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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Himation - Himmel.

getrennt haben, da die Einführung des Buddhismus damals stattfand; wahrscheinlich geschah die Trennung aber noch früher.

Himation (griech.), der von den alten Griechen über dem Chiton (s. d.) getragene, mindestens bis an die Kniee reichende Überwurf, ein oblonges Stück Zeug, dessen einer Zipfel zuerst über die linke Schulter nach vorn geschlagen und mit dem linken Arm festgehalten wurde; dann zog man das Gewand über den Rücken nach der rechten Seite in der Art, daß dasselbe die rechte Seite bis zur Schulter vollkommen einhüllte, wie es die feinere Sitte verlangte, oder, unter dem rechten Arm fortlaufend, diesen und die rechte Schulter frei ließ. In ähnlicher Weise trugen das H. auch die Frauen, die es über den Kopf zogen, so daß nur das Gesicht frei blieb (s. umstehende Abbildung, auch Tafel "Kostüme I", Fig. 4).

Himbeerkäfer, s. Speckkäfer.

Himbeerspat, s. Manganspat.

Himbeerstrauch, s. Rubus.

Himbeerzunge, s. Scharlach.

Himera, altgriech. Stadt auf der Nordküste Siziliens, am gleichnamigen Fluß (Fiume Grande), um 648 v. Chr. von ionischen Griechen aus Zankle und Doriern aus Syrakus gegründet, kam unter die Herrschaft des Tyrannen Terillos, welcher, durch Theron von Agrigent vertrieben, die Karthager zu Hilfe rief. Diese schickten 480 ihr erstes, 300,000 Mann starkes Heer unter Hamilkar nach Sizilien, wurden aber durch den herbeieilenden Gelon von Syrakus gänzlich geschlagen, angeblich an demselben Tag wie die Perser bei Salamis. Nun herrschte Theron unangefochten in H., das er durch seine Grausamkeiten entvölkerte. Sein Sohn Thrasydäos ward 472 durch Hieron vertrieben, dann genoß H. lange Zeit Ruhe und Wohlstand, bis es 409 von den Karthagern gänzlich zerstört wurde. Ruinen bei Bonformello.

Himerios, griech. Sophist, geb. 315 n. Chr. zu Prusa in Bithynien, erhielt seine Bildung zu Athen, trat hier als Lehrer der Rhetorik auf, wurde, von Kaiser Julian nach Antiochia berufen, zu dessen Geheimschreiber ernannt, kehrte aber nach dem Tode des Kaisers (363) nach Athen zurück und starb dort um 386. Von seinen im hohen Grade schwülstigen Vorträgen sind 34 erhalten (hrsg. von Wernsdorf, Götting. 1790, und mit den Werken des Philostratos u. a. von Dübner, Par. 1849).

Himeros, in der griech. Mythologie Personifikation der Sehnsucht und des Verlangens, Begleiter des Eros (s. d.), bisweilen auch der Aphrodite.

Himjariten (Homeriten, "die Roten"), Name eines Volkes im südwestlichen Arabien (Jemen), welches früher einen Teil des sabäischen Reichs bildete, im 3. Jahrh. n. Chr. dieses aber verdrängte. Die H. unterschieden sich äußerlich stark von der dunkeln kuschitischen Bevölkerung des Landes, sie hatten ihre eigne Schrift und nicht unbedeutende Kultur. Ihr Reich bestand bis zur Ausbreitung des Islam; Namen ihrer Könige und Trümmer ihrer einst mächtigen Städte, wie Adana (Aden), Muza (Mocha), Taphar etc., haben sich erhalten. Die himjaritische Sprache gehört zur südlichen Gruppe der semitischen Sprachen und ist eine nahe Verwandte des Altäthiopischen, von dem das jetzt noch lebende Amharische abgeleitet wird, steht dagegen dem Arabischen ferner; zu ihren direkten Nachkommen gehört das heutige Hakili oder Ehkili in Südarabien. Mit dem Himjaritischen haben sich Gesenius und Rödiger, neuerlich besonders Halévy, welcher viel neues Inschriftenmaterial an Ort und Stelle sammelte, beschäftigt.

Himl, in Ägypten die Marktsteuer auf alle den städtischenn ^[richtig: städtischen] Märkten zugeführten Landesprodukte; sie schwankt zwischen 4 und 20 Proz.

Himly, 1) Karl Gustav, Mediziner, geb. 30. April 1772 zu Braunschweig, studierte seit 1790 daselbst und in Göttingen, ward hier 1794 Gehilfe Richters, diente dann in den Lazaretten der preußischen Armee am Rhein, wurde 1795 Professor der medizinisch-chirurgischen Klinik in Braunschweig, 1802 Professor der Medizin in Jena, ging aber schon im nächsten Jahr in gleicher Eigenschaft nach Göttingen, wo er zugleich Direktor des akademischen Hospitals wurde und 22. März 1837 starb. H. hat mehrere augenärztliche Instrumente angegeben und die Mydriatika (die Pupille erweiternde Mittel) in die Augenheilkunde eingeführt. Er schrieb: "Einleitung in die Augenheilkunde" (Jena 1806; 3. Aufl., Götting. 1830), "Lehrbuch der praktischen Heilkunde" (das. 1807, 1. Bd.; 2. Aufl. 1816), "Die Krankheiten und Mißbildungen des menschlichen Auges und deren Heilung" (hrsg. von seinem Sohn, Berl. 1842-43) u. a. und gab mit J. A. Schmidt die "Ophthalmologische Bibliothek" (Bonn 1801-1807, 3 Bde.), mit Hufeland von 1809 bis 1814 das "Journal für praktische Heilkunde" heraus.

2) Ernst August Wilhelm, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 14. Dez. 1800 zu Braunschweig, studierte in Göttingen, promovierte 1823 und ward nach wiederholten Studienreisen in Deutschland, Frankreich, England, Schottland, den Niederlanden 1832 Professor in Göttingen, wo er 16. Febr. 1881 starb. Er schrieb: "Commentatio de cachexiis et cacochymiis" (Götting. 1823); "Beiträge zur Anatomie und Physiologie" (Hannov. 1829-31, 2 Tle.); "Einleitung in die Physiologie des Menschen" (Götting. 1835).

Himmel (Himmelsgewölbe, Himmelskugel, Firmament), die scheinbare Kugel, in deren Mittelpunkt O ein Beobachter zu stehen glaubt, und auf deren innerer Seite er die Sterne erblickt. Durch die horizontale Ebene wird dieselbe in zwei Hälften, eine obere sichtbare und eine untere unsichtbare, geteilt; der Durchschnitt dieser Ebene mit der Himmelskugel, ein größter Kreis, heißt der Horizont des Beobachters. Wir denken uns in obenstehender Figur, wo derselbe durch S T' N dargestellt wird, die horizontale

^[Abb.: Scheinbare Himmelskugel mit den Kreisen zur Bestimmung des Orts eines Sterns.]