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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Itzibu; Itzstein; Iulus; Iva; Ivanić; Ivarankusawurzel; Ive; Iviza; Ivrea

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Itzibu - Ivrea.

Groß-Behnitz bei Nauen, studierte in Berlin und Göttingen Naturwissenschaft und die Rechte, bereiste mit Professor Lichtenstein einen großen Teil Europas, trat erst als Kammergerichtsassessor in den Justizdienst und ging darauf in den Verwaltungsdienst über, in dem er 1845 bis zum Präsidenten der Regierung zu Arnsberg aufrückte; als solcher nahm er 1848 seinen Abschied. Nachdem er dem Allgemeinen Landtag und der Ersten Kammer angehört, ward er auf Präsentation des Grafenverbandes der Mark Brandenburg Mitglied des Herrenhauses, in welchem er der gemäßigten Partei angehörte und häufig als Berichterstatter thätig war. Im März 1862 ward er Minister des Ackerbaues, und im Dezember d. J. übernahm er im Ministerium Bismarck das Departement des Handels. Seine Eisenbahnpolitik zeichnete sich durch eine große Prinziplosigkeit aus: er gestattete zuerst die Anwendung des Systems der Generalentreprise, welches Strousberg (s. d.) nach Deutschland importiert, und welches in der Form, wie es betrieben wurde, große Unzuträglichkeiten hatte; eine widerspruchsvolle Praxis verwischte den Unterschied zwischen dem gesetzlich Erlaubten und dem Unzulässigen bis zur Unerkennbarkeit. Der durch Laskers Enthüllungen heraufbeschworne Sturm richtete sich daher vorzugsweise gegen I., welcher den heftigsten Angriffen nur die von niemand bezweifelte Versicherung seiner persönlichen Redlichkeit gegenüberstellen konnte. Er trat 15. Mai 1873 zurück, blieb seitdem dem öffentlichen Leben fern und starb 15. Febr. 1883 auf seinem Gut Kunersdorf bei Wriezen.

Itzibu, japan. viereckige Silbermünze, Silberwert = 1,408 Mk.; Zahlwert schwankend, nach Vertrag von 1857: 311 I. = 100 span. Dollar.

Itzstein, Johann Adam von, hervorragendes liberales Mitglied der badischen Kammer, geb. 28. Sept. 1775 zu Mainz, wo sein Vater kurfürstlicher Geheimrat war, trat in die Dienste der Benediktinerabtei Amorbach, nach deren Aufhebung in leiningische Dienste und nach Mediatisierung des Fürstentums Leiningen 1809 in den badischen Staatsdienst und ward 1819 Hofgerichtsrat in Mannheim. 1822 trat er als Abgeordneter für Mannheim in die Kammer und ward zum ersten Sekretär erwählt. Da er sich der Opposition anschloß, sollte er nach der Auflösung der Ständekammer an das Hofgericht zu Meersburg versetzt werden, nahm aber seine Entlassung. Von Schwetzingen 1831 zum Abgeordneten gewählt, übernahm er in der Kammer die Führung der liberalen Opposition und trat sogleich mit einem Antrag auf die Wiederherstellung der 1825 verstümmelten Verfassung hervor. Auch wurde er Vorsitzender der Budgetkommission, Mitglied des landständischen Ausschusses und der Kommission zur Prüfung der Staatsschuldentilgung. Stets schlagfertig und redegewandt, übte er einen bedeutenden Einfluß auf den Gang der badischen Kammerverhandlungen aus, indem er namentlich in den das Budget betreffenden Arbeiten große Spezialkenntnis bewies sowie in und außer der Kammer die Elemente der Opposition zusammenzuhalten und zu disziplinieren verstand. Beim Volk war er sehr angesehen und beliebt, und 22. Sept. 1844 wurde ihm eine ihm zu Ehren geprägte Denkmünze überreicht und bei dieser Gelegenheit eine großartige Ovation dargebracht. Im Mai 1845 mit seinem Freund Hecker auf einer Reise nach Stettin begriffen, erhielten beide in Berlin die polizeiliche Weisung, sofort Berlin und die preußischen Staaten zu verlassen. Als Mitglied des Vorparlaments (1848) und der konstituierenden Nationalversammlung gehörte I. zur äußersten Linken, trat aber wenig hervor und hielt nur einmal eine längere Rede, um die des badischen Aufstandes wegen Verurteilten zur Amnestie zu empfehlen. Bei der Reichsverweserwahl erhielt er die 32 Stimmen seiner Parteigenossen. Er folgte 1849 dem Rumpfparlament nach Stuttgart, nahm aber an der badischen Erhebung keinen thätigen Anteil. Gleichwohl hochverräterischer Unternehmungen beschuldigt, entging er nur durch schleunige Flucht der Verhaftung und lebte eine Zeitlang als Flüchtling im Elsaß und in der Schweiz. Erst 1850, nachdem seine Unschuld nachgewiesen worden, durfte er zurückkehren. Er starb, seit 1854 geistesschwach, 14. Sept. 1855 auf seinem Gut zu Hallgarten.

