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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Irland

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Irland (Bodenbeschaffenheit, Gewässer, Klima).

schützte Galwaybai mit ihren Unterabteilungen. An der zerrissenen, durch tiefe Fjorde gekennzeichneten Südwestküste sind zu erwähnen: der Valentiahafen, der sicherste in ganz Kerry, die Dinglebai, der tief ins Land eindringende sogen. Kenmare River und die Bantrybai. An der Südküste liegt der sichere und geräumige Hafen von Cork.

Bodenbeschaffenheit.

Der größte Teil der Insel besteht aus einer welligen Tiefebene, reich an Seen, Sümpfen und Torfmooren. Diese Tiefebene erstreckt sich von der Ostküste bei Dublin ununterbrochen bis zur Westküste und dringt auch an andern Stellen bis an die Küste vor, so daß 77 Proz. der gesamten Oberfläche der Insel eine Meereshöhe von weniger als 150 m haben. Nehmen wir an, daß das Meer bis zu dieser Höhe stiege, dann würde sich I. in einen Archipel auflösen, bestehend aus zahlreichen Inseln, deren höchste, in Kerry, 890 m über den neuen Meeresspiegel sich erheben würde. Die Berge sind meist nackt und ohne Gehölz, oft wild und felsig und fast stets von malerischen Formen. Sie haben im allgemeinen die Normalstreichlinie der Berge von Wales oder Schottland und bilden keine eigentlichen Ketten, sondern einzelne Gruppen. Die wichtigsten dieser Gruppen sind in Nordirland: die Berge von Antrim, im nordöstlichsten Teil der Insel, welche im Trostan 554 m hoch ansteigen und in steilen Basaltmassen ins Meer abfallen (s. Giant's Causeway); die Mourne Mountains, im S. der vorigen, in der Grafschaft Down (mit dem 852 m hohen Slieve Donard), welche in den in südwestlicher Richtung streichenden Hügelzügen, die gleich ihnen vorherrschend aus silurischem Gestein bestehen, eine Fortsetzung finden; die Sperrin Mountains, auf der Grenze von Londonderry und Tyrone, von den Bergen Antrims durch das Thal des Bann, von jenen Donegals durch den Fluß Foyle getrennt (im Mount Sawel 68,3 m hoch); die Berge von Donegal, im nordwestlichsten Winkel der Insel, ein zerklüftetes Gebirgsland mit tiefen Thälern und kleinen malerischen Seen, mit dem Errigal (752 m) und Bluestack (676 m hoch); die Berge von Dowbally, in Leitrim und Cavan, von den vorigen durch den Fluß und See Erne geschieden (im Cuilcagh 667 m hoch); die Nephinberge, an der Westküste, in der Grafschaft Mayo, und nördlich von der Clewbai (806 m); die Hochlande von Connemara (die Twelve Pins von Binabola 730 m) und die von ihnen durch die tief ins Land eindringende fjordartige Killerybai geschiedenen Gebirge im S. der Clewbai (Muilrea 796 m, Croagh Patrick 765 m). Im S. steigen an der Ostküste, dicht bei Dublin, die Berge von Wicklow an, berühmt durch landschaftliche Schönheiten, im Lugnaquilla 926 m hoch. Sie setzen sich in südwestlicher Richtung in einem Höhenzug fort, in welchem die Berge Leinster und Blackstairs zu 795 und 734 m ansteigen. Ferner sind hier zu nennen: die Comeragh- und Knockmealdownberge (755 und 795 m hoch), welche sich von der Südküste ins Innere erstrecken und von den Flüssen Suir und Blackwater begrenzt werden; die Berge von Kerry im äußersten Südwesten, die Irische Schweiz, mit den Seen von Killarney und aus mehreren Gebirgszügen bestehend, zwischen welchen die See tief hineindringt und Fjorde bildet. Sie erreichen ihren Höhepunkt im Carrantuohill in den Macgillicuddy Reeks, der 1074 m hoch ansteigt. Außer diesen Küstengebirgen erheben sich im Innern des Landes mehrere Höhenzüge, unter welchen die Galtymore- (919 m), Silvermine- (Keeper 694 m) und Slieve Bloomberge (528 m) die bedeutendsten sind.

