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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Irwell; Isaak

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Irwell - Isaak.

richtete sich die Sekte in Newman Street ein Lokal für ihre Gottesdienste ein. Vor das Presbyterium von Annan auf 23. März 1833 geladen, replizierte Irving, daß man nicht ihn, sondern den Heiligen Geist anklage. Von der schottischen Kirche ausgestoßen, lebte er nun ganz der unabhängigen Genossenschaft, die sich in London um ihn sammelte. Hier schuf er eine Menge Ämter mit Namen, die der apostolischen Zeit entnommen waren, und traf die Anordnung, daß die gesamte Jugend seiner Gemeinde, Knaben und Mädchen, in dem Schiff der Kirche in einem amphitheatralisch sich erhebenden Chor vereinigt um ihn herum zu sitzen kam, so daß er auf seinem erhabenen Stuhl, nach allen Seiten von jugendlichen Gesichtern umgeben, wie ein Heiliger erschien. Aber die fortwährenden Angriffe auf ihn hatten seine Gesundheit untergraben; er starb 7. Dez. 1834 in Glasgow, wohin er sich aus Gesundheitsrücksichten begeben hatte. Irvings "Collected writings" gab Gavin Carlyle heraus (Lond. 1865, 5 Bde.). Seine Biographie schrieben Wilks (Lond. 1860) und Mrs. Oliphant (3. Aufl., das. 1865). Vgl. auch "Bruchstücke aus dem Leben und den Schriften Edward Irvings", herausgegeben von Hohl (2. Aufl., St. Gallen 1850). Bei Irvings Tod ward seine Lehre allein in London schon in sieben Kapellen verkündigt. Der Muttersitz der Irvingianer oder Irvingiten ward Albury, eine Besitzung Sir Henry Drummonds, eines Londoner Bankiers, von dem schon Irving unterstützt worden war. Die zwölf Apostel konstituierten sich 1835, teilten die Erde in zwölf Missionsbezirke für sich ein und überreichten 1836 dem König eine Denkschrift über ihre Tendenzen; ihnen untergeordnet sind die Propheten, Evangelisten und Hirten als allgemeine Kirchenämter, die Engel, Ältesten, Priester und Diakonen als Gemeindeämter. Zu dieser streng gegliederten und unter Entfaltung von großem Pomp fungierenden Hierarchie gesellt sich die buchstäbliche Anwendung der alttestamentlichen Typen, z. B. der Stiftshütte, auf die christlichen Zustände, weshalb man den Irvingianismus auch als Anglo-Judaismus bezeichnet hat. Auch das Abendmahl wird als Opfer aufgefaßt, aber nicht im römisch-katholischen Sinn. Im übrigen ruht das ganze Lehrgebäude auf apokalyptischer Basis. Die protestantischen Kirchen nicht weniger als die römisch-katholischen sind in dem Zustand Babylons; wer sich von dieser babylonischen Verbindung trennt und unter die Leitung des Heiligen Geistes stellt, hat die Aussicht, vor dem bevorstehenden Gericht in die Luft entrückt und gerettet zu werden. Sobald sich die Kirche so weit gereinigt hat, um ihren Bräutigam würdig empfangen zu können, erfolgt Christi sichtbare Wiederkunft. Von England gingen 1836 die Glaubensboten nach allen Ländern Europas aus, kamen 1838, nach 1260 Tagen (vgl. Offenb. Joh. 11, 2 ff.), wieder in London zusammen, glichen einige Differenzen aus und begannen sodann ihre Wirksamkeit nach außen von neuem. In der Schweiz konkurrierten mit ihnen die Jünger Darbys, die sogen. Plymouthbrüder (s. d.), welche von ähnlichen Grundsätzen ausgehen wie die Irvingianer. Nur in Basel, wo namentlich Caird und Woringer thätig waren, haben sich die Irvingianer auf die Dauer behauptet. In Deutschland gewann der Irvingianismus besonders seit 1848 Anhänger. In Berlin war es ein gewisser Charles Böhm, der Proselyten machte. Im Mai 1848 war die neue Gemeinde zu Berlin schon so gewachsen, daß der Apostel Gavin Carlyle (derselbe, welcher auch den protestantischen Theologen Thiersch für den Irvingianismus eroberte) dieselbe in pomphafter Weise weihen konnte. Hohe Militärpersonen und Zivilbeamte ließen sich für den Irvingianismus gewinnen, außerdem Geistliche, wie Köppen, Schriftsteller, wie Wagener, der Redakteur der "Neuen Preußischen Zeitung". Als Prophet wurde Smith aus England berufen, ein Hilfsprediger des Dompredigers v. Gerlach zum Vizeengel, ein Geheimer Obertribunalrat zum Presbyter bestellt. Es war der antidemokratische Zug des Irvingianismus, die Polemik gegen alle Ordnung, die "von untenher" sich aufbaut, verbunden mit romantisch-apokalyptischem Pomp und Prunk, was der Sache damals mächtigen Vorschub leistete. Schon 1850 zählte die Sekte in Berlin über 500 Mitglieder und rekrutierte sich fortwährend stark aus den höhern Ständen. Zu den Versammlungen, die in einem Hintergebäude der Johannesstraße abgehalten wurden, war der Zutritt aber nur dem gestattet, der durch ein Gemeindeglied eingeführt wurde. Von Berlin gingen Sendboten namentlich nach Schlesien, wo Liegnitz ein Hauptherd der Sekte wurde. Auch in Königsberg, Posen, Magdeburg, Rostock und andern Städten entstanden Irvingianergemeinden; 1871 wurden in Preußen 1710 Irvingianer gezählt. Selbst unter der katholischen Bevölkerung in der Umgegend von Augsburg fand der Irvingianismus Eingang, bis 1857 das bischöfliche Ordinariat sämtliche Bekenner desselben, namentlich deren Haupt, den Priester Lutz in Oberroth, exkommunizierte. Auch in Württemberg und in Kurhessen, hier durch H. W. Thiersch (s. d.), fand die Sekte Sympathien. Jetzt ist die Sache überall im Niedergang begriffen; seit 1879 ist von den zwölf Aposteln nur einer noch am Leben. Vgl. außer den Schriften von Thiersch: Jacobi, Die Lehre der Irvingiten (2. Aufl., Berl. 1868); Böhm, Schatten und Licht in dem gegenwärtigen Zustand der Kirche (Frankf. 1855); Köhler, Het Irvingisme (Haag 1876); Miller, History and doctrines of Irvingism (Lond. 1878, 2 Bde.).

