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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hoeksche Waard; Hoëvell; Hoeven; Hoë von Hoënegg; Hof; Hof, freier

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Hoeksche Waard - Hof (Lichterscheinung).

deren Kampf mit ihrem Sohn Wilhelm V. (um 1350) über die Herrschaft in Holland, deren Gegner sich Kabeljaus nannten, indem sie ihre Feinde, wie der Kabeljau die bleiernen Lockfische, verschlingen wollten. Der Streit der beiden Parteien dauerte auch nach Margaretens und Wilhelms V. Tod fort, entbrannte von neuem in großer Heftigkeit unter Jakobäa von Bayern 1417-36 und ward erst nach deren Tod von Philipp von Burgund beigelegt.

Hoeksche Waard (spr. huk-), s. Beijerland.

Hoëvell, Wolbert Robert, Baron van, holländ. Publizist, geb. 1812, studierte in Groningen Theologie und ging (1836) nach Batavia, wo er elf Jahre als Geistlicher und Vorstand der Bibel- und Missionsgesellschaft wirkte und nebenbei die Erforschung Niederländisch-Indiens zu seiner Aufgabe machte. Die Resultate seiner Studien legte er in der von ihm redigierten "Tijdschrift voor Nederlandsch Indië" nieder. Um die Kenntnis der Kolonien in der Heimat zu fördern, gab er die "Reis over Java, Madura en Bali in het midden van 1847" (Amsterd. 1850-1854), "Geschiedkundig overzicht der beoefening van kunsten en wetenschappen in Nederlandsch-Indië", ferner "Batavia in 1740", "Onderzoek naar de oorzaken van het onderscheid tusschen de Soendaneezen en eigenlijke Javanen", endlich "Aanteekeningen omtrent de Badoeïnen in het zuiden van Banten" heraus und übersetzte das alte malaiische Gedicht "Bidasari". Seine Schrift, die sich mit der Emanzipation der Sklaven im niederländischen Indien ("De emancipatie der slaven in Ned.-Indië", 1848) beschäftigt, machte das größte Aufsehen. 1848 kehrte H. nach Holland zurück, wo er an die Spitze der liberalen kolonialen Bewegung trat. Er wurde in die Kammer gewählt, der er 14 Jahre als einer der glänzendsten Redner angehörte; seine Reden, eine lange Verteidigung der Sache Indiens, gab er selbst noch in 4 Bänden ("Parlementaire redevoeringen", Zalt-Bommel 1862-65) heraus. Schon früher hatte er "Uit het indische leven" (1860), Skizzen, die auch großes litterarisches Verdienst haben, veröffentlicht. 1862 wurde er zum Staatsrat ernannt und starb 10. Febr. 1879 im Haag.

Hoeven (spr. hufen), Jan van der, Naturforscher, geb. 9. Febr. 1801 zu Rotterdam, studierte in Leiden Naturwissenschaften und Medizin, dann in Paris Zoologie, ließ sich als Arzt in seiner Vaterstadt nieder, folgte aber 1826 einem Ruf nach Leiden, ward daselbst 1835 zum ordentlichen Professor der Zoologie ernannt und starb 10. März 1868. In seinem Hauptwerk, dem "Handboek der dierkunde" (Leiden 1827-33, 3 Bde.; 2. Aufl., das. 1846-55; deutsch von Leuckart, Leipz. 1847-56, 2 Bde.), suchte er die ganze Zoologie physiologisch aufzufassen. Außerdem schrieb er: "Recherches sur l'histoire naturelle et l'anatomie des limaces" (Leiden 1838); "Redevoeringen en verhandelingen" (Amsterd. 1846; deutsch, Berl. 1848); "Bijdragen tot de naturlijke geschiedenis van den Negerstam" (Leiden 1842) und "Philosophia zoologica" (das. 1864): mit de Vriese gab er die "Tijdschrift voor naturlijke Geschiedenis en Physiologie" heraus. - Sein älterer Bruder, Cornelis Pruys van der H., geb. 13. Aug. 1792 zu Rotterdam, seit 1824 Professor der Medizin an der Universität in Leiden, gest. 5. Dez. 1871, schrieb mehrere vortreffliche Werke über Pathologie und Geschichte der Medizin: "Initia disciplinae pathologicae" (Leiden 1834); "De arte medica" (das. 1840, 2 Bde.); "De historia medicinae" (das. 1842); "De historia morborum" (das. 1846); "Examen anthropologique" (das. 1851); "Études de la vie humaine" (Amsterd. 1857).

