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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hase

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Hase (Tier etc.) - Hase (Personenname).

nebeneinander, in der Flucht steht der rechte Hinterlauf etwas vor dem linken. Der H. nährt sich besonders von Kohl- und Rübenarten, Getreide und Ölsaat, benagt bei Schnee die Rinde der meisten jungen Bäume und äst sich besonders nachts. Der H. ist sehr munter, spiellustig, schlau, läuft sehr schnell, schwimmt auch im Notfall, ist aber sehr scheu und furchtsam, wagt nie sich zu widersetzen und kämpft nur in der Rammelzeit mit andern Hasen. Oft zeigt er sich boshaft und unfriedlich. Er rammelt bei Eintritt milderer Witterung, oft schon Ende Januar, und bis zum September. Die Häsin setzt nach 30 Tagen in einer einfachen Vertiefung 1 oder 2 Junge, das zweite Mal 3-5, das dritte Mal 3 und im August wieder 1 oder 2 Junge, verläßt diese schon nach 5-6 Tagen und kehrt nur von Zeit zu Zeit zu ihnen zurück, um sie zu säugen (etwa 3 Wochen). Sie verteidigt sie fast nie, und der Rammler peinigt sie oft zu Tode. Bei keinem wild lebenden Tier kommen so viele Mißgeburten vor wie beim Hasen. Junge Hasen von einem Viertel der normalen Größe heißen Quarthasen, zu drei Vierteln ausgewachsene Dreiläufer. Nach 15 Monaten sind die Jungen erwachsen, aber schon im ersten Jahr zur Fortpflanzung fähig. Der H. erreicht ein Alter von 7-8 Jahren, fällt aber meist viel früher seinen sehr zahlreichen Feinden zum Opfer. Auch geht mancher H. an Leberfäule zu Grunde. Bisweilen zeigen sich an den Geschlechtsteilen erbsen- und bohnengroße Tuberkeln (Venerie). Jung eingefangene Hasen werden leidlich zahm, sind aber immer zärtlich, sterben leicht und vertragen sich nur mit Meerschweinchen und Kaninchen. Mit letztern erzeugen sie fruchtbare Bastarde. Der H. schädigt Baumpflanzungen, indem er die Rinde benagt. Die Jäger unterscheiden Wald- und Feldhasen, von denen erstere stärker (größer) sind und sich fast ausschließlich im Wald halten. Rammler und Häsin sind schwer und nicht sicher zu unterscheiden, ersterer schnalzt mit der Blume (Schwanz) und hält das Hinterteil beim Laufen schief, sitzt auch weniger fest im Lager. Die künstliche Vermehrung der Hasen in dicht umzäunten, mit Buschwerk bewachsenen und mit Futterständen versehenen Hasengärten, welche vom Revierförster Hartung in Braunschweig empfohlen wurden, hat sich nicht bewährt, weil die jungen Hasen darin häufig erkranken und eingehen. Man jagt den Hasen des Fleisches und des Pelzes halber und benutzte früher sein Haar, Fett, Blut, Gehirn, selbst Knochen und Kot medizinisch. - Die Jagd wird mittels des Anstandes, auch auf der Suche mit dem Vorstehhund (s. d.) betrieben; letztere, zeitig im Herbst ausgeübt, hat jedoch den Nachteil, daß vorzugsweise die festsitzenden und daher gut haltenden, oft noch tragenden Häsinnen geschossen werden. Bei der Treibjagd, welche als Vorsteh-, Kessel- und böhmisches Treiben eingerichtet werden kann, besonders bei der ersten, werden mehr die mobilern Rammler erlegt. Endlich wird der H. mit Bracken gejagt und mit Windhunden gehetzt. Durch Wilddiebe werden viel Hasen in Schlingen gefangen, und es muß deshalb besonders bei Schnee, wenn dieselben aus Not die Dorfgärten aufsuchen, von Jagdberechtigten hierauf geachtet werden. Im Wald stellen die Wilddiebe die Schlingen auf die an der Spur kenntlichen Hasenwechsel und treiben wohl die Schonungen ab, um die Hasen in die vorgestellten Schlingen zu jagen. Die Schießzeit beginnt nach dem Wildschongesetz für Preußen mit dem Anfang September und dauert bis Ende Januar, doch kann die Bezirksregierung den Beginn und Schluß der Jagd um 14 Tage verschieben. - Der Alpenhase (Schneehase) ist im Winter weiß, an der Spitze der Löffel schwarz, im Sommer graubraun; ein in Irland lebender, diesem sehr ähnlicher H. (L. hibernicus) wird nie weiß, der Polarhase (L. glacialis) aber ist stets weiß. Neuere Forscher rechnen alle diese Hasen zu L. variabilis Pall. Der Alpenhase ist lebhafter, dreister als unser H., hat kürzere Ohren, breitere Backen und dunkelbraune Augen. Seine Verfärbung richtet sich nach der Witterung. Er lebt in gleicher Höhe mit dem Schneehuhn und Murmeltier, streift aber oft weit über 2500 m. Die Häsin wirft im April oder Mai und im Juli oder August je 2-5 Junge. Der Alpenhase ist leichter zu zähmen als unser H., mit welchem er Bastarde erzeugt. Südeuropa besitzt einen Hasen, der den Übergang bildet zu dem sehr langohrigen Erneb (L. aethiopicus Pall.) der Ägypter. Die Abessinier verachten das Wildbret des Hasen und jagen ihn nicht, daher er sich ganz eigentümlich dummdreist gegen Menschen zeigt, während er gegen Fuchs, Schakal, Wolf ebenso auf der Hut ist wie unser H. gegen seine Feinde. In der christlichen Symbolik ist der H. das Sinnbild des reuigen Sünders, der zu Gott zurückkehrt (z. B. aus einem Marmorepitaph in den Katakomben, wo er einer Taube entgegenläuft, die einen Ölzweig im Schnabel hält); erst später wird er zum Sinnbild der Furcht. Vgl. v. Thüngen, Der H., seine Naturgeschichte, Jagd und Hege (Berl. 1878); Waldenburg, Jagd und Hege von Reh, H. etc. (Königsb. 1886).

