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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: In statu quo; Instaurieren; Inste; Inster; Insterburg; Instigieren; Instillation; Instinkt

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In statu quo - Instinkt.

zen sogar durch die deutsche Bundesakte den einzelnen deutschen Staaten garantiert war, ist man neuerdings mit Recht auf Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens, namentlich auch in Ansehung des sogen. Instanzenzugs, bedacht (s. Berufung und Revision). Übrigens wird der Ausdruck "Instanzen" auch von andern Behörden gebraucht, welche zu einander im Verhältnis der Über- und Unterordnung stehen, nicht bloß von den Gerichtsbehörden, so im militärischen Schriftenverkehr Waffeninstanz, d. h. die Reihenfolge der Behörden einer Waffe, Verwaltungsinstanz etc. Entbindung von der I. (absolutio ab instantia) nannte man im ältern Strafprozeß die Einstellung der Untersuchung, ohne daß es zu einer Freisprechung oder Verurteilung des Angeklagten kam (s. "Ab instantia" absolvieren). I. wird endlich auch die Eingabe eines Rechtsanwalts genannt, durch welche um Beschleunigung einer Prozeßsache gebeten wird. In der Rhetorik und Logik bezeichnet I. ein Beispiel oder einen Fall, den man zur Widerlegung eines falschen Schlusses (einer falschen Induktion), einer zu weiten oder zu engen Erklärung etc. anführt (s. Induktion).

In statu quo (lat.), im gegenwärtigen Zustand; vgl. Status quo.

Instaurieren (lat.), wieder in stand setzen, wieder ausrichten; Instauration, Wiederherstellung.

Inste (eigentlich Insate, niederd., auch Instmann), s. v. w. Insasse; besonders Einlieger, Mietswohner.

Inster, s. v. w. Gekröse.

Inster, Fluß im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, entspringt nordöstlich von Pillkallen, fließt in südwestlicher Richtung und vereinigt sich 2 km unterhalb Insterburg mit der Angerapp. Der durch diese Vereinigung gebildete Fluß führt fortan den Namen Pregel (s. d.), Die I. ist 75 km lang.

Insterburg, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, da, wo sich die Angerapp mit der Inster zum Pregel vereinigt, Knotenpunkt der Linien Seepothen-Eydtkuhnen, I.-Lyck, I.-Memel u. Allenstein-I. der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische, eine katholische und eine neue reform. Kirche, eine Strafanstalt, eine landwirtschaftliche Versuchsstation, eine große Flachsspinnerei, Maschinenfabriken, Eisengießereien, Kunststeinfabrikation, eine Knochen- und Gipsmühle, Bierbrauereien, Gerbereien, Landwirtschaft, lebhaften Handel mit Landesprodukten, das litauische Landgestüt (1886: 200 Hengste), jährliche Pferderennen und (1885) mit Garnison (3 Eskadrons Ulanen Nr. 12 und ein Grenadierbataillon Nr. 3) 20,914 meist evang. Einwohner. In I. befindet sich ein Gymnasium (mit Realgymnasium verbunden und mit schönen Freskomalereien, Szenen aus der Odyssee darstellend, geschmückt), ein Landgericht (für die sechs Amtsgerichte zu Darkehmen, Goldap, Gumbinnen, I., Pillkallen und Stallupönen), eine Handelskammer und eine Reichsbankkommandite. 3 km nördlich liegt das Rittergut Georgenburg mit einem interessanten Ordensschloß von 1259. - Die ehemalige "Burg an der Inster" wurde 1336 angelegt und war zunächst Sitz eines Komturs, wurde 1347 in eine Pflege und 1525 in ein Hauptamt umgewandelt. Der dabei entstandene Ort erhielt 1583 Stadtrechte. 1690 ward I. durch eine große Feuersbrunst und 1709-1711 durch die Pest heimgesucht. Vgl. Hennig, Topographisch-historische Beschreibung der Stadt I. (Königsb. 1794); Koßmann, Historisch-statistische Notizen über die Stadt I. (Insterb. 1844); Töws, Chronik der Stadt I. (das. 1883).

