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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Inlet - Innere Mission.

Inlet (engl., spr. inn-, "Einlaß"), kleine Bucht, besonders in Nordamerika.

Inlett (niederdeutsch, auch Indel, Indelt), Leinen- oder Baumwollzeug, das zur Aufnahme von Bettfedern dient (s. Barchent).

In loco (lat.), am Ort; anstatt, an der Stelle.

In locum succedieren (lat.), in die erledigte Stelle einrücken.

In magnis et voluisse sat est (lat.), "In großen Dingen genügt es, auch nur gewollt zu haben", Citat aus Propertius (II, 10, 6).

In majorem Dei gloriam (lat.), zu größerm Ruhm Gottes.

In manu (lat.), in der Hand.

In margine (lat.), am Rand.

In medias res (lat.), "mitten in die Dinge hinein", Citat aus Horaz' "Ars poetica" (148), wo von Homer gerühmt wird, daß er in seinen Dichtungen nicht ab ovo (vom Ei der Leda, d. h. vom Uranfang an) beginne, sondern den Leser ohne weitere Einleitung gleich mitten in die Geschichte versetze.

In medio (lat.), in der Mitte.

Inn (engl.), Gast-, Wirtshaus; Inn-keeper (spr. kihp'r), Gastwirt. Früher bedeutete I. (wie franz. Hôtel) auch Amtsgebäude etc., daher Inns of Court (s. d.).

Inn (bei den Alten Oenus), einer der bedeutendsten Alpenflüsse, mit einem nach NO. und O. gerichteten Thal, welches das längste innerhalb der Alpen ist, entspringt im äußersten Ende des Oberengadinthals in Graubünden aus dem Lunginsee an der Südostseite des Septimer; nach andern ist die Quelle der Abfluß des Vadret da Vedoz (Vedozgletschers), welcher einen Teil der Nordwestseite des Bernina bekleidet. Im Volksmund hier Sela genannt, durchfließt er die vier Seen des Oberengadin: den Silser- (1790 m ü. M.), Silvaplana-, Kampfeer- und St. Moritzsee, und nimmt unterhalb des letztern den Namen I. an. Die Thalsohle steigt mit geringer Senkung auf beinahe 40 km hin als Hochebene des Oberengadin nieder und geht bei Pontalt (Puntauta), wo der Fluß einen entgegenstehenden Quersattel des Gebirges in einer wilden, langgestreckten Felsenschlucht durchbricht, in das Unterengadin über, wo die Landschaft einen neuen Charakter annimmt (s. Engadin). Bei Martinsbruck verläßt der Fluß die Schweiz, tritt durch die 8 km lange Schlucht von Finstermünz nach Tirol über und durchfließt 22 km unterhalb ein kurzes, nördlich und nordwestlich gerichtetes Querthal, an dessen Ausgang Landeck, ein Knotenpunkt von Straßenzügen, 837 m ü. M. liegt und die Rosanna aus dem Stanzer Thale links einmündet. Von hier beginnt das wieder östlich und nordöstlich sich hinziehende untere Längenthal des I., das bis Wörgl oberhalb Kufstein reicht und in zwei Hälften zerfällt: das engere, hoch liegende, dem Anbau weniger günstige Oberinnthal, mit kurzen, schlundartigen Nebenthälern bis Zirl, und das weitere Unterinnthal (zuweilen 500 m breit), mit sanften Gehängen und weit geöffneten Nebenthälern und ebener, fruchtbarer Thalsohle, auf der zahlreiche Ortschaften liegen. Der Fluß hat auf dieser Strecke (von Landeck an) sein stärkstes Gefälle, 3,5 m auf 1 km. Er empfängt namentlich auf der rechten Seite starke Alpenbäche, z. B. Ötz, Sill, Ziller etc., und wird bis zur Stadt Hall zum Flößen benutzt, von Hall abwärts aber mit Schiffen befahren. Bei Kufstein (473 m ü. M.) bricht der I. zwischen den Bayrischen und den Salzburger Alpen in einem zweiten Querthal nach N. hindurch, empfängt nach dem Austritt aus demselben links die Mangfall (aus dem Tegernsee) und betritt unterhalb Rosenheim die schwäbisch-bayrische Hochebene, welche er, parallel mit der Isar, in zwei großen Bogen mit nordöstlicher Hauptrichtung, immer noch mit starkem Gefälle, durchfließt. Das Bett ist breit und inselreich und von hohen, erdigen, zuweilen felsigen Ufern eingeschlossen; die Hauptzuflüsse auf dieser letzten Strecke sind die Alz (aus dem Chiemsee) und die Salzach. Der I. mündet bei Passau (287 m ü. M., mit 292 m Breite) rechts in die Donau. Sein Lauf beträgt 510 km, während der der Donau bis zur I.-Mündung etwa ebenso lang ist. Der I. ist wasserreicher als die Donau, indes an vielen Stellen reißend und mit Sandbänken versehen; auch steht er ihr an kommerzieller und historischer Wichtigkeit nach. S. Karte "Tirol etc."

