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Herbiferisch - Herbst.
von den Herzoginnen von Berri und Angoulême zum Andenken an die Kämpfe der Vendée gestiftete gotische Kapelle mit weiter Aussicht.
Herbiferisch (lat.), Kräuter hervorbringend, kräuter-, grasreich.
Herbipolis, lat. Name für Würzburg.
Herbivoren (lat. Herbivora), kräuter-, pflanzenfressende Tiere.
Herbivorenbreccie, s. Knochenbreccie.
Herbolzheim, Stadt im bad. Kreis Freiburg, an der Elz und der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, mit besuchter Wallfahrtskapelle (Mariasand), bedeutender Zigarrenfabrikation, Ölmüllerei, Leinwandweberei, Wein- und Tabaksbau und (1885) 2058 meist kath. Einwohnern.
Herborisieren (franz.), Pflanzen sammeln, s. v. w. botanisieren; Herborist, Kräutermann, ein Händler, welcher gewerbsmäßig Kräuter verkauft, die zu Heilzwecken verwendet werden.
Herborn, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis, 204 m ü. M., an der Dill und der Linie Deutz-Gießen der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, 2 Kirchen, ein altes Schloß, eine Realschule, ein evangelisch-theologisches Seminar, eine Präparandenschule, ein Eisenwerk, eine Dampfsägemühle, Fabrikation von Tabak, Teigwaren, eisernen Möbeln, Tischlerwaren, Leder und (1885) 3100 meist evang. Einwohner. In H. ward 1584 eine hohe Schule errichtet, die 1654 zur Universität erweitert, aber 1817 in das erwähnte Seminar verwandelt wurde.
Herbort von Fritzlar, mittelhochd. Dichter, dem geistlichen Stand angehörig, lebte am Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen, auf dessen Veranlassung er im ersten Dezennium des 13. Jahrh. das "Liet von Troie", eine gereimte Geschichte des Trojanischen Kriegs, in der Sprache seiner hessischen Heimat verfaßte. Das Werk beruht auf einer französischen Dichtung des normännischen Trouvère Benoît de Sainte-More (hrsg. von Joly, Par. 1870, 2 Bde.) und hat in der Form noch eine gewisse Starrheit sowie Anklänge an den alten volksmäßigen Gesang. Eine Ausgabe besorgte K. F. Frommann: "Herborts von Fritzlar Liet von Troie" (Quedlinb. 1837). Vgl. Dunger, Die Sage vom Trojanischen Krieg in den Bearbeitungen des Mittelalters (Leipz. 1869).
Herbos (lat. herbosus), kräuterreich.
Herbsleben, Flecken in Sachsen-Gotha, an der Unstrut und der Sekundärbahn Gotha-H., hat Gartenbau (Spargel) und (1885) 2331 evang. Einwohner.
Herbst (althochd. Herpist, angelsächs. Hearfest, s. v. w. Ernte, Erntezeit; lat. Auctumnus, franz. Automne, engl. Harvest und Autumn), die Jahreszeit zwischen Sommer und Winter. Astronomisch fängt der H. auf der nördlichen Halbkugel der Erde mit dem Augenblick an, in welchem der Mittelpunkt der Sonne beim jährlichen Absteigen von N. nach S. in den Äquator tritt, und endigt, wenn die Sonne ihre größte südliche Abweichung vom Äquator erreicht hat, dauert also für uns vom 22. oder 23. Sept. (Herbstanfang, H.-Tag- und Nachtgleiche) bis zum 21. oder 22. Dez. (kürzester Tag, Winter-Sonnenwende, Solstitium brumale). Für die südliche Halbkugel beginnt der H. mit dem Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonne bei ihrem jährlichen Aufsteigen von S. nach N. den Äquator passiert, und endigt, wenn die Sonne die größte nördliche Abweichung erlangt hat; er dauert also dort vom 20. oder 21. März (Frühlings-Tag- und Nachtgleiche) bis zum 21. Juni (Sommer-Sonnenwende, Solstitium aestivum). Infolgedessen ist der H. auf der nördlichen Halbkugel um einige Tage kürzer als auf der südlichen, ein Unterschied, der von der verschiedenen Geschwindigkeit der Erde in ihrer jährlichen Bahn um die Sonne herrührt. In meteorologischer Hinsicht pflegen in der Regel die Monate September, Oktober, November als Herbstmonate bezeichnet zu werden. Der Charakter der Herbstwitterung ist anfangs beständig und klar, zum Schluß veränderlich und meist feucht, auch wird die Luft kälter, so daß sich häufig Frost und Schnee einstellen, von welchen letzterer aber selten lange liegen bleibt. Vgl. Jahreszeiten.