Hase, Sternbild des südlichen Himmels mit zwei Sternen dritter Größe und mehreren schwächern, im ganzen 45 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen, enthält einen veränderlichen Stern, mehrere Doppelsterne und einen teleskopischen Sternhaufen.

Hase (Haase), Fluß in der preuß. Landdrostei Osnabrück, entspringt auf dem Teutoburger Wald und mündet nach einem Laufe von 130 km bei Meppen in die Ems; schiffbar ist sie 57 km von Quakenbrück abwärts.

Hase, 1) Benedikt, namhafter Hellenist, geb. 11. Mai 1780 zu Sulza bei Naumburg, gebildet in Weimar, studierte seit 1798 in Jena und Helmstedt, ging 1801 nach Paris und erhielt daselbst 1805 eine Anstellung an der Bibliothek, ward 1812 zugleich Miterzieher der beiden Söhne der Königin Hortense (Napoleon Ludwig und Ludwig Napoleon), 1816 Professor der griechischen Paläographie und des Neugriechischen an der Schule der orientalischen Sprachen, 1824 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1830 Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der polytechnischen Schule, 1832 Konservator der Handschriften der Bibliothek, 1852 Professor der vergleichenden Grammatik an der Universität. Er starb 21. März 1864 in Paris. Ein hervorragender Kenner des Griechischen und der Paläographie, doch kein fruchtbarer Schriftsteller, hat sich H. verdient gemacht durch die hauptsächlich mit den Gebrüdern Dindorf bearbeitete neue Ausgabe von Stephanus' "Thesaurus graecae linguae" (Par. 1832-65, 9 Bde.). Außerdem verdanken wir ihm eine Ausgabe des "Leo Diaconus" (Par. 1819; neu bearbeitet in der Ausgabe der Byzantiner, Bonn 1828), von Lydus' "De ostentis et de mensibus" (Par. 1823) und eine Anzahl von Monographien. Vgl. Guigniaut, Notice sur la vie et les travaux de Ch. B. H. (Par. 1867).

2) Karl August von, protest. Kirchenhistoriker, geb. 25. Aug. 1800 zu Steinbach in Sachsen, studierte zu Leipzig, von da wegen Teilnahme an der Burschenschaft verwiesen, in Erlangen und hatte sich bereits 1823 als Privatdozent der Theologie zu Tübingen habilitiert, als er in eine neue Untersuchung wegen