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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Heinrich von Rugge - Heinrichsorden.

hielt als Komtur von Schwetz 1410 diese Burg mit 4000 Mann besetzt, als das Ordensheer 15. Juli bei Tannenberg von den Polen vernichtet wurde. Sofort eilte H. nach der Marienburg, um diese zu schützen, erreichte sie noch vor dem polnischen Heer und verteidigte sie, von den noch übrigen Rittern zum Statthalter des Ordens ernannt, mit heldenmütiger Tapferkeit, indem er alle Stürme der Polen zurückschlug und ihnen durch kühne Ausfälle große Verluste beibrachte, bis dieselben, durch Hunger genötigt, abzogen. Darauf eroberte er das ganze Ordensgebiet wieder und ward 9. Nov. 1410 zum Hochmeister erwählt. Um die Wunden des Kriegs zu heilen und die zerstörten Städte und Dörfer wieder aufzubauen, mußte H. hohe Steuern auflegen, Ämter einziehen u. dgl., wodurch er große Unzufriedenheit erweckte. Außerdem erbitterte er die entarteten Ritter dadurch, daß er die alte strenge Ordenszucht herstellen wollte. Es bildete sich daher unter dem Ordensmarschall Michael Küchmeister von Sternberg als Führer eine Verschwörung, welche 14. Okt. 1413 die Absetzung Heinrichs bewirkte. H. ward zuerst nach der Komturei Engelsburg verbannt, dann aber von seinem Nachfolger Michael Küchmeister auf die Feste Brandenburg am Frischen Haff in enge Haft gebracht. Erst nach Michaels Tod gab ihm der neue Hochmeister, Paul von Rußdorf, 1422 die Freiheit zurück und wies ihm die Burg Lochstädt als Wohnsitz an, wo H. 1429 starb. Wichert hat H. zum Helden eines Romans gemacht.

Heinrich von Rugge, Minnesänger aus der Zeit Friedrichs I., stammte aus einem ritterlichen Geschlecht in Schwaben, urkundlich zwischen 1175 und 1178 nachgewiesen. Wir besitzen von ihm eine Anzahl Minnelieder und einen "Leich", in welchem erden Tod Friedrichs I. (1190) beklagte, als die Kunde davon nach Deutschland gekommen war. Seine Gedichte sind enthalten in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt (3. Aufl., Leipz. 1882). Vgl. E. Schmidt, Reinmar von Hagenau und H. v. R. (Straßb. 1874).

Heinrich von Stretelingen, Minnesänger des 13. Jahrh. (um 1250), aus einem Rittergeschlecht der Schweiz am Thuner See. Seine Lieder stehen in v. d. Hagens "Minnesingern" (Leipz. 1838).

Heinrich von Veldeke, deutscher Dichter des 12. Jahrh., stammte aus einem adligen Geschlecht, das in der Nähe von Maastricht seinen Sitz hatte, und stand im Dienste der Grafen von Looz (Los) und Rineck, welche zugleich die Burggrafschaft von Mainz bekleideten; in letzterer Stadt wohnte er zu Pfingsten 1184 dem berühmten Kaiserfest bei, das Friedrich I. seinen Söhnen Heinrich und Friedrich zu Ehren veranstaltete. Er verfaßte außer Minneliedern (abgedruckt in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt, 3. Aufl., Leipz. 1882) auf Anregung der Gräfin Agnes von Looz eine Bearbeitung der Legende vom heil. Servatius (hrsg. von Bormans, 1858), später (vor 1180) eine epische Dichtung: "Eneide" (hrsg. von Ettmüller, Leipz. 1852; von Behaghel, Heilbr. 1881), welch letztere ihn zum Begründer des mittelhochdeutschen höfischen Epos machte; denn das Gedicht war nicht nach Vergils "Aeneis", sondern nach dem französischen "Roman d'Énéas" des Benoît de Sainte-More gearbeitet, in welchem an Stelle des antiken Charakters mittelalterliche Romantik getreten war. Zugleich wurden durch dasselbe der reine Reim und regelrechte Versbau in die deutsche Poesie eingeführt. Das noch unvollendete Manuskript des Werkes ward dem Verfasser bei Gelegenheit der Vermählung des Landgrafen Ludwig von Thüringen mit Margarete von Kleve durch den Grafen Heinrich Raspe entwendet und nach Thüringen gebracht. Hier erhielt es H. erst nach neun Jahren wieder und vollendete es nun auf Veranlassung der Pfalzgrafen von Sachsen, des nachmaligen Landgrafen Hermann von Thüringen, wahrscheinlich kurz vor 1190 auf der Neuenburg a. d. Unstrut. Vgl. Braune, Untersuchungen über H. v. V. ("Zeitschrift für deutsche Philologie", Bd. 4, S. 249 ff.); v. Muth, H. v. V. und die Genesis der romantischen und heroischen Epik um 1190 (in den "Wiener Sitzungsberichten" 1879).

