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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heije; Heil; Heiland; Heilanzeige; Heilbohne; Heilbronn

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Heije - Heilbronn.

ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität zu München. Er schrieb: "Der Übergang des Herzogtums Bayern von Heinrich dem Löwen auf Otto von Wittelsbach" (Stuttg. 1867); im Auftrag des Königs Ludwig II. eine treffliche Biographie Ludwigs I., Königs von Bayern (Leipz. 1872); "Der österreichische Erbfolgestreit und die Kaiserwahl Karls VII." (Nördling. 1877); "Die deutschen Kaiser" (Stuttg. 1880); "Die Wittelsbacher, eine Festschrift" (Münch. 1880); "Aus drei Jahrhunderten, Vorträge aus der neuern deutschen Geschichte" (Wien 1881); "Münchens Geschichte 1158-1806" (Münch. 1882); "Neue historische Vorträge und Aufsätze" (das. 1883); "Quellen und Abhandlungen zur neuern Geschichte Bayerns" (das. 1884) und eine große Anzahl von Abhandlungen und Vorträgen, besonders in der Beilage der "Allgemeinen Zeitung". Auch gab er das "Tagebuch Kaiser Karls VII. aus der Zeit des österreich. Erbfolgekriegs" (Münch. 1883) heraus.

Heije, Jan Pieter, holländ. Dichter, geb. 1. März 1809 zu Amsterdam, studierte in Leiden Medizin und ließ sich dann in seiner Vaterstadt als praktischer Arzt nieder. Er redigierte unter anderm 1840-45 das "Archief voor Geneeskunde" und wurde 1847 Präsident der Gesellschaft zur Beförderung der Heilkunde. Nebenbei mit Eifer Poesie treibend, erregte er zuerst durch seine "Liederen en zangen" (1841), dann durch seine "Kinderliederen" (1847) die öffentliche Aufmerksamkeit. Ihnen folgten: "Nieuwe kinderliederen" (1853), eine zweite Sammlung tief empfundener Kinderlieder und wohl Heijes beste poetische Gabe; ferner poetische Bearbeitungen der Märchen vom "Aschenbrödel" und "Gestiefelten Kater" (1870) u. a. Gesammelt erschienen seine "Verspreide gedichten" sowie seine "Volksdichten" (4. Aufl. 1883) und "Kindergedichten" (9. Aufl. 1884). Er starb 24. Febr. 1876 in Amsterdam.

Heil, im allgemeinen alles, was die menschliche Wohlfahrt begründet und fördert; im biblischen Sinn Befreiung aus einem Zustand der gebundenen Religiosität, Errettung von Sünde und Schuld, kurz die ganze Errungenschaft Jesu als des Heilands (s. d.); daher in der Kirche: Tag des Heils der Zeitpunkt, an welchem, Heilsmittel die Mittel, durch welche, und Heilsordnung (s. d.) der naturgemäße Stufengang, in welchem das H. dem Menschen vermittelt wird.

Heiland, der das Heil (s. d.) bringt, s. v. w. Retter, Erlöser (griech. Soter), wird in der Bibel teils von Gott, teils und vorzugsweise von Jesus (s. d.) gebraucht, mit welch letzterm Namen H. der Bedeutung nach ganz übereinkommt. Das Wort H. ist das in der vollen alten Form als Substantiv bewahrte Partizipium des Präsens von heilen (altd. heilan), also s. v. w. der Heilende (altsächs. hèliand).

Heiland, Karl Gustav, Philolog, geb. 17. Aug. 1817 zu Herzberg am Harz, studierte in Leipzig, trat 1840 als Lehrer am Domgymnasium in den Staatsdienst, ward 1850 Direktor des Gymnasiums zu Öls, 1854 zu Stendal, 1856 zu Weimar und wurde 1860 als Schulrat in das Provinzialschulkollegium zu Magdeburg berufen, wo er 16. Dez. 1868 starb. Schriftstellerisch hat sich H. besonders durch seine Beiträge zu Schmids "Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens" hervorgethan. Auch besorgte er eine Ausgabe von Xenophons "Agesilaos" (2. Aufl., Leipz. 1847). Vgl. Herbst, Karl Gustav H. Ein Lebensbild (Halle 1869).

