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Hassunisten - Hat.
lische Beschaffenheit als die äußere abstoßende und Abscheu erweckende Erscheinung des Lasters (die aber nicht allemal zutrifft) vor Augen. Auf der Erlaubtheit des Häßlichen zum Zweck und im Dienst verstärkter Charakteristik beruht die Karikatur (s. d.). Vgl. Rosenkranz, Ästhetik des Häßlichen (Berl. 1853).
Hassunisten, die dem Patriarchen Hassun anhängenden armenischen Christen. S. Armenische Kirche und Union.
Hasta (lat.), bei den Römern jede Art Speer, besonders aber die schwere, 4 m lange Lanze, welche früher quiris (daher der Name Quiriten) hieß und ursprünglich die Trutzwaffe aller Legionssoldaten, später (bis Marius) die der Triarier war (vgl. Legion). H. velitaris, ein fingerdicker, etwas über 1 m langer Wurfspieß, dessen dünne eiserne Spitze meist da, wo sie haftete, abbrach, so daß der Feind ihn nicht als Waffe brauchen konnte; die Veliten führten deren sieben. H. ansata, Wurfspieß mit Riemen, mittels dessen man ihm beim Werfen größere Schwungkraft gab. H. pura, unbeschlagener Speer, war Belohnung für hervorragende Tapferkeit. Die h. fetialis wurde als Kriegserklärung über die feindliche Grenze geworfen (vgl. Fetialen); h. cruenta, rot (eigentlich mit Blut) angestrichener Spieß, bedeutete die Erlaubnis zur Plünderung einer eroberten Stadt; mit der Spitze der kleinen eisernen h. coelibaris wurde bei der Hochzeitfeier das Haar der Braut geordnet, um die Herrschaft des Mannes über seine Frau anzudeuten. Auch den Ort für die Vornahme bürgerlicher Geschäfte bezeichneten die Römer durch Aufstellen einer h.; so bedeutete h. censoria oder locationis die von den Zensoren vorzunehmende Verpachtung der Zölle und andrer Staatseinkünfte; h. frumentaria bezeichnete die wohlfeile Abgabe von Getreide aus öffentlichen Magazinen bei Teurungen; h. venditionis oder publica öffentliche Versteigerungen; ad hastam (publicam), zu öffentlicher gerichtlicher Versteigerung; sub h. verkaufen, s. v. w. subhastieren.
Hastati (lat.), in der röm. Legion vor der Zeit des Marius der Teil des Fußvolkes, der im Kampf das erste Treffen bildete und anfänglich mit der Hasta (s. d.), später mit dem leichtern Pilum (s. d.), wovon jeder Mann zuweilen zwei führte, bewaffnet war; außerdem bestand ihre Bewaffnung in Schwert und kurzem Dolch sowie in Schild, Helm, Panzer und Beinschienen. Vgl. Legion.
Hastenbeck, Pfarrdorf im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Hameln, mit (1885) 421 Einw.; historisch denkwürdig durch den Sieg der Franzosen unter Marschall d'Estrées über die Engländer unter dem Herzog von Cumberland 26. Juli 1757, welcher die schimpfliche Konvention von Kloster-Zeven veranlaßte.
Hastings (spr. hehstings), 1) Stadt in der engl. Grafschaft Sussex, einer der Cinque Ports (s. d.), am Kanal amphitheatralisch in einer Einsenkung gelegen, hat hübsche neuere Straßen mit großen Hotels, Arkaden etc., sehr besuchte Badeanstalten, viele Schulen, ein neues Rathaus (seit 1881), Theater und (1881) 42,256 Einw. Westlich schließt sich an H. die fashionable Vorstadt St. Leonards an, 1828 von Decimus Burton geplant und mit einer langen Landebrücke. Auf einem Hügel über der Stadt liegen die großartigen Ruinen der alten Burg H. Den Hafen der Stadt zerstörte im 16. Jahrh. ein Sturm. Die neue Landebrücke ist 277 m lang. Hier 14. Okt. 1066 Sieg des Herzogs Wilhelm von der Normandie über Harald, den letzten angelsächsischen König, wodurch jener Herr von England ward. -
2) Stadt im nordamerikan. Staat Minnesota, am Mississippi, unterhalb St. Paul, hat Sägemühlen, Eisenbahnwerkstätten, Getreidehandel und (1880) 3809 Einw.