Heinrichau, Dorf und Rittergut im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Münsterberg, an der Ohlau und der Linie Breslau-Mittelwalde der Preußischen Staatsbahn, mit (1880) 930 Einw. Das ehemalige gefürstete Cistercienserkloster war um 1227 von Herzog Heinrich I., dem Bärtigen, gegründet, erwarb ausgedehnten Grundbesitz, wurde aber 1810 aufgehoben.

Heinrichsbad, s. Herisau.

Heinrichs des Löwen, Orden, braunschweig. Orden, gestiftet 25. April 1834 von Herzog Wilhelm zur Belohnung bürgerlicher und militärischer Verdienste, besteht aus fünf Klassen: Großkreuzen, Komturen erster und zweiter Klasse und Rittern erster und zweiter Klasse, womit noch ein Verdienstkreuz in Gold und Silber verbunden ist. Die Dekoration ist ein achtspitziges, hellblau emailliertes Kreuz mit rotem, gestrahltem Mittelschild, auf dem die gekrönte Säule mit springendem Pferd und auf dessen Flügeln der Helm und die Pfauenfedern des Wappens angebracht sind. Ein Löwe verbindet Krone und Kreuz, zwischen den Flügeln befinden sich gekrönte W. Auf dem Revers des Mittelschildes steht der Wahlspruch: "Immota fides" mit der Jahreszahl der Stiftung. Die Dekoration wird nach den Graden in verschiedenen Größen getragen. Die Großkreuze und die Komture erster Klasse haben außerdem einen achteckigen Silberstern mit dem Kreuz in der Mitte. Die Halskette besteht aus Löwen, dem Wappen mit Trophäen und dem Mittelschild. Das Band ist hochrot mit gelben Rändern. Der Orden wird jetzt vom Regenten verliehen.

Heinrichshöhe, Berg, s. Brocken.

Heinrichsorden, königl. sächs. Militär Sankt-H., von August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen, 7. Okt. 1736 zu Hubertsburg mit einem Grad gestifteter Orden. Nachdem er bis 1807 nur spärlich verliehen worden, erhielt er erst in diesem Jahr seine Einteilung in drei Klassen. Am 23. Dez. 1829 fügte König Anton die Komture zweiter Klasse hinzu und gab dem Orden Statuten. Die neuen Insignien sind: ein achtspitziges goldenes Kreuz mit weißer, breiter Einfassung und grünen Rauten zwischen den vier Flügeln. Auf dem gelben Grunde des runden Mittelschildes steht in kaiserlichem Schmuck Kaiser Heinrich II.; auf der blauen Einfassung des Schildes um das Bild herum und zwar seit der Erhebung des Kurfürsten von Sachsen zum König, 1807, die Worte: "Frid. Aug. D. G. Rex Sax. Instauravit". Die Umseite des Mittelschildes zeigt das sächsische Wappen und die Umschrift in blauer Einfassung: "Virtuti in bello", über dem Kreuz eine goldene Königskrone. Der Orden wird von den Großkreuzen an einem himmelblauen Band mit zitrongelber Einfassung über die rechte Schulter nach der linken Hüfte getragen; nebst einem achtspitzigen goldenen Stern (mit der Vorderseite des Ordenszeichens in der Mitte und von den Worten: "Virtuti in bello" umgeben)