Das Innviertel, gegenwärtig ein Teil Oberösterreichs, das Gebiet zwischen der Donau, dem I. und der Salza mit den Städten Braunau, Schärding und Ried, 2200 qkm (40 QM.) mit 40,000 Einw., wurde im Frieden von Teschen 1779 von Bayern an Österreich abgetreten. Durch den Wiener Frieden (1809) kam es wieder an Bayern, wurde jedoch durch einen Vertrag zu Paris (3. Juni 1814) und definitiv 14. April 1816 an Österreich zurückgegeben. Vgl. Meindl, Die Vereinigung des Innviertels mit Österreich (Linz 1879).

In natura (lat.), "in Natur", leibhaftig, wirklich, z. B. Getreide i. n. liefern, d. h. wirkliches Getreide, nicht den Geldeswert dafür geben.

Innenwinkel, s. Winkel.

Innere Mission, christliche, namentlich evangelische Vereinsthätigkeit, die neben der Linderung der äußern Not zugleich die Befestigung oder Wiedererweckung des christlichen und kirchlichen Sinnes in den gefährdeten oder bereits entfremdeten Gliedern der Gemeinde erstrebt. Was die i. M. bezweckt, ist auch in frühern Jahrhunderten unter mancherlei Formen geübt oder angestrebt worden (vgl. Uhlhorn, Die christliche Liebesthätigkeit, Stuttg. 1882-84, Bd. 1 u. 2), erschien jedoch fast ausschließlich als Aufgabe des geistlichen Amtes. In der rationalistisch-gemeinnützigen Zeit von 1750 bis 1820 geschah ferner sehr viel Gutes an Armen und Verlassenen ohne unmittelbare Abzweckung auf den christlichen und kirchlichen Gesichtspunkt. Die Notwendigkeit vermehrter kirchlicher Fürsorge für die Armen und Verkommenen drängte sich aber in Deutschland den christlich angeregten Kreisen auf, die nach den Befreiungskriegen in größern Städten und gewerbreichen Gegenden einer verarmten und gleichzeitig der Kirche entfremdeten Bevölkerung sich gegenübergestellt fanden. Anregende Vorbilder boten namentlich England und Schottland dar. Doch entwickelte sich die Sache in Deutschland eigenartig aus dem örtlichen Bedürfnis. Die Begründung von Rettungshäusern (s. d.) für die verwahrloste Jugend durch Joh. Falk in Weimar (1813) und die Brüder Grafen v. d. Recke-Volmerstein in Overdyck und Düsselthal (1816) sowie die Stiftung der Bildungsanstalt für Armenschullehrer in Beuggen (1820) bei Basel waren die ersten denkwürdigen Schritte auf dieser Bahn. Im gleichen Sinn eröffnete 1833 J. H. Wichern, von der frommen und gemeinnützigen Amalie Sieveking angeregt, das Rauhe Haus (s. d.) bei Hamburg und Th. Fliedner 1836 die Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth am Rhein. Den zusammenfassenden Namen der "innern Mission", durch den diese Bestrebungen in Parallele mit der äußern oder Heiden- und Judenmission (s. Mission) gesetzt wurden, gab denselben zuerst der Göttinger Theolog Fr. Lücke (s. d.). Einen mächtigen Gönner fand die