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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hildesheimer Silberfund; Hildesheimer Stiftsfehde; Hildreth

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Hildesheimer Silberfund - Hildreth.

befestigt; Bischof Bernward (gest. 1022) ummauerte die Stadt in ihrer damaligen ganzen Ausdehnung. Handel und Gewerbe gediehen daselbst; namentlich waren die Hildesheimer Goldschmiedearbeiten bis zum Ende des Mittelalters hochberühmt. Daneben wurden Künste und Wissenschaften gepflegt, und zahlreiche Fürstensöhne (darunter die Kaiser Otto III. und Heinrich II.) sind auf der Domschule von H. erzogen worden. H. erhielt eine bedeutende Erweiterung durch eine flandrische Kolonie, welche sich 1196 an der Westseite Hildesheims niederließ und den 1332 von den Bürgern zerstörten Dammflecken (in der Nähe von Moritzberg) gründete. 1249 erhielt H. vom Bischof eine schriftliche Aufzeichnung des Stadtrechts und trat später der Hansa bei. H. lag, zuweilen von Welfen unterstützt, mit seinen Bischöfen häufig in Fehde (s. oben) und schloß seit dem 14. Jahrh. wiederholt Schutzbündnisse mit dem Haus Braunschweig-Lüneburg. Die Hildesheimer Stiftsfehde (s. oben, S. 530) brachte mit dem Stift auch die Stadt in die Acht, doch schlug sie 1522 den Angriff der Herzöge von Braunschweig ab. 1542 ward in derselben die Reformation eingeführt; am 10. Okt. 1632 wurde sie von den Kaiserlichen unter Pappenheim eingenommen, doch erhielt durch die Kapitulation vom Juli 1634 die protestantische Partei wieder die Oberhand. 1802 kam die Stadt an Preußen, 1806 an die Franzosen, 1807 an Westfalen, 1813 an Hannover und 1866 mit dem Königreich Hannover abermals an Preußen. Vgl. Lüntzel, Geschichte der Diözese und Stadt H. (Hildesh. 1858); W. Wachsmuth, Geschichte von Hochstift und Stadt H. (das. 1863); Mithoff, Kunstdenkmale und Altertümer im Hannoverschen, Bd. 3: Fürstentum H. (Hannov. 1874); "Urkundenbuch der Stadt H." (Hildesh. 1880-86, Bd. 1 u. 2, hrsg. von Döbner); Lachner, Die Holzarchitektur Hildesheims (das. 1882); Cuno, Hildesheimer Künstler und Kunsthandwerker im Mittelalter (das. 1886); Römer, Geologische Verhältnisse der Stadt H. etc. (Berl. 1883).

Der Regierungsbezirk H. (s. Karte "Hannover"), 5320 qkm (96,62 QM.) mit (1885) 458,692 Einw., besteht aus den 17 Kreisen:

Kreise QKilom. QMeil. Einwohner Einw. auf 1 qkm

Alfeld 281 5,10 21407 76

Duderstadt 225 4,09 25115 112

Einbeck 311 5,65 24654 79

Göttingen (Stadt) 26 0,47 21561 829

Göttingen (Land) 486 8,23 32464 67

Goslar 398 7,23 40896 103

Gronau 206 3,74 19270 93

Hildesheim (Stadt) 15 0,27 29386 1959

Hildesheim (Land) 236 4,29 21871 93

Ilfeld 273 4,96 15179 56

Marienburg 484 8,79 35999 74

Münden 323 5,86 22223 69

Northeim 401 7,28 30432 76

Osterode 385 6,99 37920 98

Peine 385 6,99 34068 88

Uslar 349 6,34 17285 50

Zellerfeld 536 9,74 28962 54

Hildesheimer Silberfund, eine Anzahl antiker silberner Gefäße und Gerätschaften, welche 9. Okt. 1868 am Galgenberg bei Hildesheim in einer Tiefe von ca. 3 m von einigen mit Erdarbeiten beschäftigten Soldaten im Boden gefunden wurden. Der Fund enthält die fast vollständige Ausrüstung der Tafel eines vornehmen Römers für drei Personen, als Teller, Schüsseln, Schalen, Mischgefäße, Trinkbecher, Tiegel, einen Dreifuß, ein Salzfaß (Fig. 3) etc., im ganzen 69 Stücke, zum Teil von bedeutender Größe. Nach der sorgfältigen Technik wie nachdem Stil der darauf angebrachten bildlichen Verzierungen zu schließen, stammt der Schatz aus der besten Zeit des römischen Kunsthandwerks, der Zeit der Julischen Kaiser. Der Fund wurde wohl von den Deutschen, die ihn erbeutet, aus unbekannten Gründen hier (die Römer sind nie in der Gegend von Hildesheim gewesen) in der Erde verborgen. Die erwähnten Verzierungen sind meist Reliefs in getriebener Arbeit (aus dünnem, auf das Gefäß aufgelötetem Silberblech); an manchen Stücken findet sich auch Arbeit in Email u. in Niello. Die künstlerisch bedeutendsten Stücke des im Antiquarium des Berliner Museums befindlichen Schatzes sind: ein großer, glockenförmiger Mischkrug (Krater), außen mit Arabesken und Kinderfiguren reich und anmutig geschmückt (Fig. 1); eine prachtvolle Schale, deren innerer Boden eine auf einem Felsstück sitzende vergoldete Minerva in Hochrelief zeigt; eine andre mit dem jungen Herkules als Schlangentöter ebenso (Fig. 2), noch andre mit den Büsten der Kybele und des Gottes Men; ferner zwei Trinkbecher, der eine mit zwei Henkeln, der andre henkellos, beide mit Masken und allerlei auf den Kult des Bacchus bezüglichen Symbolen und Bildwerken geschmückt. Vgl. Wieseler, Der H. S. (Bonn 1868).

^[Abb.: Stücke des Hildesheimer Silberfunds (Berlin, Museum). Fig. 1. Mischkrug (Krater). Fig. 2. Schale. Fig. 3. Salzfaß]

Hildesheimer Stiftsfehde, s. Hildesheim (Fürstentum), S. 530.

Hildreth, Richard, nordamerikan. Schriftsteller, geb. 28. Juni 1807 zu Deerfield in Massachusetts, ward, im Harvard College gebildet, 1830 Advokat,