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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Horn

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Horn (Personenname).

steine (s. d.). - 2) Stadt in Niederösterreich, unfern der Station Sigmundsherberg-H. der Franz Josephs-Bahn, von Ringmauern umschlossen, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Real- und Obergymnasium mit Konvikt, Sparkasse (2,8 Mill. Gulden Einlagen), Piaristenkollegium, ein gräflich Hoyos-Sprinzensteinsches Schloß mit Park und (1880) 2214 Einw. - 3) Dorf im Hamburger Gebiet, mit dem bekannten Rauhen Hause (s. d.) und (1885) 3363 Einw.

Horn, 1) Gustav Karlsson, Graf von Björneborg, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. 23. Okt. 1592 zu Örbyhus in Upland, studierte in Rostock, Jena und Tübingen und nahm nach seiner Rückkehr 1612 Kriegsdienste. Er focht zuerst gegen die Russen, unterhandelte 1619 die Heirat Gustav Adolfs mit Marie Eleonore von Brandenburg, eroberte 1625 Dorpat, 1630 Kolberg und befehligte dann beim Vordringen Gustav Adolfs gegen Frankfurt a. O. die eine Hälfte des schwedischen Heers. In der Schlacht bei Breitenfeld 1631 führte er den linken Flügel, kommandierte dann siegreich in Franken und nahm auch an dem Gefecht am Lech teil. In der Schlacht bei Lützen 1632 erhielt er den Auftrag, den geschlagenen Flügel des Feindes zu verfolgen. Nach dem Tode des Königs war er Befehlshaber der schwedischen Truppen unter Bernhard von Weimar; in der gegen seinen Rat geschlagenen Schlacht von Nördlingen 6. Sept. 1634 gefangen genommen, ward H. erst 1642 ausgewechselt, leitete dann 1644 die Expedition gegen Dänemark und zwang die Dänen zum Frieden, wurde endlich Reichsmarschall und Gouverneur von Livland und Schonen und starb 10. Mai 1657 in Skara.

2) Franz Christoph, Romandichter und Litterarhistoriker, geb. 30. Juli 1781 zu Braunschweig, studierte in Jena und Leipzig Philosophie und Geschichte, wurde 1803 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, 1805 am Lyceum zu Bremen, kehrte 1809 nach Berlin zurück, wo er privatisierte und Vorlesungen über Shakespeare und deutsche Litteraturgeschichte hielt. Er starb 19. Juli 1837 daselbst. Seine Romane, wie: "Guiscardo, der Dichter" (Leipz. 1801, neue Aufl. 1817), "Der Einsame" (das. 1801), "Otto" (Brem. 1810), "Kampf und Sieg" (das. 1811), "Liebe und Ehe" (Berl. 1819) etc., und "Novellen" (das. 1819-20, 2 Bde.), unter denen der "Ewige Jude" am bekanntesten wurde, waren nicht ohne Phantasie, aber süßlich und schwächlich in der Ausführung, so daß sie mit Recht rasch vergessen wurden. Etwas größern Wert beanspruchen seine litterarhistorischen Arbeiten, z. B. "Umrisse zur Geschichte und Kritik der schönen Litteratur Deutschlands während der Jahre

1790 bis 1818" (Berl. 1819, 2. Aufl. 1821); "Die Poesie und Beredsamkeit der Deutschen von Luthers Zeit bis zur Gegenwart" (das. 1822-29, 4 Bde.); "Shakespeares Schauspiele erläutert" (das. 1823-1831, 5 Bde.). G. Schwab und F. Förster gaben eine Auswahl aus seinem Nachlaß unter dem Titel: "Psyche" (Leipz. 1841, 3 Bde.) heraus.