Iulus (spr. i-ulus), Sohn des Äneas, sonst Ascanius genannt. Auch hieß so ein Sohn dieses Ascanius. S. Äneas.

Iva, s. Achillea.

Ivanić (spr. iwanitsch), Stadt u. Festung im kroatisch-slawon. Komitat Belovár-Kreuz, an der Lonja, mit (1881) 753 Einw.

Ivarankusawurzel, s. Andropogon.

Ive, Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 1851 zu Ravigno ^[richtig: Rovigno] in Istrien, studierte zu Wien Philologie und Litteraturgeschichte und wurde 1875 Professor am Gymnasium zu Capo d'Istria. Auf einer wissenschaftlichen Reise durch Europa, die er Ende 1876 antrat, entdeckte er 1879 auf der Nationalbibliothek zu Paris eine wichtige neapolitanische Handschrift aus dem 14. Jahrh., den berühmten Roman des Fioravante. Von seinen Veröffentlichungen sind zu nennen: "Canti popolari istriani raccolti a Rovigno" (Turin 1877); "Novelline popolari rovignesi" (Wien 1877); "Fiabe popolari rovignesi" (das. 1878); "Raccolta di proverbi istriani" (das. 1881).

Iviza (auch Ibiza, spr. iwiza, das Ebusus der Alten), die größte Insel der Pityusen, im Mittelmeer, liegt ca. 90 km von der spanischen Küste entfernt und zählt auf 592 qkm (10,7 QM.) 22,766 Einw. Sie hat zahlreiche Buchten und ist gebirgig (Campvey 396 m). Der Hauptreichtum der Insel besteht in ihren Salinen. Auch Mandeln, Wein, Feigen, Johannisbrot, Baumwolle, Holz und Bleierz werden ausgeführt. Die Häfen der Insel sind wegen der herrschenden Winde schwer zugänglich. Das Klima ist mild und gesund. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Bai von I., besteht aus der alten Oberstadt mit engen, steilen Straßen und der regelmäßigen Unterstadt La Marina am Hafen, hat eine Citadelle und starke Mauern, eine Kathedrale, (1878) 7393 Einw. und ist Bischofsitz. I. steht mit Palma und Valencia in Dampfer- und Kabelverbindung.

Ivrea, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Turin, am Ausgang des Thals von Aosta, an der Dora Baltea, über welche zwei Brücken nach der Vorstadt Borghetto führen, durch die Eisenbahn nach Chivasso mit Turin verbunden, ein hübscher, amphitheatralisch an einem Hügel gelegener, ehemals befestigter Ort mit einer alten Citadelle (jetzt Gefängnis) und Ringmauern, hat eine Kathedrale, welche an der Stelle eines Apollotempels steht, Reste eines Aquädukts und andrer Römerbauten, mehrere Paläste, ein Lyceum, ein Gymnasium, eine technische Schule, Priesterseminar, mehrere Wohlthätigkeitsanstalten und (1881) 5883 Einw., welche Seidenfabrikation, Färberei, Wagenbau, Handel mit geschätztem Wein, Reis, Hanf, Vieh und Käse treiben. I. ist Sitz eines Unterpräfekten, eines Bischofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals. - Es ist das alte Eporedia, wel-^[folgende Seite]