In geognostischer Hinsicht besteht die große irische Ebene aus Kohlenkalkstein, auf welchem ausgedehnte Torfmoore lagern, über welche die aus älterm Gestein bestehenden Gebirgszüge hervorragen. Die geognostische Beschaffenheit der Gebirge läßt uns in ihnen eine Fortsetzung der Berge von Schottland und Wales erkennen. Die ersten drei der oben genannten Gebirgszüge bestehen aus silurischen Schiefern, gleich den in Schottland vorkommenden, durchbrochen von Granit, von dem metamorphische Gesteine sie scheiden. Im nördlichen Antrim tritt Basalt massenhaft auf, umlagert von Kreide, Grünsand und Lias, den einzigen Gliedern der obern sekundären Formation, welche man in I. antrifft. Im nordwestlichen I. findet man kristallinische Schiefer mit demselben Streichen und Fallen wie in Schottland (Sutherland); sie werden durchbrochen von Granit, Quarzfels und Porphyr, und in Verbindung mit ihnen treten Versteinerungen führende silurische Gesteine und devonische Sandsteine auf. Blei und Zinn kommen vor, werden aber nicht ausgebeutet. Die Wicklowberge im S. von Dublin bestehen aus Granit und Glimmerschiefer, mit Thonschiefer in den fruchtbaren Flußthälern. Sie bergen Blei und Kupferkies und in geringer Menge Zinn, Silber und Golderze. Auch wurde Gold in dem Flußsand des östlichen Abhanges gesunden. Die Gebirge des südwestlichen I. endlich stimmen in ihrem geologischen Bau mit denjenigen von Wales überein. Alte Kalksteine und silurische Schiefer herrschen vor. In den Galtymorebergen treten devonische Sandsteine auf.

Gewässer, Klima.

I. ist gut bewässert; nicht weniger als 237 Flüsse und Flüßchen (ohne die Nebenflüsse) eilen dem Meer zu. Ihr Lauf ist nicht reißend, häufig erweitern sie sich zu Seen, und viele unter ihnen sind fast bis zu ihrer Quelle schiffbar. Der wichtigste unter ihnen ist der Shannon, ihm zunächst kommen der Suir (mit dem Barrow und Nore) und der Bann. Eine Beschreibung der wichtigern dieser Flüsse findet der Leser in den besondern Artikeln. Hier beschränken wir uns auf Angabe der Größe ihres Flußgebiets und der Länge ihres Laufs:

Flüsse Länge Flußgebiet

Kilom. QKilom. QMeil.

Ostküste Boyne 113 2639 48,9

Liffey 132 1370 24,9

Slaney 117 1761 32,0

Südküste Suir (mit Barrow) 184 9207 167,3

Blackwater 167 3325 60,4

Westküste Shannon 258 15695 285,0

Corrib (mit Clare) 9 3139 57,0

Moy 100 2085 37,9

Erne 104 4374 79,4

Nordküste Foyle 117 2926 53,1

Bann 137 5707 105,2

Der ansehnlichste unter den zahlreichen Seen ist der Lough Neagh (408 qkm oder 7,8 QM.), welchen der Bann durchfließt. Ihm an Größe zunächst stehen der Lough Corrib (176 qkm oder 3,2 QM.), die beiden vom Erne gebildeten Seen (zusammen 148 qkm oder 2,7 QM.), Lough Ree (129 qkm oder 2,3 QM.) und Lough Derg (93 qkm oder 1,7 QM.). Die Seen von Killarney sind berühmt wegen ihrer romantischen Umgebungen.

Das Klima von I. ist ozeanisch mild und feucht, im Durchschnitt fallen jährlich 91 cm Regen. An der Westküste sind die Regenmengen bedeutender als an der Ostküste, ganz ähnlich, wie dies in England der Fall ist. So fallen in Dublin jährlich 78 cm, in Lon-^[folgende Seite]