3) Heinrich Moritz, Dichter und Novellist, geb. 14. Nov. 1814 zu Chemnitz, studierte die Rechte in Leipzig, lebte dann als Gerichtsassessor erst in seiner Vaterstadt, darauf zu Zittau in der Lausitz, wo er 23. Aug. 1874 starb. Die durch Rob. Schumanns geniale Musik bekannt gewordene lyrisch-epische Dichtung "Die Pilgerfahrt der Rose" (Leipz. 1851, 4. Aufl. 1882) war sein erstes Werk. Auch andre erzählende Dichtungen, wie "Die Lilie vom See" (Leipz. 1854) und "Magdala" (das. 1855, 2. Aufl. 1870), hatten vorübergehenden Erfolg. Weniger erfreulich sind das Idyll "Die Dorfgroßmutter" (Leipz. 1856) und die "Neuen Dichtungen" (Prag 1858) mit ihren versifizierten Kriminalgeschichten. Das Gebiet des Romans betrat H. mit den Erzählungen: "Auf dem Schloß und im Thal" (Prag 1858, 2 Bde.), "Die Dämonen" (das. 1862, 2 Bde.), "Der zerrissene Dreiklang" (Leipz. 1867, 2 Bde.) u. a. Noch erschien: "Aus goldener Kinderzeit" (Leipz. 1862). Im anspruchslosen Lied und Bild entwickelte H. eine tiefe Innigkeit, welche seinen größern Versuchen und Anläufen fehlte.

4) Uffo Daniel, Dichter, geb. 18. Mai 1817 zu Trautenau in Böhmen, studierte zu Prag und Wien die Rechte, zugleich sein poetisches Talent in Gedichten und dramatischen Arbeiten versuchend, machte dann größere Reisen nach Italien, Frankreich, Ungarn, Norddeutschland und Belgien und lebte seit 1846 in Dresden, von wo er 1848 auf die Kunde von der in Prag ausgebrochenen tschechischen Bewegung dorthin eilte. Er trat als Redner für die deutsch-konstitutionelle Partei auf, obwohl er früher der tschechischen Sache nicht abhold gewesen war, wie sein Trauerspiel "König Ottokar" (4. Aufl., Prag 1859) beweist, und nahm dann am schleswig-holsteinischen Feldzug bis zu Ende teil, worüber er in der Schrift "Von Idstedt bis zu Ende" (Hamb. 1851) berichtete. Seitdem lebte er, litterarisch beschäftigt, in seiner Vaterstadt und starb 23. Mai 1860 daselbst. Von seinen novellistischen Arbeiten sind hervorzuheben: "Böhmische Dörfer" (Leipz. 1847, 2 Bde.), treue Bilder aus dem böhmischen Volksleben; "Aus drei Jahrhunderten" (das. 1851, 2. Aufl. 1853) und "Bunte Kiesel" (Prag 1859); von seinen dramatischen Dichtungen noch das Preislustspiel "Die Vormundschaft" und das einaktige Drama "Camoens im Exil" (Wien 1839). Auch veröffentlichte er "Gedichte" (Leipz. 1847). H. gehörte zu den begabtesten österreichischen Dichtern neuerer Zeit, ohne es doch zu einer hervorragenden Leistung von bleibendem Wert gebracht zu haben.

5) August, Komponist, geb. 1. Sept. 1825 zu Freiberg in Sachsen, Schüler des Leipziger Konservatoriums, lebt in Leipzig und hat sich namentlich durch wertvolle Arrangements klassischer Werke vorteilhaft bekannt gemacht. Unter seinen eignen Kompositionen haben eine Operette: "Die Nachbarn", Männerchöre (von denen ein Doppelchor mit einem Preis ausgezeichnet wurde) und zahlreiche einstimmige Lieder Beifall gefunden.

6) Eduard, ungar. Nationalökonom und Politiker, geb. 25. Sept. 1825 zu Waag-Neustadt von jüdischen Eltern, betrat frühzeitig die journalistische Laufbahn, besonders als Verfechter der Judenemanzipation, der auch sein erstes Werk: "Zur Judenfrage in Ungarn" (Ofen 1847), gewidmet war. Nachdem er 1848 die Wochenschrift "Der ungarische Israelit" als Organ der jüdisch-religiösen Reformbewegung gegründet, schloß er sich 1848-49 dem ungarischen Aufstand an und begab sich nach dessen Unterdrückung 1850 nach Leipzig und 1851 nach Brüssel. Aus seinen Studien der belgischen Zustände gingen hier die beiden Werke: "Statistisches Gemälde des Königreichs Belgien" (Dessau 1853) und "Bevölkerungswissenschaftliche Studien aus Belgien" (Leipz. 1854) hervor. Als Korrespondent für deutsche Blätter ging er 1855 zur Weltausstellung nach Paris, wo er eine Anstellung am "Journal des Débats" als Redakteur des nationalökonomischen Teils erhielt. 1869 nach Ungarn zurückgekehrt, wurde er 1875 zum Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe ernannt, starb aber bald darauf 2. Nov. 1875.