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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Japanisches Wachs; Japankampfer; Japara; Japha; Japhet; Japura; Jaqueiraholz; Jaques

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Japanisches Wachs - Jaques.

ist nicht nur durch Unterrichtsschriften, sondern auch durch Bilder- und Märchenbücher reichlich gesorgt. Für den Geist der Poesie scheinen namentlich zwei Haupteigentümlichkeiten des Volksgeistes bestimmend gewesen zu sein: eine fast schwärmerische Empfänglichkeit für Naturschönheiten und der bekannte romantisch-heroische Sinn der Japaner. Erstere äußert sich vor allem in der Lyrik, deren Genießbarkeit für uns wohl oft dadurch beeinträchtigt wird, daß die Dichter zwischen den Erscheinungen der Natur und den menschlichen Stimmungen Beziehungen finden, für welche uns das Verständnis abgeht. Die um die Mitte des 8. Jahrh. n. Chr. entstandene berühmte Liedersammlung "Man-yof'-siu" gehört hierher. Von den Kriegs- und Soldatenliedern sind unsere Kenntnisse noch gering; ein wahres Nationalepos scheint nicht zu existieren. Der Roman aber, dem wir auch einen Teil jener Volksbücher zuzählen dürfen, ist sehr reichlich vertreten. Die Bücher dieser Gattung scheinen in drei Klassen zu zerfallen. Es sind zunächst solche von gelehrt historischer Art, welche ähnlichen Erzeugnissen der chinesischen Litteratur nachgebildet zu sein scheinen. Manche Werke dieser Klasse, z. B. die äußere und die innere Geschichte Japans, sind rein chinesisch geschrieben, daher nur bedingt der japanischen Litteratur zuzuzählen. Die schon erwähnten Erzählungen fürs Volk reihen sich ihnen an. Von ihnen sind mehrere in Mitfords vortrefflichen "Tales of Old Japan" (deutsch, Leipz. 1875) übersetzt. Die "Geschichte von den sechs Wandschirmen" ("Uki yo gata roku mai biyau bu") von Riutei Tanesiko, welche bereits drei Übertragungen in europäische Sprachen (von Pfizmaier, Valenziani und Turrettini) erfahren, gehört der dritten Gattung an; es ist ein Gesellschaftsroman, reines Erzeugnis der dichterischen Erfindung und in einer Art rhythmischer, sehr wohlklingender Verse geschrieben. Neuerdings gilt das kolossale "Faku-ken-den" ("Geschichte der acht Hunde") von Bakkin für ein Meisterwerk dieser Art. Das Drama ist sehr beliebt, aber uns noch nicht hinreichend bekannt. Das Wortspiel, bei uns nur einer untergeordneten Art des Witzes dienend, versieht wie in der chinesischen, so auch in der japanischen Dichtung eine sehr wichtige Funktion. Beide Sprachen sind, dank ihrer lautlichen Armut, gleich geeignet, durch die nämlichen Laute zweierlei gleich treffende und passende, oft recht ernste Gedanken auszudrücken. Daß auch die japanische Litteratur ihre schmutzigen Auswüchse hat, darf weder verneint, noch verschwiegen werden; anzuerkennen ist nur, daß dort im Volk Schmutz als Schmutz gilt und nicht, wie nur zu oft bei uns, in lüsterner Weise beschönigt wird. Sieht man von dieser Schattenpartie ab, so muß man rühmen, daß in den belletristischen Büchern, soweit sie uns zugänglich geworden sind, ein frischer, gesunder Geist herrscht, Heldenmut, aufopfernde Treue, strenges, empfindliches Ehrgefühl, Mitleid und Milde gegen Schwache und Notleidende, mannhafte Ergebung in das Schicksal, tief wurzelnde Achtung vor Gesetz und Sitte, Verachtung, oft schneidige Satire gegen alles Kleinliche und Gemeine: das sind die Gesinnungen, die sich darin spiegeln. Gewaltthaten oft der gräßlichsten Art, der aufbrausenden Natur des stets streitbaren Volkes entsprechend, werden oft genug erzählt; allein immer ist das Erhabene oder das Rührende Genosse des Entsetzlichen, und die überströmende Kraft, die seither in blutigen Fehden oder in heroisch-theatralischem Vollzug der Selbstentleibung (s. Harakiri) ihre Genüge suchte, wird hinfort, in ein ruhiges Bett geleitet, das hochbegabte Inselvolk zu wirksamem Wettstreit auf den Gebieten europäischen Forschens und Schaffens beseelen. Eine zusammenfassende Beschreibung oder Geschichte der japanischen Litteratur ist noch nicht erschienen. Vgl. "Transactions of the Asiatic Society of Japan" (bisher 13 Bde.); Hoffmann, Catalogus librorum et manuscriptorum japonicorum (Leiden 1845); Pagès, Bibliographie japonaise (Par. 1859), und die Bibliographie bis 1862 von R. Gosche (in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", Bd. 20, Supplement, Leipz. 1868); "Bibliotheca japonica. Verzeichnis einer Sammlung japanischer Bücher in 1408 Bänden" (Wien 1875); Chamberlain, The classical poetry of the Japanese (Lond. 1880).