Instigieren (lat.), anreizen, anstiften, aufhetzen; instigante diabolo, auf Anreizung des Teufels; Instigation, Anreizung, Aufhetzung.

Instillation (lat., "Eintröpfelung"), die therapeutische Anwendung einer Flüssigkeit, wobei dieselbe tropfenweise auf irgend eine Stelle des Organismus gebracht wird. Man wendet das Eintröpfeln vorzüglich bei Krankheiten der Augen und des Gehörorgans, sonst aber bei Wunden und Geschwüren an und hat zu diesem Behuf eigne Vorrichtungen (sogen. Tropfenzähler u. dgl.) erfunden, worunter das Fläschchen von Albr. v. Gräfe das einfachste und bequemste ist.

Instinkt (lat. instinctus, "Antrieb"; Naturtrieb), der den Tieren eingeborne, von eigentlichen Verstandesthätigkeiten unabhängige Trieb, gewisse Handlungen auszuführen, die uns als zweckmäßig, voraussichtig, ja wohl gar als prophetisch erscheinen, weil sie der Erhaltung der Art, oft über den Tod des Individuums hinaus, förderlich sind, wozu indessen die aus dem augenblicklichen Zustand des Organismus entspringenden und unmittelbar wirkenden Triebe des Hungers, Durstes, der Fortpflanzung etc. für gewöhnlich nicht gerechnet werden. Die Instinkte vieler Tiere und am meisten diejenigen der niedern, wie sie sich in der Erwerbung ihres Lebensunterhalts, im Bau ihrer Wohnungen, in der Sorge für die Brut und im Aufsuchen ferner Nistplätze und Überwinterungsorte sowie in der Kenntnis ihrer Feinde und Freunde, in bestimmten Schutzgewohnheiten etc. äußern, erschienen ehemals so durchaus unbegreiflich, daß man, an jeder Erklärung verzweifelnd, die Tiere mit Cartesius als Maschinen betrachtete, in denen als Triebwerk "Gottes Vernunft" walte, sofern das unabänderliche Gefüge der Handlungen ihnen ein für allemal eingeboren sei. Allein so schwer es ist, von dem Seelenleben der Tiere einen der Wirklichkeit entsprechenden Begriff zu gewinnen, so tritt es doch bei einer genauern Betrachtung bald klar hervor, daß die Instinkte nicht unfehlbar sind, meist nur unter regelmäßigen Verhältnissen zum Ziel führen, ja nur in einer bestimmten Reihenfolge geübt werden können, daß sie anderseits leicht irre führen und den betreffenden Individuen zum Schaden gereichen, z. B. wenn Motten und andre Insekten ins Feuer fliegen, Aasfliegen durch nach verdorbenem Fleisch duftende Blumen angezogen werden oder Wandertiere massenhaft in ihr Verderben stürzen, und daß die Instinkte schließlich keineswegs unabänderlich sind, vielmehr sowohl durch äußere Umstände als durch eigne Überlegung des betreffenden Tiers abgeändert werden können. Ebenso gibt es krankhafte Instinkte, die auf einer fehlerhaften Entwickelung des geistigen Organs beruhen, auch wohl künstlich hervorgerufen werden können, wie z. B. der I. des Erdtümmlers, einer Taubenrasse, die sich bis zur Erschöpfung am Boden wälzt und seit Jahrhunderten durch sorgsame Zucht erhalten wurde, während man dieselbe krankhafte Neigung durch einen Stich in die Gehirnbasis erzeugen kann. Die durch Darwin herbeigeführte Naturauffassung hat zu einem vertieften Verständnis der Instinkte geführt. Man kann sie nach derselben als triebartig wirkende Leistungen des sogen. "Gedächtnisses der Materie" (s. Gedächtnis) betrachten, deren einzelne Stufen ebenso erworben und vererbt werden wie die Stufen der körperlichen Entwickelung vom Keim an. Was sich der Gattung und Art im Lauf der Jahrtausende als zuträglich bewährt hat, wird ungeachtet einzelner Nachteile, wenn sie nur den Bestand der Art nicht in Frage stellen, durch natürliche Auslese und Erb-^[folgende Seite]