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International - Internationale.
schen Anstalten, nach der die Schüler zugleich Zöglinge sind, d. h. in der Anstalt verpflegt und erzogen werden; demgemäß soviel wie Alumnat, in vielen Fällen auch gleichbedeutend mit Institut. Im Gegensatz dazu nennt man Anstalten, die nicht zugleich die Schüler verpflegen, Externate. Internate als Anstalten, die nicht die natürliche, sondern eine künstliche Lebensordnung darstellen, sollen nicht ohne Not eingerichtet werden; unter Umständen aber (für Waisenhäuser, Rettungshäuser, Berufsschulen, die eine größere Anzahl junger Leute an einem Punkt anhäufen) sind sie nötig. In solchen Fällen kann es nur darauf ankommen, sie richtig einzurichten, zwischen straffer Ordnung und thunlichster Annäherung an die Familienerziehung das rechte Gleichgewicht herzustellen. Ganz mit Unrecht hat man zeitweise Externat und I. als Stichwörter einander feindlich gegenüberstehender Parteien ausgespielt; so in der Zeit der Raumer-Stiehlschen Regulative vom Oktober 1854 hinsichtlich der preußischen Lehrerseminare.
International (neulat.), Bezeichnung für dasjenige, was "zwischen verschiedenen Nationen" stattfindet oder Geltung hat. So bildet der internationale Verkehr (Welthandel) den Gegensatz zum innern Handel in den einzelnen Ländern. Das internationale Recht ist teils öffentliches (s. Völkerrecht), teils privates, von der Kollision der Rechte handelndes Recht, insofern es nämlich in vielen Fällen zweifelhaft sein kann, ob eine Sache nach der Gesetzgebung des einen oder des andern Staats zu beurteilen ist (s. Privatrecht). Der Ausdruck I. ist (nach F. v. Holtzendorff) zuerst von Bentham gebraucht worden. Der internationale Verkehr gewinnt in unsrer Zeit mehr und mehr an Bedeutung, worin ein hochwichtiger Kulturfortschritt der Menschheit zu erblicken ist. Internationale Vereinigungen, wie z. B. der Weltpostverein, fördern die gemeinsamen Interessen der zivilisierten Nationen. Gemeinsame Bestrebungen im Interesse der Humanität, der Wissenschaft und der Rechtspflege werden auf internationalen Kongressen und in internationalen Vereinen gepflegt, und die internationalen Beziehungen der Staaten zu einander nehmen die Aufmerksamkeit und Thätigkeit der Regierungen ganz besonders in Anspruch.
Internationale (Internationale Arbeiterassociation, International working men's association), eine sozialdemokratische Arbeiterverbindung, deren Gründung, durch K. Marx (s. d.) und andre Vertreter der radikalsten politischen und sozialistischen Ideen lange geplant, am 28. Sept. 1864 auf einem Meeting in St. Martin's Hall in London von Sozialisten und radikalen Republikanern aller Länder beschlossen wurde. Die Verbindung war der erste Versuch, die Sozialdemokratie zu einer einheitlich organisierten internationalen Partei zu machen, um als revolutionäre Agitationspartei gleichzeitig in allen Ländern für die Verwirklichung des Marxschen radikalen sozialdemokratischen Programms (s. Sozialismus) und seines Volksstaats zu agitieren und die soziale Revolution vorzubereiten. Auf jenem Meeting wurde ein Ausschuß von 50 Personen eingesetzt, um Programm und Statut der Verbindung vorzubereiten; ein späterer internationaler Kongreß sollte darüber beraten und entscheiden. K. Marx, die Seele der Bewegung, entwarf beides und fand die Zustimmung sowohl des Ausschusses als des ersten, die I. konstituierenden internationalen Kongresses zu Genf im J. 1866. Das Programm lautet: "In Erwägung, daß die Emanzipation der arbeitenden Klassen durch die arbeitenden Klassen selbst erobert werden muß; daß der Kampf für die Emanzipation der arbeitenden Klassen nicht einen Kampf für die Klassenprivilegien und Monopole, sondern für gleiche Rechte und Pflichten und für die Vernichtung aller Klassenherrschaft bedeutet; daß die ökonomische Abhängigkeit des Mannes der Arbeit vom Monopolisten der Werkzeuge, der Quellen des Lebens, die Grundlage der Knechtschaft in jeder Form, des sozialen Elends, der geistigen Herabwürdigung und politischen Abhängigkeit bildet; daß deshalb die ökonomische Emanzipation der arbeitenden Klassen das große Ziel ist, welchem jede politische Bewegung als bloßes Hilfsmittel sich unterordnen sollte; daß alle auf dieses große Ziel gerichteten Anstrengungen bisher an dem Mangel der Solidarität zwischen den vielfachen Zweigen der Arbeit jedes Landes und an dem Nichtvorhandensein eines brüderlichen Bandes der Einheit zwischen den arbeitenden Klassen der verschiedenen Länder gescheitert sind; daß die Emanzipation der Arbeit weder ein lokales noch ein nationales, sondern ein soziales Problem ist, welches alle Länder umfaßt, in denen moderne Gesellschaft existiert, und dessen Lösung von der praktischen und theoretischen Mitwirkung der vorgeschrittensten Länder abhängt; daß das gegenwärtige Wiederaufleben der arbeitenden Klassen in den gewerkthätigen Ländern Europas, während es neue Hoffnungen rege macht, eine feierliche Warnung vor einem Rückfall in alte Irrtümer enthält und ein unmittelbares Bündnis der noch getrennten Bewegungen erfordert: aus diesen Gründen erklärt der erste internationale Arbeiterkongreß, die internationale Arbeiterassociation und alle ihr angehörigen Gesellschaften und Individuen, Wahrheit, Recht und Sitte als die Grundlage ihres Betragens untereinander und gegen alle ihre Mitmenschen ohne Rücksicht auf Farbe, Bekenntnis oder Nationalität anzuerkennen. Der Kongreß betrachtet es als Pflicht des Mannes, die Rechte eines Mannes oder Bürgers nicht bloß für sich selbst, sondern für jedermann, der seine Pflicht thut, zu fordern. Keine Rechte ohne Pflichten, keine Pflichten ohne Rechte."
Die Organisation der I. war folgende: Von den Lokalsektionen (den Mitgliedern der I. an einem Ort) wurden Delegierte gewählt; diese bildeten die Föderationen; die Delegierten der Föderationen bildeten dann den Kongreß, der jährlich zusammentreten und das souveräne Vereinsorgan sein sollte. Neben ihm war das leitende Verwaltungsorgan der Generalrat (Sitz in London), in dem zugleich die Generalsekretäre für die einzelnen Länder funktionierten. (K. Marx war der Generalsekretär für Deutschland.) Kongresse fanden nacheinander statt in Genf (1866), Lausanne (1867), Brüssel (1868), Basel (1869). Durch die Beschlüsse auf diesen Kongressen wurde das radikale positive politische und ökonomische Programm im einzelnen festgestellt, das letztere namentlich durch die Beschlüsse in Brüssel und Basel (s. Sozialismus). Die I. gewann schnell in allen industriellen Ländern (außer in England) Boden, die Zahl der Mitglieder bezifferte sich bald auf viele Hunderttausende, mit den äußern Erfolgen wuchs die Zuversicht der Führer auf den Sieg der nahen sozialen Revolution, die Geschicklichkeit, aber auch die Kühnheit der Agitation - nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs und der Gründung der französischen Republik trug man sich sogar mit dem Gedanken an die Ausführbarkeit einer sozialen Revolution in Deutschland, wo die I. zahlreiche Mitglieder und unter der Führung von Bebel,