Herbst, 1) Johann Friedrich Wilhelm, Zoolog, geb. 1743 zu Petershagen bei Minden, starb 1807 als Archidiakonus in Berlin und schrieb: "Anleitung zur Kenntnis der Insekten" (Berl. 1784-86, 3 Bde.); "Naturgeschichte der Krabben und Krebse" (das. 1782-1804, 3 Bde.); "Einleitung zur Kenntnis der Würmer" (das. 1787-88, 2 Bde.); "Natursystem der ungeflügelten Insekten" (das. 1797-1800, 4 Hefte); "Naturgeschichte der in- und ausländischen Insekten" (mit Jablonsky, das. 1782-1806, 21 Bde.).
2) Eduard, österreich. Jurist und Staatsmann, geb. 9. Dez. 1820 zu Wien, studierte daselbst, trat sodann in den Staatsdienst und arbeitete in der Finanzprokuratur, ward aber 1847 Professor für Rechtsphilosophie und Strafrecht an der Hochschule in Lemberg. 1859 folgte er einem Ruf an die Prager Universität. Er veröffentlichte ein "Handbuch des allgemeinen österreichischen Strafrechts" (Wien 1855, 2 Bde.; 7. Aufl. 1882-84), eine Sammlung von strafrechtlichen Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshofs (das. 1853, 3. Aufl. 1858; Nachträge 1860), eine "Einleitung in das österreichische Strafprozeßrecht" (das. 1860) und viele Abhandlungen in österreichischen juristischen Zeitschriften. Im politischen Leben spielte H. seit 1861 eine hervorragende Rolle. In den böhmischen Landtag gewählt, war er neben Brinz und Hasner der angesehenste Führer der deutschen Partei. Als Mitglied des Reichsrats gelang es ihm namentlich, im Gebiet der Finanzverwaltung so weit heimisch zu werden, um die Maßregeln der Regierung in diesen Dingen einer schneidigen Kritik zu unterwerfen. Im Ministerium des Fürsten Carlos Auersperg erhielt er 30. Dez. 1867 das Portefeuille der Justiz und legte zunächst dem Abgeordnetenhaus eine neue Zivilprozeßordnung vor. Als nach dem Abgang Auerspergs unter dem Präsidium des Grafen Taaffe sich das Ministerium in zwei Parteien spaltete, wovon die eine, die Minorität, der Entwickelung der Länderautonomie das Wort redete, gehörte H. der Majorität an, welche sich für strengere Zentralisation der cisleithanischen Provinzen aussprach. Beide Parteien aber mußten 12. April 1870 dem Ministerium Potocki weichen. Doch behauptete H. durch seinen Scharfsinn, seine unermüdliche Arbeitskraft und seine bedeutende Beredsamkeit als Führer der verfassungstreuen Linken einen hervorragenden Einfluß auf das Abgeordnetenhaus, der indes der von ihm vertretenen Sache nicht immer zum Nutzen gereichte, denn H. ließ sich oft von seiner Neigung zur Opposition und scharfen Kritik fortreißen. So trug er besonders durch seine leidenschaftlichen Angriffe auf das verfassungstreue Ministerium Auersperg wegen der Orientpolitik 1878-79 zum Sturz desselben bei, infolge dessen die Deutschliberalen die Majorität im Reichsrat verloren und unter dem Schutz des Ministeriums Taaffe die Slawen und Ultramontanen die Deutsch-Österreicher bedrückten. H. verlor daher an Einfluß und wurde 1885 sogar