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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Janocki; Jánosháza; Janow; Janowitz; Jansen

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Janocki - Jansen.

riß der Keramik" (Stuttg. 1879) herausgab, welchem eine "Übersicht der gesamten keramischen Litteratur" (das. 1882) folgte. Er schrieb außerdem: "Handbuch der Aquarellmalerei" (3. Aufl., Stuttg. 1885), "Handbuch der Ölmalerei" (2. Aufl., das. 1885) und gab das "Mettlacher Museum" (Mainz 1884 ff.) heraus.

Janocki (spr. -ózki), Johann Daniel, erster poln. Bibliograph, geb. 1729 zu Birnbaum im Posenschen aus einer deutschen Familie des Namens Jenisch, den er später, nachdem er zum Katholizismus übergetreten war, in J. umänderte, ward Bibliothekar des Andreas Zaluski in Warschau und starb 29. Sept. 1786 in Bomst. Sein Hauptwerk hat den Titel: "Janociana" (Warsch. 1776-79, 2 Bde.; Bd. 3 von Linde, das. 1819), mit vielen biographischen Notizen über alte polnische Schriftsteller.

Jánosháza, Markt im ungar. Komitat Eisenburg, an der Südbahnlinie Stuhlweißenburg-Steinamanger, mit (1881) 3255 ungar. Einwohnern und regem Gewerbfleiß.

Janow (auch Nowo-Janowsky genannt), 1) Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Lublin, an der Bjäla (zum San), mit (1880) 6415 Einw. - 2) Kreisstadt des Konstantinowschen Kreises im russisch-poln. Gouvernement Sjedlez, am Bug, mit (1880) 3027 Einw., bekannt durch das kaiserliche Gestüt.

Janowitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Wongrowitz, an der Welna, hat (1885) 801 kath. Einwohner.