Hastings (spr. hehstings), 1) Warren, Generalgouverneur in Britisch-Ostindien, geb. 6. Dez. 1732 zu Churchill in der Grafschaft Worcester, erzogen zu Westminster und Oxford, erhielt 1750 eine Schreiberstelle bei der Ostindischen Kompanie in Bengalen und war, nachdem er 1756 in der Armee des Obersten Clive gedient und sich mehreren Missionen mit Geschick unterzogen, 1761-64 Mitglied des Rats in Kalkutta. 1764 nach England zurückgekehrt, verlor er sein Vermögen, trat deshalb wieder in die Dienste der Ostindischen Kompanie und wurde 1769 zum Mitglied der Regierung in Madras, 1772 zum Gouverneur von Bengalen und 1773 zum ersten Generalgouverneur von Ostindien ernannt. Unumschränkt herrschte er als solcher zwölf Jahre lang, vergrößerte und befestigte unter den schwierigsten Umständen die Macht der Kompanie, reformierte die Verwaltung und brachte die öffentlichen Einkünfte von 3 Mill. auf 5 Mill. Pfd. Sterl. Als sein Gönner, Lord North, aus dem Ministerium geschieden war, wurde H. 1785 abberufen und von Burke vor dem Unterhaus angeklagt, in Ostindien mit tyrannischer Willkür gehandelt, unmäßige Geldsummen erpreßt und den Sturz mehrerer indischer Fürsten veranlaßt zu haben. Die Anklage ward an das Oberhaus verwiesen, und der Staatsprozeß begann 13. Febr. 1788 in der Westminsterhalle. H. ward zwar im April 1795 freigesprochen, verlor indes durch die ungeheuern Prozeßkosten sein Vermögen, wurde jedoch durch eine ihm von der Kompanie bewilligte Pension von 4000 Pfd. Sterl. entschädigt. Seitdem lebte er in Zurückgezogenheit, ward im Mai 1814 vom Prinz-Regenten zum Mitglied des Geheimen Rats ernannt und starb 22. Aug. 1818 in Daylesford. Er schrieb: "Narrative of the late transaction at Benares" (Kalkutta 1782); "Review of the state of Bengal" (das. 1786); "The present state of the East Indies" (das. 1786); "Speech in the high court of justice in Westminsterhall" (Lond. 1791). Seine Korrespondenz mit Sir Stephen Lushington wurde 1795 herausgegeben. Vgl. Gleig, Memoirs of the life of W. H. (Lond. 1841, 3 Bde.); Macaulay in den "Essays"; Bond, Speeches of the managers and counsel in the trial of W. H. (Lond. 1859-61, 4 Bde.); Trotter, W. H., a biography (das. 1879).
2) Francis Rawdon, Marquis von, brit. Feldherr und Staatsmann, geb. 7. Dez. 1754, Sprößling einer alten anglonormännischen Familie, studierte in Oxford, diente im Kriege gegen die amerikanischen Kolonien und ward 1780 Oberst und Generaladjutant des britischen Heerführers Lord Cornwallis. 1783 wurde er zum Baron Rawdon erhoben und erbte 1793 von seinem Vater den Titel eines Grafen von Moira. Während der französischen Revolution nahm er an mehreren Expeditionen zu gunsten der französischen Emigranten teil, ward 1806 Generalfeldzeugmeister und 1814 Generalgouverneur von Ostindien, in welcher Stellung er die Pindaree, die Marathen und die Gebirgsvölker von Nepal besiegte. 1817 wurde er zum Viscount Boudoun, Grafen Rawdon und Marquis von H. ernannt. 1823 kehrte er nach England zurück, wo er wegen seiner Verwaltung in Ostindien ohne Erfolg angegriffen ward, und starb 28. Nov. 1826 als Gouverneur von Malta.
Hastingssand, s. Wealdenformation.
Hat, in der kaufmännischen Buchführung falsch angewandt für Haben (s. d.).