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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Janus; Janus Pannonius; Japán

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Janus - Japan.

Clusius, Patulcius). Unter dem Schutz des J. standen die zahlreichen Durchgänge, die es in dem eng gebauten Rom gab, und alle Hausthüren. Nach ihm hieß die Thür janua und jeder unverschlossene gewölbte Durchgang janus. Auch ward er als Erfinder des Ackerbaues, der bürgerlichen Gesetze und gottesdienstlichen Gebräuche verehrt. Ihm waren die Kalenden, die Anfänge aller Monate, sowie der ganze Januar als Anfang der zunehmenden Jahreszeit heilig; auch machte man bei feierlichen Opfern mit ihm den Anfang, bei jeder wichtigen Unternehmung rief man ihn an, ihm opferte man beim Antritt eines Amtes, beim Beginn der Ernte etc. Rationalistische Mythologen machten J. zu einem König in Latium und zum Erbauer des Janiculus. Vgl. Boethke, Über das Wesen des J. (Programm, Thorn 1863).

Janus (Janiceps), in der Medizin Doppelmißbildungen, welche mit den Hinterköpfen so verwachsen sind, daß scheinbar ein einfacher Kopf mit zwei Gesichtern entsteht; nicht lebensfähig. Vgl. Mißbildung.

Janus Pannonius (Johannes von Cezmicze), Humanist, geb. 29. Aug. 1434 zu Cezmicze in Slawonien, machte seine Studien zu Ferrara und Padua, wurde 1458 Koadjutor des Bischofs von Großwardein und ein Jahr später Bischof von Fünfkirchen. Nachdem er 1464 an dem türkischen Feldzug teilgenommen, ließ er sich in die Verschwörung ein, welche sein Oheim Witáz, Primas von Ungarn, gegen König Matthias angezettelt hatte, flüchtete nach dem Scheitern des Unternehmens nach Kroatien und starb daselbst Ende 1472 in Bärenburg. Seine Schriften bestehen in Übersetzungen aus dem Griechischen und eignen Reden und Gedichten, die sich durch hohe Formvollendung auszeichnen. Eine Ausgabe derselben erschien in 2 Bänden (Utrecht 1784; vermehrt in E. Abels "Analecta", Budapest 1880).

Japán (s. Karte "China und Japan"), großes Inselreich im äußersten Osten von Asien, das Japon romanischer Völker und Nihon, Nippón oder Dai Nippon der Japaner (Nipponjin, "Nipponleute"), hieß nach Marco Polos Vorgang im Mittelalter Zipangu und war bis 1542 terra incognita. Die erwähnten Namen stammen teils von der chinesischen Bezeichnung Dschi-pönnkwo, teils den siniko-japanischen Wörtern Nitus ("Sonne") und Hon ("Ursprung, Aufgang"), wonach Nippon also "Land des Sonnenaufgangs", "Morgenland" oder "Orient" bedeutet. Solange die Bewohner in Abgeschiedenheit und geographischer Unkenntnis lebten, sahen sie ihr Land für die große Mitte der Welt an und setzten dem Namen Dai ("groß") vor.

Lage, Grenzen, Einteilung.