Heilanzeige, s. Indikation.

Heilbohne, s. Dolichos.

Heilbronn, Oberamtsstadt im württemberg. Neckarkreis, einst berühmte Reichsstadt, 130 m ü. M., liegt in schöner und sehr fruchtbarer Gegend am Neckar und am Fuß des Wartbergs, Knotenpunkt der Linien Bietigheim-Jagstfeld, H.-Krailsheim und H.-Eppingen der Württembergischen Staatsbahn, hat in ihrem Innern mit ihren engen Gassen, den hohen, oft seltsam verzierten Giebelhäusern und spitzen Türmen noch immer einen ganz mittelalterlichen Charakter, während außerhalb neue und elegante Stadtteile entstanden sind. Unter den Kirchen sind besonders bemerkenswert: die schöne, an kunstvollen Steinarbeiten reiche St. Kilians- oder Stadtkirche, ein großenteils spätgotischer Bau des 15. Jahrh. mit spätern Renaissancezusätzen und einem 62 m hohen, zierlichen Turm, schönem Chor, trefflichem Schnitzaltar (1493), Glasmalereien und der seit 1857 versiegten Quelle, die, unter dem Hauptaltar hervorsprudelnd, von der Kirche in den Siebenrohrbrunnen (das Wahrzeichen von H.) strömte, nach welchem Karl d. Gr. die Stadt benannte; die kath. Josephskirche (ehemalige Deutschordenskirche) und die neue, in reichem maurischen Stil aufgeführte Synagoge. Ferner sind hervorzuheben: das Rathaus am Markt (von 1540), mit hoher Freitreppe, einer Kunstuhr und interessanten Urkunden, das Deutschordenshaus, in welchem Oxenstierna 1633 den Heilbronner Vertrag abschloß (s. unten), der Diebs- oder Götzenturm am Neckar, in welchem Götz von Berlichingen einst gefangen saß. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 122) 28,038, darunter 3117 Katholiken und 861 Juden. Die Industrie ist bedeutend. H. hat eine Fabrik silberner Tafelgeräte und Bestecke (mit 400 Arbeitern, welche jährlich 120 metr. Ztr. Silber verarbeiten), eine Maschinenfabrik, Eisen- und Metallgießerei, 2 große Papierfabriken, von denen die eine 400 Arbeiter zählt und jährlich ca. 12,000 metr. Ztr. ihres Fabrikats absetzt, eine Leim- und Düngerfabrik, eine Zuckerfabrik (mit eigner, aus 9 Pachtgütern mit zusammen 1377 Hektar bestehender Landwirtschaft und 350 Arbeitern), ein Salzwerk mit 500 Arbeitern und einer jährlichen Produktion von 450,000 metr. Ztr. Stein- und 250,000 metr. Ztr. Siedesalz, eine Zichorien- und Feigenkaffeefabrik mit 200 Arbeitern. Außerdem findet man in H. Fabrikation von Tabak, Messerschmiedewaren, Kölnischem Wasser, Fortepianos, Seife, Stearin, Tapeten, Öl und Zement, mechanische Wollspinnereien und -Webereien, Bleichen, Färbereien, Gerbereien, Bierbrauereien etc.; auch der Obst- und Garten-, besonders aber der Weinbau sind sehr bedeutend. H. hat einen Freihafen, eine Reichsbanknebenstelle, hervorragenden Kolonialwaren-, Getreide- und Holzhandel, besuchte Vieh- und Ledermärkte und einen Woll-, Rinden-, Obst- und Traubenmarkt. Der Gesamtgüterverkehr zu Wasser und per Eisenbahn betrug 1884 ca. 4 Mill. metr. Ztr. Die Kettenschleppschiffahrt auf dem Neckar zwischen H. und Mannheim beförderte davon 94,000 metr. Ztr. Die Württembergische Transportversicherungsgesellschaft zu H. versicherte 1884 einen Gesamtwert von nahe 5 Mill. Mk. H. hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Theater, ein reichdotiertes Hospital mit Kranken-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Heilbronn.]