Jansen, 1) Cornelius, berühmter holländ. Theolog, geb. 28. Okt. 1585 zu Acquoi bei Leerdam, widmete sich seit 1602 dem Studium der Theologie, ward 1630 zu Löwen Professor der Theologie und lehrte als solcher den strengen Augustinismus, besonders in Bezug auf die Lehre vom freien Willen und der göttlichen Gnade, wodurch er mit den Jesuiten in Streit geriet. 1636 ward er Bischof von Ypern, starb aber schon 6. Mai 1638, nachdem er sein berühmtes Werk "Augustinus, sive doctrina Sti. Augustini de humanae naturae sanitate, aegritudine, medicina etc." (1640), woran er 22 Jahre lang gearbeitet, eben vollendet hatte. Dasselbe erklärte die Philosophie, insbesondere die Aristotelische, als die Mutter der Pelagianischen Irrlehre und behauptete in streng Augustinischer Weise die gänzliche Verderbnis der menschlichen Natur und des freien Willens nebst der Prädestination. Diese Denkweise nannte man nun Jansenismus und ihre Anhänger Jansenisten; ihre eifrigsten Gegner waren von Anfang an die Jesuiten. Auf deren Betrieb wurde das Buch 1642 vom Papst Urban VIII. durch die Bulle In eminenti verdammt, da es Glaubenssätze lehre, welche schon zu den 1567 verurteilten Irrtümern des Bajus (s. d.) gehört hätten. Diese Bulle erfuhr aber von seiten der Bischöfe und Universitäten, namentlich der Universität Löwen, erheblichen Widerspruch. Noch anhaltender war der Widerstand in Frankreich; das Kloster Port-Royal des Champs unter der jansenistisch gesinnten Äbtissin Angelika Arnauld (gest. 1661) ward Hauptsitz des Jansenismus, welchen nun berühmte Gelehrte wissenschaftlich ausbildeten. Zu diesen gehörte der Abt von St.-Cyran, Jean du Vergier de Hauranne, welcher in Löwen während seiner Studienzeit in enger Verbindung mit J. gestanden hatte; seit 1635 Beichtvater in Port-Royal, ließ ihn Richelieu 1638-1643 einsperren; er starb einige Monate nach seiner Freilassung. Sein Schüler war Antoine Arnauld (s. d. 2), dessen "De la fréquente communion", gegen die laxe Theorie der Jesuiten von der Buße gerichtet, in Rom verurteilt wurde. Als nun Papst Innocenz X. fünf Sätze aus Jansens Buch im Mai 1653 als calvinistische Ketzerei verdammte, erklärte Arnauld, daß diese Sätze in dem Sinn, in welchem sie der Papst verdammt habe, vom Verfasser nicht geschrieben worden seien, was ihm den Ausschluß aus der Sorbonne 1656 eintrug. Gleichzeitig erklärte Papst Alexander VII., daß jene Sätze allerdings in dem von J. beabsichtigten Sinn verdammt worden seien. Die Genossen von Port-Royal und vier Bischöfe wandten ein, daß dies eine rein historische Frage über eine Thatsache (question du fait) sei, worüber die Kirche nicht mit höherer Autorität entscheiden könne als die Wissenschaft. Während so der Streit die Machtvollkommenheit des Papstes selbst berührte, kämpften die Schriftsteller von Port-Royal für die Augustinische Lehre mit gleichem Ernst wie zuvor und erhoben insbesondere gegen die jesuitische Moral schwere Anklagen, allen voran Blaise Pascal (s. d.), dessen "Provinzialbriefe" (1656 u. 1657) die laxe Moral und Kasuistik der Jesuiten mit ebensoviel Witz wie sittlichem Pathos geißelten. Sein Freund Peter Nicole (1625-1695), der sich 1650 ebenfalls nach Port-Royal zurückgezogen und seit 1654 an allen Schritten der Jansenisten beteiligt war, übersetzte die "Provinzialbriefe" ins Lateinische. Als nun von den Bewohnern von Port-Royal und den übrigen Jansenisten die Unterschrift zu der Erklärung Alexanders VII. gefordert wurde, zeigte sich Pascal als der entschlossenste Geist, indem er riet, daß man die offene Erklärung abgebe, der Papst befinde sich hinsichtlich des Dogmas geradezu im Irrtum. Pascal starb bald darauf (1662), Arnauld und Nicole mußten 1679 Frankreich mit den Niederlanden vertauschen. Im Interesse des Kirchenfriedens kam 1668 unter des Papstes Clemens IX. Mitwirkung ein Vergleich zu stande, wonach die Angelegenheit mit der Erklärung der Bischöfe, die verurteilten Sätze seien zwar verdammlich, aber nicht die Sätze Jansens, auf sich beruhen sollte. Auf Veranlassung Ludwigs XIV. erließ jedoch Clemens XI. die Bulle Vineam domini, die sich wieder ganz auf den Standpunkt Alexanders VII. stellte; da die Nonnen von Port-Royal dieser Bulle ihre Zustimmung versagten, wurde das Kloster auf päpstliche Verordnung hin 1709 aufgehoben und 1710 völlig zerstört. Dazu kam als neues Streitobjekt das Neue Testament des Paschasius Quesnel (s. d.), welches, 1687 erschienen, mit moralischen Betrachtungen ausgestattet, den Jansenismus im Volk verbreiten sollte. Die Jesuiten setzten nicht allein das Verbot des Buches und die Ausstoßung Quesnels aus dem Oratorium durch, sondern erwirkten auch 1713 vom Papst Clemens XI. die Konstitution Unigenitus, worin 101 Sätze des Quesnelschen Neuen Testaments, darunter Aussprüche der Bibel und der Kirchenväter, weil sie jansenistisch gedeutet werden konnten, verdammt wurden. Ein ansehnlicher Teil des französischen Klerus, die sogen. Antikonstitutionisten, an ihrer Spitze der Erzbischof von Paris, Kardinal Noailles, verweigerte jedoch die Annahme der Konstitution, bis der Papst die nötigen Erläuterungen dazu gegeben haben würde, und legte, als der Papst mit Exkommunikation drohte, 1717 Appellation an ein zu berufendes allgemeines Konzil ein. Aber 1719 erging in dem Breve Pastoralis officii die Exkommunikation über alle, welche sich der Bulle nicht unterwerfen würden. Das Parlament jedoch wies das Breve zurück; von seinem Minister Dubois, den nach dem Kardinalshut gelüstete, umgestimmt, dekretierte nun der Regent, der Herzog von Orléans, 1720 die Annahme der Bulle