und nach Appian dessen Neffe, stand an der Spitze der nach der Schlacht bei Cannä nach Bruttium geschickten Heeresabteilung und eroberte daselbst 215 v. Chr. mehrere Städte, unter ihnen Locri und Croton, wurde aber, als er einen Versuch machte, von da nach Lukanien vorzudringen, 214 von Tiberius Sempronius Longus bei Grumentum und dann, als er von dort den mit einer Belagerung bedrohten Capuanern Mundvorräte zuführen wollte, 212 nochmals bei Beneventum vom Konsul Quintus Fulvius Flaccus geschlagen.

Hanno, Erzbischof von Köln, s. Anno.

Hannover (hierzu die Karte "Hannover"), preuß. Provinz, bis zum deutsch-österreichischen Krieg von 1866 ein Königreich im nordwestlichen Deutschland, grenzt im N. an die Nordsee, im NO. an Holstein, an den Hauptteil des Hamburger Gebiets und an Mecklenburg, im O. an die Provinz Sachsen und Braunschweig, im S. und SW. an Teile der Provinzen Sachsen und Hessen-Nassau und an die Provinz Westfalen, im W. an Holland und besteht im wesentlichen aus drei Teilen: aus dem Hauptteil an der Elbe, Weser und Aller; aus dem westlichen Teil an der Ems, der mit dem Hauptteil am Dümmersee durch einen 6 km breiten Landstrich zusammenhängt, und aus dem südlichen, der vom Hauptteil ganz durch braunschweigisches Gebiet getrennt ist. Einige kleinere Parzellen liegen noch zerstreut an der Weser und am Harz. Die ältern Bestandteile der Provinz sind: das Herzogtum Bremen zwischen dem Ausfluß der Elbe und Weser, das Land Hadeln nahe der Elbmündung, das Fürstentum Lüneburg zwischen Elbe und Aller, ein Teil des Herzogtums Lauenburg zu beiden Seiten der Elbe, das Herzogtum Verden an der Weser und Aller (südöstlich von Bremen), das Fürstentum Kalenberg an der Leine und bis zur Weser, das Fürstentum Hildesheim an der Innerste und zwischen der Leine und dem Harz, die Grafschaften Hoya und Diepholz zwischen Weser und Hunte, alle im Hauptteil; sodann im westlichen Teil: das Fürstentum Osnabrück, die Grafschaften Lingen und Bentheim, ein Teil des Stifts Münster (Meppen), das Fürstentum Ostfriesland und das Harlingerland mit den Nordseeinseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeroog und Spiekeroog; endlich im südlichen Teil: die Fürstentümer Grubenhagen und Göttingen und getrennt am Harz das zur Grafschaft Hohnstein gehörige Amt Ilfeld. Seit der preußischen Herrschaft sind der Provinz noch das Jadegebiet und durch Vertrag mit Braunschweig (1874) ein Teil des Kommunionharzes einverleibt worden. Der Flächeninhalt der Provinz beträgt 38,424 qkm (697,87 QM.).

[Bodengestaltung.] Der größere Teil ist eine unabsehbare Ebene, in welcher Sandhügel, mit weiten Heiden bedeckt, und Moore abwechseln, während an der Meeresküste und an den Ufern der Flüsse weit hinauf die Marschen sich ausbreiten. Nur die südlichen Gegenden sind gebirgig. Das Hauptgebirge ist der Harz (s. d.), von dem der größte Teil des Oberharzes in H. liegt. Hier befinden sich auch die höchsten Punkte in der Provinz: der Bruchberg 926, der Große Winterberg 902 und das Brockenfeld durchschnittlich 850 m hoch. Zwischen dem Harz im O. und der Weser im W. erstreckt sich vom Eichsfeld nordwärts ein zu den östlichen Wesergebirgen gehöriges Bergland, welches, der Trias-, Jura-, Wealden- und Kreideformation angehörig, aus verschiedenartig streichenden Gebirgsketten besteht, als deren bedeutendste zu nennen sind: der Göttinger Wald mit dem Treppenberg (440 m); der Sollinger Wald (Moosberg 515 m), an der Weser; der Hils (Bloßezelle 469 m) mit dem Ith, links von der Leine; der Sackwald und die Sieben Berge (Tafel 421 m), rechts von der Leine; der Osterwald, südlich, und der Deister (Höfeler 403 m), nordwestlich von Springe, und endlich das Süntelgebirge. (Hohe Egge 446 m), westlich von Münder. Am weitesten gegen N. gehen östlich von der Weser die Lindener (125 m) und die Lokkumer Berge (163 m) vor. Im W. der Weser durchziehen das Gebiet von Osnabrück die beiden Ketten des westlichen Wesergebirges, von denen die südliche, der Teutoburger Wald, in Westfalen, die nördliche in H. etwa bei Bramsche sich verflacht; der höchste Punkt in diesem Teil der Provinz ist der Dörenberg (363 m), nördlich von Iburg. Der Boden in den tiefern Lagen des gebirgigen Teils, der im ganzen etwa 7900 qkm (143 QM.) umfaßt, ist von bedeutender Fruchtbarkeit und nächst den Marschen der Hauptsitz der Landwirtschaft in der Provinz. Die Tiefebene, dem norddeutschen Tiefland angehörig, zerfällt in die Geest und die Marsch. Die Marschen, von ausgezeichneter Fruchtbarkeit, umfassen etwa 2420 qkm (44 QM.) und reichen längs der Flüsse eigentlich nur bis zur Flutgrenze hinauf; doch ist hierher auch das Niederungsland an der Weser und Elbe oberhalb dieser Grenze zu rechnen. Die vorzüglichsten Marschländer sind an der Elbe: das Alte Land, Kehdingen und Hadeln; an der Weser: das Land Wursten und der Rand von Ostfriesland. Alle diese Marschländer sind gegen die Fluten durch Deiche geschützt, die in der Provinz überhaupt eine Länge von 960 km haben. Unausgesetzt finden Neubildungen von Marschen durch Niederschlag fetten Schlammes statt. Das so dem Meer neu abgewonnene Land bildet die Polder oder Groden, die vorzüglich am Dollart an Ausdehnung gewinnen. Die Geest besteht wiederum aus Moor- und Hügelland. Das Moorland (6600 qkm oder 120 QM.) findet sich vorzugsweise an der Landgrenze der Marschen (Hochmoor), sodann zu beiden Seiten der Ems: auf der westlichen, wo das Bourtanger Moor, auf der Grenze gegen die Niederlande, noch fast ganz der Kultur entbehrt, auf der östlichen, wo die Moore des Hümmling liegen, und im SO. von Aurich; ferner zwischen dem Dümmersee und der Weser, am Steinhuder Meer, zu beiden Seiten der Aller und im ehemaligen Herzogtum Bremen. Der ganze ehemalige Amtsbezirk Lilienthal im jetzigen Kreis Osterholz besteht aus Moorkolonien, welche Schiffgräben in einer Länge von 91 km unterhalten, und deren Gründung bis 1232 zurückreicht. Noch wichtiger sind die Fehnkolonien (s. d.) in Ostfriesland. Seit der preußischen Herrschaft wird die Urbarmachung der Moore mit größern Mitteln erstrebt, und so sind zu diesem Zweck die Moore zwischen Ems und Vechte durch Kanäle zugänglich gemacht worden.