Japanisches Wachs, s. Talg, vegetabilischer.

Japankampfer, s. Kampfer.

Japara, Stadt, s. Dschapara.

Japha, George, Violinspieler, geb. 28. Aug. 1835 zu Königsberg, erhielt seine Ausbildung von 1850 bis 1853 am Konservatorium in Leipzig sowie später in Paris durch Alard und ließ sich nach kurzem Aufenthalt in Frankfurt a. M., wo er als erster Violinist am Theater angestellt war, in seiner Vaterstadt als Lehrer nieder. Kunstreisen, die er von hier aus unternahm, führten ihn unter anderm im Winter 1857-58 nach Rußland, 1863 nach London, und infolge des Beifalls, den er in letzterer Stadt fand, wurde er noch in demselben Jahr als Konzertmeister und Lehrer der rheinischen Musikschule nach Köln berufen, wo er seitdem eine ungemein fruchtbare Thätigkeit auf pädagogischem Gebiet wie auch als Virtuose, namentlich als gediegener Quartettspieler, entfaltet hat.

Japhet (hebr., "weite Ausbreitung"), Sohn des Noah, nach 1. Mos. 10, 2 ff. Stammvater der in Europa und im nördlichen Asien verbreiteten Völker der Armenier, Meder, Griechen, Thraker etc. Die arabische Sage teilt ihm elf Söhne zu, die ebensoviel Stammväter asiatischer Nationen geworden sein sollen. Auf Grund dieser Sagen faßten früher einige Sprachforscher die indogermanischen Völker und Sprachen unter dem Namen der japhetischen zusammen, und noch jetzt wollen einige in J. den Iapetos der griechischen Mythologie wiederfinden, dessen Gattin die Asia, dessen Sohn Prometheus ist.

Japura (Yapura), ein mächtiger Strom in Südamerika, der als Yscanse im südlichen Kolumbien auf der Ostseite der Kordilleren entspringt, nach der Vereinigung mit dem Mocoa den Namen Caqueta annimmt und als J. gegenüber Teffe mit zahlreichen Armen in den Amazonenstrom mündet. Bis zu den Fällen von Cupati (750 km) ist er für große Dampfer schiffbar, aber auch weiter oberhalb wird die Schiffahrt nur noch einmal, nämlich durch den bei der Sierra Arara coara liegenden Salto grande, gehemmt.

Jaqueiraholz (Jacqueiraholz), s. Jakholz.

Jaques (spr. schack), Heinrich, österreich. Jurist und Politiker, geb. 24. Febr. 1831 zu Wien, studierte in Heidelberg Philosophie und Geschichte, dann in Wien die Rechtswissenschaft, leitete darauf fünf Jahre das Bankhaus Hermann v. Wertheimstein Söhne, liquidierte aber 1859 die Firma, ließ sich in Wien als Advokat nieder, ward Referent und Mitglied der ständigen Deputation des deutschen Juristentags und 1879 Vertreter Wiens im Reichsrat, wo er sich der Verfassungspartei anschloß. Er schrieb: "Theorie und Praxis im Zivilrecht" (Wien 1857); "Denkschrift über die Stellung der Juden in Österreich" (4. Aufl. 1859); "Unterrichtsrat und Unterrichts-^[folgende Seite]