Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hegumenos; Hegyalja; Hegyes; Heher; Hehlerei; Hehloh; Hehn; Hehrrauch; Heiberg

284

Hegumenos - Heiberg.

seiner Vaterstadt und bekleidete dann sieben Jahre lang das Amt eines Friedensrichters, bis er 1812 als Mitglied der Regierung nach Zürich berufen wurde. Doch kehrte er schon 1813 in seine Vaterstadt zurück, wo er 3. Jan. 1840 starb. Seinen Ruf begründete er vorzüglich durch die mit ebensoviel Geist wie Laune geschriebene Erzählung "Die Molkenkur" (Zürich 1812; neue Ausg. 1827, 3 Bde.), deren Fortsetzung "Suschens Hochzeit" (das. 1819) bildet. In dem Roman "Salys Revolutionstage" (Winterth. 1814) schildert er die Zustände der Schweiz am Schluß des vorigen Jahrhunderts in vorzüglicher Weise. Außerdem veröffentlichte er: "Auch ich war in Paris" (Winterth. 1803-1804, 3 Bde.); "Berg-, Land- und Seereisen" (Zürich 1818); das kunsthistorische Werk "Hans Holbein der jüngere" (Berl. 1827); "Beiträge zur nähern Kenntnis und wahren Darstellung J. K. Lavaters" (Leipz. 1836). Seine gesammelten Schriften erschienen Berlin 1828-30, 5 Bde. Vgl. Schellenberg-Biedermann, Erinnerungen an U. H. (Winterth. 1843).

Hegumenos (griech., "Führer"), s. v. w. Abt oder Prior (neugriech. Iguman).

Hegyalja (spr. hédjalja), Gebirgszug der Karpathen in Ungarn, welcher sich von Eperies gegen S. in einem leichten Bogen zwischen den Flüssen Tarcza und Hernád sowie Topla und Bodrog 50 km weit bis gegen Tokay erstreckt und aus trachytischem Gestein besteht. Die nördliche Hälfte heißt das Sóvárer, die südliche speziell H. oder Tokayer Gebirge. Ersteres erreicht im Simonka eine Höhe von 1083 m und enthält berühmte Opalgruben. Letzteres erhebt sich nicht über 480 m, hat anmutige Formen, üppige Vegetation und ist auf beiden Abhängen vorzügliches Weinbergland. In der Bucht zwischen Nagy-Tokay (130 m) und Sáros-Patak gedeihen die ausgezeichneten Reben, welche den weltberühmten Tokayer Wein (s. Tokay) liefern.

Hegyes (spr. hédjesch), Dorf im ungar. Komitat Bács-Bodrog, an der Ungarischen Staatsbahn, mit (1881) 4767 Einw. Hier wurden die Österreicher unter Jellachich von den Ungarn im Gefecht vom 14. Juli 1849 geschlagen.

Heher, s. Häher.

Hehlerei, die des eignen Vorteils wegen zu schulden gebrachte wissentliche Begünstigung von Verbrechen, welche gegen das Vermögen gerichtet sind, namentlich von Entwendungen. Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (§ 257) bezeichnet nämlich die Handlungsweise desjenigen, der nach Begehung eines Verbrechens oder Vergehens dem Thäter oder Teilnehmer wissentlich Beistand leistet, um denselben der Bestrafung zu entziehen, oder um ihm die Vorteile des Verbrechens oder Vergehens zu sichern, als Begünstigung. Geschieht dies nun von dem Begünstiger um seines eignen Vorteils willen, so wird derselbe als Hehler bestraft und zwar, wenn der Begünstigte einen einfachen Diebstahl oder eine Unterschlagung begangen, mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und, wenn jener einen schweren Diebstahl oder einen Raub begangen hatte, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren oder, wenn mildernde Umstände vorhanden, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten. Unter allen Umständen aber, auch wenn die Merkmale der Begünstigung nicht vorliegen, wird es als H. mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft, wenn jemand seines Vorteils wegen Sachen, von denen er weiß oder den Umständen nach annehmen muß, daß sie mittels einer strafbaren Handlung erlangt sind, verheimlicht, ankauft, zum Pfand nimmt oder sonst an sich bringt oder zu deren Absatz bei andern mitwirkt (sogen. Partiererei, Sachhehlerei). Besonders strenge Strafen treten ein bei der gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betriebenen und bei der im wiederholten Rückfall begangenen H. Vgl. Deutsches Strafgesetzbuch, § 258-262; Gretener, Begünstigung und H. (Münch. 1879).

