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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hildebrandslied; Hildebrandt

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Hildebrandslied - Hildebrandt.

behandelt für die Vorhalle einer Villa; Gretchen im Kerker, Marguerita Spoletina, die Reue (eine betende Bäuerin), Lasset die Kindlein zu mir kommen, die inständige Bitte, am Meeresstrand. In letzter Zeit kultivierte er mit besonderm Erfolg die Porträtmalerei. Er malte unter andern den Großherzog und die Großherzogin von Baden sowie den deutschen Kronprinzen und seine Familie. Auch hat er mit einer Tullia, welche ihr Gespann über den Leichnam ihres Vaters treibt (1886), einen Versuch auf dem Gebiet der Historienmalerei gemacht.

5) Hans Olaf, schwed. Kulturhistoriker, Sohn von H. 1), geb. 5. April 1842 zu Stockholm, studierte 1860-65 in Upsala, wurde dann am archäologischen Museum angestellt und 1879 nach dem Rücktritt seines Vaters zum Reichsantiquar ernannt. Er war 1873 Mitbegründer der Schwedischen Geographisch-anthropologischen Gesellschaft, machte wiederholt Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken, war 1874 Generalsekretär des internationalen anthropologisch-archäologischen Kongresses zu Stockholm und vertrat Schweden auf den Kongressen zu Bologna, Brüssel, Pest und Lissabon. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Svenska folket under hedna tiden" (2. Aufl. 1872; deutsch: "Das heidnische Zeitalter in Schweden", Hamb. 1873); "Lifvet på Island under sagotiden" (2. Aufl. 1881); "Afrika i våra dagar" (1868); "Bidrag till spännets historia" (1872-74); "Den vetenskapliga fornforskningen" (1873); "De förhistoriska folken i Europa" (1873-80); "Folkens tro om sina döda" (1874); "Den kyrkliga konsten i Sverige under medeltiden" (1874); "Troas och Homeros' Troja" (1878); das noch unvollendete kulturhistorische Werk "Sveriges medeltid" (1879 ff.) und "Från äldre tider" (1882). H. ist Redakteur der "Antiqvarisk Tidskrift för Sverige" und des "Månadsblad" der Akademie der schönen Wissenschaften etc.

6) Adolf, Bildhauer, Sohn von H. 2), geb. 6. Okt. 1847 zu Marburg, besuchte seit 1865 die Kunstschule in Nürnberg, wo er den Unterricht Krelings genoß, und bildete sich dann bei Zumbusch in München aus. 1867 begab er sich nach Rom, von wo er 1869 nach Berlin ging. Hier arbeitete er einige Jahre teils in Siemerings Atelier, teils selbständig. Seine Erstlingsarbeiten: die Marmorfigur eines schlafenden Hirten, die Bronzestatuette eines trinkenden Knaben und die Büste des Philologen Th. Heyse, erwarben ihm 1873 in Wien wegen der feinen und lebendigen Charakteristik und der sorgsamen, von dem Einfluß der Antike geleiteten Durchbildung der Formen große Anerkennung. Nachdem er sich 1874 dauernd in Florenz niedergelassen, schloß er sich, namentlich in seinen Porträtbüsten, -Köpfen und -Halbfiguren, die in streng realistischer Auffassung nach der vollsten Wiedergabe des Lebens streben, an die florentinischen Meister des 15. Jahrh. an. Unter seinen Büsten ist besonders die von K. Hillebrand hervorzuheben, unter seinen übrigen in Florenz ausgeführten, namentlich durch die Behandlung des Nackten ausgezeichneten Werken: die Marmorfigur eines Adam (1878, Museum zu Leipzig), der Sautreiber (Modell zu einer Brunnengruppe), der Wassergießer (Bronzefigur), Familiengruppe (Terrakottarelief) und die Marmorfigur eines nackten jungen Mannes (1884, Nationalgalerie zu Berlin).

7) Pseudonym, s. Beets.