Hoë von Hoënegg, Matthias, luther. Streittheolog, um 1580 zu Wien aus altadligem Geblüt entsprossen, studierte in Wittenberg Theologie, hielt sodann seit 1600 daselbst Vorlesungen, ward 1603 Superintendent zu Plauen und 1612 kursächsischer Oberhofprediger in Dresden, wo er, ein ebenso strenger Lutheraner wie Gegner der Reformierten, seinen Einfluß auf den Kurfürsten Johann Georg I. dazu benutzte, diesen im Dreißigjährigen Krieg der gemeinsamen protestantischen Sache zu entfremden. Er war es, der, wie man sagte für kaiserliches Geld, Johann Georg 1635 zum Abschluß des für die Evangelischen so nachteiligen Prager Friedens überredete. H. starb 1645 in Dresden. Er schrieb "Commentarii in Joannis Apocalypsin" (Leipz. 1610-40, 2 Bde.).

Hof, freier, eingefriedigter Platz, besonders der Raum neben einem Gebäude, zu demselben gehörig und mit Mauern, einem Geländer oder mehreren Gebäuden eingeschlossen. Bei größern Bauwerken unterscheidet man Vorder- und Hinter- oder Haupt- und Nebenhöfe. Landwirtschaftlich versteht man unter H. auch ein ganzes Gut mit Feldern etc. oder bloß den gesamten Gebäudekomplex (Gehöft). Hofraum oder Hofraite heißt dann der von diesem umschlossene Raum. Man liebt die Anlage im (länglichen) Viereck, damit vom Wohnhaus aus alles übersehen werden kann, zieht aber da, wo sehr weitläufige Bauten nötig sind, die Anlage von Querbauten vor, um nicht zu viel Hofraum mit unnötigen Unterhaltungskosten (Pflaster, Reinigen etc.) zu haben. In solchem Fall kann im Mittelbau ein Turm mit Uhrwerk und Verwalterstube zu freiem Überblick angebracht werden. Gebäude mit feuergefährlichen Anlagen vereinigt man wohl in einem besondern H. (Maschinenhof, Brennereihof etc.), sowie man auch gesonderte Höfe für Futteraufbewahrung (Feimenhof), Stallungen (Viehhof), Schäferei (Schafhof etc.) hat. Für die ganze Hofanlage wird vorteilhaft die Mitte der Längsachse des Gutes gewählt, oder es entscheidet die Nähe des Wassers, der Landstraße etc. Bei kleinern Anlagen bringt man die Düngerstätte in der Mitte des Hofs an, damit sie von allen Stallungen gleich zugänglich sei und bequeme An- und Abfahrt biete. Wenn möglich, sollen die Ställe nach Norden, das Wohnhaus nach Süden liegen. Übersichtlichkeit und Vermeidung jeglicher Art von Luxus sind Hauptbedingungen für die Anlage eines Hofs. In Gebirgsgegenden mit starkem Schneefall bringt man überdachte Gänge zwischen und vor den Gebäuden an, anderwärts nur erhöhte Steinwege (Heisten). H. heißt auch oft in Dörfern der herrschaftliche Besitz im Gegensatz zu den Gehöften der Bauern, Hofbauer der Besitzer des größten Gutes. In manchen Ländern wird das zur Anlage des Hofs erforderliche Areal nicht mit zur Grundsteuer herangezogen oder überhaupt steuerfrei gelassen, weil keinen Ertrag gebend.

Hof, ein weißlicher oder farbiger Kreis um die Sonne oder den Mond. Man unterscheidet kleinere und größere Höfe, von denen die letztern oft in Verbindung mit Nebensonnen oder Nebenmonden und andern Lichterscheinungen auftreten. Die kleinern Höfe (Lichtkränze) werden am Mond häufiger beobachtet als an der Sonne, weil das Licht der letztern das des Hofs überstrahlt. Sie entstehen, wenn die Luft entweder mit Dünsten so schwach erfüllt ist, daß die Lichtstrahlen nicht zu sehr zurückgehalten werden, oder wenn dünne Wolken am Himmel vorüber-^[folgende Seite]