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Italien (Geschichte: 13. und 14. Jahrhundert).
Heinrichs VI., der Kampf zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben, gaben dem gewaltigen Innocenz III. Macht und Gelegenheit, im strengern Sinn des Wortes der Gründer des Kirchenstaats zu werden. Er hatte zwar selbst mit dem Welfen Otto IV., dessen Königtum er geschützt und dessen Kaisertum er geschaffen, ein friedliches Verhältnis nicht aufrecht erhalten können; aber er zwang Friedrich II., als er ihn nach Deutschland entließ, um der Wahl der deutschen Fürsten Folge zu leisten, dieselben Bedingungen in Bezug auf den Kirchenstaat einzugehen, welche Otto IV. angenommen hatte.
Angesichts der großen Schwierigkeiten, welche die politische Zersplitterung Oberitaliens, der nationale Unabhängigkeitssinn der großen Stadtrepubliken und die Machtstellung der Päpste der Begründung einer starken monarchischen Gewalt der Kaiser in Ober- und Mittelitalien entgegenstellten, hatte schon Friedrich I. den Gedanken gefaßt, das kräftige Normannenreich von Neapel und Sizilien durch Heirat für sein Haus zu erwerben, um an ihm eine starke Stütze für seine Herrschaft in I. zu gewinnen. 1186 vermählte er seinen Sohn Heinrich VI. mit Konstanze, der Erbin des sizilischen Reichs nach dem Tod Wilhelms II., ihres Neffen, welcher 1190 als letzter legitimer Nachkomme Rogers II. starb, und 1194 ergriff Heinrich VI. die Regierung des Königreichs mit starker Hand. Sein Sohn Friedrich II. mußte freilich, als er 1212 mit Hilfe des Papstes Innocenz III. die deutsche Krone in Besitz nahm, versprechen, daß er sein Erbkönigreich Sizilien nicht in eigner Hand behalten, sondern seinem Sohn Heinrich überlassen wolle. Auf diese Weise sollte Unteritalien lediglich als ein von den Päpsten abhängiger Vasallenstaat, Mittelitalien als päpstlicher Territorialstaat bestehen. Der Plan der Staufer, gerade Sizilien zum Fundament ihrer Macht in I. zu machen, wäre so vereitelt worden. Indes Friedrich hielt sich, als er seine Herrschaft in Deutschland befestigt und auch die Kaiserkrone erlangt hatte, an sein Versprechen nicht für gebunden. Er organisierte sein Erbkönigreich Neapel und Sizilien, machte die kaiserlichen Rechte in allen Städten Mittelitaliens geltend und beherrschte die Lombardei auf Grund der Bestimmungen von Konstanz, aber unter energischem Festhalten der darin dem Kaiser vorbehaltenen Rechte. Deutsche Kraft und Kriegskunst gaben ihm die Mittel, seine Stellung in I. eine Zeitlang zu behaupten. Als die lombardischen Städte sich 1235 gegen ihn empörten, besiegte er sie bei Cortenuova (1237), und sein Sohn Enzio und sein Schwiegersohn Ezzelino da Romano verfochten mit Kühnheit und Kraft die kaiserliche Sache in Oberitalien. Indes wie schon Friedrich I. die Unzulänglichkeit der damaligen Kriegsmittel gegen befestigte Städte hatte erfahren müssen, so vermochte auch Friedrich II. nicht, aller seiner Gegner zugleich und auf die Dauer Herr zu werden. Eine Niederlage wie die von Parma (1248) vernichtete mit Einem Schlag alle errungenen Erfolge. Zugleich wandten die Päpste alle kirchlichen Zuchtmittel gegen ihn an, und während es sich wesentlich um die Fragen des rechtlichen Besitzes und der rechtlichen Machtgrenzen handelte, ward der Kampf vorherrschend durch Gregor IX. und Innocenz IV. zu einer kirchlichen Angelegenheit zugespitzt und nahm schließlich einen so erbitterten, unversöhnlichen Charakter an, daß Papst Innocenz IV. schon auf dem Konzil von Lyon 1245 die Ausrottung des staufischen Hauses in I. als Zielpunkt der päpstlichen Politik hinstellte. Der vereinigten Macht der Kirche und der nationalen Opposition erlagen die Staufer aber erst dann, als die Päpste den Beistand Frankreichs gewannen. 