Hildebrandslied, Bruchstück eines alten Heldengedichts von Hildebrand und Hadubrant, wohl noch aus dem Schluß des 8. Jahrh., in allitterierenden Versen (Stabreimen) und in althochdeutscher, aber durch den Schreiber stark niederdeutsch gefärbter Sprache gedichtet, das älteste auf uns gekommene Denkmal der deutschen Heldensage. Hildebrand (Hildebraht), der 60 Jahre außer Landes war, und sein Sohn Hadubrant begegnen sich und fordern, sich nicht kennend, einander zum Kampf heraus. Während sie sich dazu rüsten, fragt Hildebrand den Gegner, wer sein Vater sei. Dieser erzählt, daß Hildebrand mit Dietrich und dessen Mannen, Otachers (Odoakers) Haß weichend, ins Elend gegangen sei und seine Frau mit einem unerwachsenen Kind zurückgelassen habe. Hildebrand erklärt, daß er ihm verwandt sei, und bietet ihm jetzt schöne Ringe an, die er vom Hunnenfürsten erhalten. Hadubrant aber, der gehört, daß sein Vater tot sei, fürchtet List und besteht auf dem Kampf. Schweren Herzens schreitet Hildebrand zum Streit mit dem Sohn. In der Beschreibung des Kampfes bricht das Gedicht ab. Die Schilderung ist von außerordentlicher Knappheit, aber urwüchsig kraftvoll. Die jetzt in der Bibliothek des Museums zu Kassel befindliche Handschrift ist von zwei Mönchen des Klosters Fulda zu Anfang des 9. Jahrh. auf die erste und letzte weiß gelassene Seite eines geistlichen Buches niedergeschrieben worden. Von Eccard 1729 in den "Commentationes de rebus Franciae orientalis" zuerst bekannt gemacht, ward das Werk für ein Bruchstück eines niederdeutschen Prosaromans gehalten, bis die Gebrüder Grimm in der Schrift "Die beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem 8. Jahrhundert" (Kassel 1812) nachwiesen, daß es in allitterierenden Versen abgefaßt sei. Die Herausgabe eines Faksimile besorgten W. Grimm ("De Hildebrando, antiquissimi carminis teutonici fragmentum", Götting. 1830) und neuerdings E. Sievers (Halle 1872). Lachmann ("Über das H.", Berl. 1833) gab einen kritischen Text mit ausführlichem Kommentar. Spätere Ausgaben sind die von Feußner ("Die ältesten allitterierenden Dichtungsreste in hochdeutscher Sprache", Hanau 1845), Vollmer und Hofmann (Leipz. 1850), Grein (2. Aufl., Kassel 1880). Eine spätere Bearbeitung in vierzeiligen Reimstrophen aus dem 15. Jahrh. findet sich in v. d. Hagens "Heldenbuch" (am besten in Uhlands "Deutschen Volksliedern", Bd. 1, Nr. 132), überarbeitet in achtzeiligen Strophen im Heldenbuch Kaspars von der Rhön (s. Heldenbuch). Von dem H. hat der Hildebrandston seinen Namen, eine jüngere Gestalt der Nibelungenstrophe, die durch Kürzung der letzten Zeile entstanden ist, und deren sich auch neuere Dichter, z. B. Uhland, bedient haben.

Hildebrandt, 1) Theodor, Maler, geb. 2. Juli 1804 zu Stettin, wurde 1820 Zögling der Berliner Akademie und Schüler von W. Schadow und folgte 1826 mit Hübner, Lessing und Sohn jenem nach Düsseldorf. 1832 wurde er Hilfslehrer, 1836 Professor an der Akademie daselbst und entfaltete in dieser Stellung eine einflußreiche Lehrthätigkeit. Hildebrandts bedeutendere Werke, die zum Teil der Düsseldorfer Schule ihren eigentlichen Typus aufdrücken halfen, begannen mit einem Faust in der Höhle und Gretchen im Kerker (1825) und mit König Lear, um Kordelia trauernd (1826), worin sein Freund Ludwig Devrient als Modell für die Hauptfigur gedient hatte. Ihnen folgten, in Düsseldorf gemalt: Romeo und Julie (1827), Chlorinde (1828), die Räuber (1829) und Judith, im Begriff, den Holofernes zu töten (1830). Im J. 1832 malte H. das durch Mandels Stich sehr bekannt gewordene Bild: der Krieger und sein Söhnlein (Nationalgalerie zu Berlin) und die