Hehloh, Längenmaß auf Sumatra, = 1 engl. Yard (s. d.).

Hehn, Viktor, Kulturhistoriker, geb. 8. Okt. 1813 zu Dorpat, studierte 1831-35 daselbst Philologie und wurde nach längern Reisen, vornehmlich durch Italien, 1846 zum Lektor der deutschen Sprache an die Universität Dorpat berufen. Politisch verdächtig, ward er 1851 nach längerer Untersuchungshaft in den Kasematten der Petersburger Festung in Tula interniert, wo er bis zum Tode des Zaren Nikolaus verblieb. Die neue Regierung ernannte ihn zum Oberbibliothekar an der großen kaiserlichen Bibliothek, welche Stellung er von 1855 bis 1873 innehatte. Jetzt lebt er als kaiserlich russischer Staatsrat meist in Berlin. Er schrieb: "Die Physiognomie der italienischen Landschaft" (Pernau 1844); "Italien. Ansichten und Streiflichter" (Petersb. 1867; 2. Aufl., Berl. 1879); "Das Salz. Eine kulturhistorische Studie" (das. 1873); "Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Historisch-linguistische Skizzen" (das. 1870, 4. Aufl. 1883), ein Buch, das durch seine Methode wie durch seine Resultate geradezu epochemachend geworden ist. Indem er scharfsinnig die sprachliche Forschung mit der geschichtlichen verband, gelang es ihm, fern liegende Kulturepochen in ungeahnter Weise auf der sichern Basis solider Untersuchung wenigstens durch streifende Beleuchtung hier und da zu erhellen.

Hehrrauch, s. Herauch.

Heiberg, 1) Peter Andreas, dän. dramatischer Dichter, Satiriker und politischer Schriftsteller, geb. 16. Nov. 1758 zu Vordingborg, lebte nach beendeten akademischen Studien drei Jahre in Bergen, dann seit 1787 als Translator in Kopenhagen. Im J. 1799 seiner liberalen Gesinnung wegen des Landes verwiesen, ging er 1800 nach Paris, wo er unter dem Kaiserreich eine Anstellung als Chef du bureau des relations extérieures fand; auch begleitete er später Talleyrand nach Berlin, Warschau, Erfurt und Wien. 1817 pensioniert, starb er, erblindet, 30. April 1841 in Paris. Heibergs originale Lustspiele bekunden Menschenkenntnis, Scharfsinn und Witz; doch ist seine Satire oft mehr beißend als komisch, und seine Charaktere sind mehr drastisch und grell als ergötzlich. Seine beiden ins Fach der niedern Komik gehörigen Operetten: "Der Chinafahrer" und "Der feierliche Einzug" wurden, die erste von Schall, die zweite von Schulz, komponiert. Seine Parodien von Baggesenschen Opern ("Mikkel og Malene", "Holger Tydske") fanden außerordentlichen Beifall. Weniger Erfolg hatte sein Originallustspiel "Die sieben Muhmen". Übrigens gehören Heibergs bedeutendste Schauspiele wie sein auch ins Deutsche und Englische übersetzter "Heckingborn" zum höhern Lustspiel. Seine sämtlichen Dramen erschienen gesammelt, zuerst von ihm selbst (1792-94, 3 Bde.), dann vollständiger von Rahbek (1806-19, 4 Bde.), in Auswahl von Borchsenius (1884). Sowohl in diesen dramatischen Arbeiten als auch in dem satirischen Roman "Die Schicksale des Thalerscheins" (1787-89, 2 Bde.), ferner in seinen Liedern und verschiedenen kleinen Schriften griff H. alles Bestehende in schonungsloser Weise an. An den politischen Tagesfragen beteiligt