1265 übertrug Clemens IV. Karl von Anjou die Krone von Neapel, 1266 verlor König Manfred Schlacht und Leben bei Benevent, und 1268 endete der letzte Staufer auf dem Blutgerüst. Als Schwiegersohn Manfreds erhob König Peter III. von Aragonien Ansprüche auf das Erbe der Staufer, und die Franzosenherrschaft fand besonders in Sizilien große Gegnerschaft. In Palermo kam es am zweiten Ostertag 1282 zu einer furchtbaren Erhebung gegen die Franzosen, welche größtenteils ermordet wurden (Sizilianische Vesper). Sizilien trennte sich von der Herrschaft der Anjous, und es begann ein Krieg zwischen Peter von Aragonien und Karl von Anjou, welchen auch die Nachkommen derselben fortsetzten. Im Frieden von 1302 blieb Friedrich von Aragonien König von Sizilien. Mehr und mehr gewöhnten sich die italienischen Ghibellinen, da Deutschland seine Kaiserrechte nicht wieder geltend gemacht hatte, ihr Haupt in dem Aragonesen von Sizilien zu erblicken, während die Guelfen sich unter den Schutz der Anjous von Neapel stellten.
Die Zeit politischer Zersplitterung, aber geistiger und materieller Blüte.
In Oberitalien gerieten inzwischen die mächtigen Seerepubliken in immer heftigere Fehden. Vorzugsweise war es Genua, welches im Lauf des 13. Jahrh. zu immer größerer Bedeutung emporstieg und die Seeherrschaft an sich riß. So leisteten die Genuesen 1261 dem griechischen Kaiser Michael Paläologos bei der Vertreibung der Venezianer aus Konstantinopel Beistand, richteten die Marine der Pisaner, ihrer ghibellinischen Nebenbuhler, zur Zeit des Kampfes Kaiser Friedrichs II. mit Papst Innocenz IV. 1248 zu Grunde und schlugen die venezianische Flotte bei Curzola 1298. Wie Genua die Herrschaft der Guelfen auf dem Meer, so begründete Florenz das steigende Ansehen derselben Partei in Mittelitalien. In Mailand erlangten die Visconti eine Alleinherrschaft, nachdem sie die Macht der della Torre gebrochen hatten. Und indem es auch der neuen Dynastie von Neapel gelang, in mittel- und oberitalienischen Städten Stellungen und städtische Ämter an sich zu reißen, überwog der guelfische Parteistandpunkt im Anfang des 14. Jahrh. vollständig. Aber die ghibellinische Idee der Einheit Italiens unter der Herrschaft des Kaisers erhielt damals ihren großartigsten Ausdruck in den Werken des größten italienischen Dichters Dante, dessen "Göttliche Komödie" und dessen publizistische Schriften auch politisch nicht ohne eingreifende Wirkungen blieben. Als Kaiser Heinrich VII. den Kampf für die deutschen Reichsrechte in I. zu erneuern kam, nahmen die Ghibellinen einen unerwarteten Aufschwung, und da sich das Papsttum seit Clemens V. (1305) ganz auf Frankreich stützte und endlich die Residenz desselben 1309 nach Avignon verlegt wurde, so schienen in der That die nationalen Ideen von den Guelfen gänzlich aufgegeben zu sein und einzig und allein von den kaiserlich gesinnten Ghibellinen vertreten zu werden. Der Zug Heinrichs VII. wirkte auf die ganze Halbinsel zurück. Auch Neapel und Sizilien nahmen für und gegen die Kaiseridee Partei. So erneuerte sich der Kampf zwischen Friedrich von Sizilien und Robert von Neapel, und erst 1347 wurde die aragonische Dynastie in Sizilien von den Anjous in Neapel vollständig anerkannt. Die kaiserlichen Rechte in Oberitalien verfielen indes mehr und mehr, und nach dem Tod Heinrichs VII. war die Frage der Erwerbung oberitalienischer Besitzungen seitens deutscher Kaiser nur noch ein Ge-^[folgende Seite]