Das japanische Reich besteht aus mehreren gebirgigen Inselreihen, welche im O. Chinas und Russisch-Asiens die Insel Formosa mit Korea, dieses mit Sachalin und letzteres mit Kamtschatka verbinden. Es wird vom Stillen Ozean und dessen großen nordwestlichen Buchten: dem Gelben, Japanischen und Ochotskischen Meer, sowie deren Verbindungsgliedern bespült und erstreckt sich von 24°-51° nördl. Br. und von 123°-156½° östl. L., demnach über 27 Meridian- und 33½ Breitengrade. Die lange Inselreihe gliedert sich naturgemäß in folgende vier Gruppen: 1) Altjapan, das eigentliche J., zwischen Colnet- und Tsugarustraße, von 30°-41½° nördl. Br. Es führte in ältester Zeit den Namen Ôya-shima ("die großen acht Inseln"), worunter Hondo, Kiushiu, Shikoku, Awaji, Sado, Oki, Iki und Tsushima zu verstehen sind, denen sich noch Tanegashima und Yakunoshima im S., Koshikishima, Amakusa und die Goto ("Fünfinseln") im W. von Kiushiu, ferner die Shichito ("Siebeninseln") im S. von Hondo zugesellen. Hondo (oder Honshiu), die Hauptinsel, das Nippon früherer Geographen, wird von Jeso durch die Tsugarustraße, von Shikoku durch die Linschotenstraße, von Kiushiu durch die Enge von Shimonoseki getrennt, während Bungo Nada die Inseln Kiushiu und Shikoku scheidet. Zwischen diesen beiden und dem südwestlichen Hondo breitet sich das schöne, inselreiche Seto-uchi ("innerhalb der Straßen") oder japanische Binnenmeer aus. 2) Die Insel Jeso, von den Japanern jetzt gewöhnlich Hokkaidô ("Nordseestraße") genannt, liegt nordöstlich von Hondo zwischen der Tsugarustraße und der Meerenge Lapérouse, welche dieselbe von Sachalin trennt (41½°-45 2/3° nördl. Br.). 3) Die Kurilen (japan. Chi-jima, "Tausendinseln"), 36 größere Inseln zwischen Jeso und Kap Lopatka (43°-51° nördl. Br.). 4) Die Riukiu-Inseln (gewöhnlich Liukiu, auch Lu-tschu), zwischen der Colnetstraße und der Insel Formosa (30° und 24° nördl. Br.). Hierzu kommt noch als kleinstes und abseits gelegenes Besitztum Japans: 5) die Gruppe der Bonininseln, früher Muninto oder Muninjima ("menschenleere Inseln"), jetzt nach ihrem japanischen Entdecker Ogasawarashima genannt, im Stillen Ozean, 220 km südöstlich von der Halbinsel Idzu unter 142° östl. L. und 27°-28° nördl. Br. gelegen. Insofern die vier letzten Gruppen erst während der letzten Jahrhunderte oder in neuester Zeit dem Reich einverleibt wurden, kann man sie als Neujapan bezeichnen.

Das japanische Reich umfaßt jetzt 24,979 QRi (382,447 qkm = 6944 QM.). Hiervon kommen 74,4 Proz. (18,541 QRi = 284,283 qkm = 5162 QM.) auf Altjapan und 25,6 Proz. (6256 QRi = 98,164 qkm = 1782 QM.) auf Neujapan. Von den vier großen Inseln enthält

^[Liste]

QRi QKilom. Proz. des ganzen Areals

Hondo 14571 224731 59

Jeso 5108 78164 20,6

Kiushiu 2621 38735 10,5

Shikoku 1181 18222 4,7

Im 3. Jahrh. wurde Altjapan nach dem Muster von Korea in Provinzen geteilt, die man zu sieben Landstraßenbezirken (Dô) und dem Go-kinai (den fünf Stammprovinzen oder kaiserlichen Residenzländern) vereinigte. Im J. 1868 betrug die Zahl aller dieser Provinzen 73. Es kam Jeso als achter Landstraßenbezirk unter dem Namen Hokkaidô hinzu, mit zehn Provinzen, denen man die Kurilen (Chijima) als elfte anschloß, so daß das Land nunmehr in 84 Provinzen zerfiel. Als wenige Jahre darauf das ganze Feudalsystem zusammenbrach, mußte, wie in allen Dingen, so auch in der Verwaltung eine andre Organisation vorgenommen werden. Dem entsprechend teilte man 1872 das Land ein in 3 Fu oder Hauptstädte (Tokio, Kioto, Osaka) und 72 Ken oder Departements. Daran schlossen sich Jeso als Kolonie und die Riukiu als besonderes Königreich oder Han. Später reduzierte man die Zahl der Ken auf 35 und fügte die Riukiu als 36. hinzu, indem man ihren König, gleich den frühern Feudalherren (Daimiôs), im eigentlichen J. mediatisierte. In neuerer Zeit wurde die Zahl der Ken auf 44 erweitert, indem man auch Jeso mit dieser Einteilung versah. Die Provinzen sind zum Verständnis der Geschichte und Kulturentwickelung Japans wie nicht minder zur geographischen Orientierung von großer Wichtigkeit, da ihre Einteilung meist natürlichen Grenzen folgt, während