Irwell, rechter Nebenfluß des Mersey (s. d.) in England, wichtig für Industrie und Handel des an ihm liegenden Manchester (s. d.).

Isaak (hebr. Iizehak, "Lacher, Spötter"), Sohn des Abraham, den dieser im 100. Lebensjahr mit Sara zeugte. Er wird in den biblischen Relationen als Ahnherr der Edomiter und der Israeliten geschildert, und in dieser idealen Repräsentation der Stammeseinheit beider Völkerschaften scheint seine Bedeutung aufzugehen. In das Gebiet der Sage verweist ihn unter andern Bernstein, "Ursprung der Sagen von Abraham, I. und Jakob" (Berl. 1871).

Isaak, Name zweier byzantinischer Kaiser: 1) I. I. Komnenos, Sohn des unter Basilius II. hervorragenden Feldherrn Manuel, zeichnete sich als Krieger und Feldherr in den Kämpfen gegen die Araber in Kleinasien aus und heiratete eine gefangene bulgarische Prinzessin. Im J. 1057 rief ihn das mit der Regierung des alten und unselbständigen Kaisers Michael VI. unzufriedene Heer in Kleinasien zum Kaiser aus und setzte ihn nach Michaels Sturz auf den Thron. I. sicherte die Grenzen des Reichs gegen die Araber und Petschenegen, ordnete die Finanzen, legte indes wegen Kränklichkeit schon 1059 die Krone nieder, die, nachdem sie sein Bruder Johann abgelehnt hatte, auf einen Verwandten, Konstantin X., Dukas, überging. I. zog sich in ein Kloster zurück, wo er 1061 starb.

2) I. II., Angelos, ward nach der Entthronung