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Jesdegerd - Jesso.
Irmak, der in Armenien nördlich von Ersindschan entspringt, und des vom Kösse Dagh kommenden Tosanlysu mit dem Tschekerik Irmak und mündet, ein großes, sumpfiges Delta bildend, östlich von Samsun ins Schwarze Meer.
Jesdegerd (Yezdegerd), Name dreier Könige von Persien aus dem Geschlecht der Sassaniden: J. I., 399-419; J. II., 44-457; J. III., 632-649. Der letztere, Enkel Chosroes Nuschirwans, der letzte König von Persien aus dieser Dynastie, wurde 636 von den Arabern angegriffen und sein Heer bei Kadesia vernichtet. Er floh darauf von Ktesiphon nach Medien, dann nach Ostiran und suchte mit Hilfe der Türken sein Reich wiederzuerobern, fiel aber 649 durch Meuchelmord.
Jesi, Stadt in der ital. Provinz Ancona, auf einem Hügel am linken Ufer des Esino und an der Eisenbahn von Rom nach Ancona gelegen, hat alte Ringmauern mit Türmen, eine Kathedrale, mehrere andre Kirchen und ein Stadthaus mit guten Gemälden, ein schönes Theater, Piazza und Corso mit stattlichen Häusern, (1881) 12,118 Einw., welche Seidenzucht, Fabrikation von Papier, Seidenstrümpfen, Geweben und Seife, dann Handel mit Wein, Öl, Getreide und Käse betreiben. Die Stadt ist Bischofsitz und hat ein Seminar, ein Lyceum, Gymnasium und eine technische Schule. J. hieß bei den Alten Äsis und ist der Geburtsort des Kaisers Friedrich II.
Jesi, Samuele, ital. Kupferstecher, geb. 1789 zu Mailand, studierte an der Akademie daselbst unter G. Longhi. Seine ersten größern Arbeiten waren: die Verstoßung der Hagar (1821), nach Guercinos Bild in der Brera zu Mailand, und die Madonna mit Johannes und dem heil. Stephan (1834), nach Fra Bartolommeo im Dom zu Lucca. Im J. 1840 stach er nach Raffael das Bildnis des Papstes Leo. X. mit den Kardinälen Rossi und Giulio de' Medici in der Galerie Pitti. 1846 übernahm er den Stich des damals eben in Sant'Onofrio zu Florenz entdeckten Freskogemäldes, welches, ein Abendmahl darstellend, von manchen dem Raffael zugeschrieben wurde. Er vollendete 1849 eine meisterhafte Zeichnung davon, starb aber 17. Jan. 1853 in Florenz vor Beendigung des Stiches. In der Zwischenzeit vollendete er noch den Stich nach der Vierge à la vigne. Sicherheit der technischen Ausführung und Korrektheit der Zeichnung sind die Haupteigenschaften der Werke Jesis.
Jesiden, s. Jeziden.
Jeso (Jesso, Yezo), die nördlichste der vier großen japan. Inseln, von Nippon durch die Tsungarustraße, von Sachalin durch die Lapérousestraße getrennt, 78,426 qkm (1424 QM.) groß mit (1884) 141,964 Einw., wozu im Sommer eine fluktuierende Bevölkerung von 50-80,000 Fischern kommt. Diese rechnet die japanische offizielle Statistik jedesmal zu J. und gelangt daher zu viel zu hohen Ziffern (1884: 190,938 Seelen). Die Insel wird von zwei Gebirgszügen erfüllt, von denen der eine von N. nach S., der andre von NO. nach SW. zieht. Dieser letztere enthält neun thätige Vulkane; die höchsten Gipfel sind im S. der Shiribetsudake (2400 m), im zentralen Teil der Tokachidake (2500 m), von welchem nach drei Richtungen die lachsreichen Flüsse Ischikari, Tesiwo und Tokatsi fließen. Das Klima ist im N. und O. rauh, weil hier die kalte Strömung von den Kurilen her auch im Sommer die Temperatur herabdrückt, milder im S. und W.; Hakodate (41° 46') hat eine mittlere Temperatur von 9°, Rummoppe (43° 57') von 6° 6' C. Von Mineralien wurden Silber, Blei, Eisen und Kupfer gefunden; ausgeführt werden Schwefel und besonders Kohle aus den sehr reichen Lagern von Poronai, wohin eine 90 km lange Bahn vom Hafen Otaru über Sapporo führt, und von Iwani. Am fruchtbarsten und für einen rationellen Ackerbau am geeignetsten erscheinen die Ebenen des vielgewundenen Ischikari. An einem Nebenfluß desselben wurde durch das unter dem Einfluß amerikanischer Berater entstandene, aber 1882 wieder aufgelöste Kaitakuschi (Kolonisationsamt) die Hauptstadt Sapporo angelegt, mit einer landwirtschaftlichen Schule, Sägemühle und andern öffentlichen Bauten, um von hier aus in amerikanischer Weise die Insel zu kolonisieren und auszubeuten. Dabei wurden aber die größten Fehlgriffe gemacht und enorme Summen vergeudet. Danach wurde die Kaitakuschiregierung des Hokkaido, wonach J. mit den Kurilen in elf Provinzen zerfiel, aufgehoben und die Insel in drei Ken (Hakodate, Sapporo und Nemuro) geteilt. In neuester Zeit wurde eine große Dampfmühle (die einzige in Ostasien) bei Sapporo und eine Rübenzuckerfabrik bei Mombatsu errichtet. Die Regierung unterstützt durch Anlage von Wegen und Brücken die Industrie energisch; auch ermutigt sie die Ansiedelung, seitdem die Russen Sachalin zu bevölkern anfangen. Die wichtigste Stadt und der Ausfuhrhafen Jesos ist Hakodate (s. d.). S. Karte "China und Japan".
Jesreel (jetzt Zera'in), eine Stadt Palästinas, im Stamm Isaschar, am Fuß des Gilboagebirges, Residenz des Königs Ahab von Israel und dessen Witwe Isebel. Auch die große, schlachtenberühmte Ebene im W. (s. Esdrelon) führte nach der Stadt den Namen J.
Jesse (spr. dschess'), John Heneage, engl. Schriftsteller, geb. 1808 zu London, bekleidete viele Jahre hindurch eine Anstellung in der Admiralität und starb 7. Juli 1874. Schon 1829 hatte er ein Gedicht über Maria Stuart und bald darauf einen weitern Band Verse: "Tales of the dead" (1830), veröffentlicht. In der Folge wandte er sich der Geschichte und Biographie mit anekdotischem Beigeschmack zu. Er schrieb: "Memoirs of the court of England during the reigns of the Stuarts" (1839-40, 4 Bde.; 3. Aufl. 1857, 3 Bde.); "The court of London from the revolution in 1688 to the death of George II." (1843, 3 Bde.); "George Selwyn and his contemporaries" (1843-44, 4 Bde.); "Literary and historical memorials of London" (1847, 2 Bde.; neue Folge 1850, 2 Bde.); "Richard III. and his contemporaries" (1861); "London, its celebrated characters and remarkable places" (1870, 3 Bde.); "Memoirs of celebrated Etonians" (1875, 2 Bde.) u. a. Als sein bedeutendstes Werk gelten die "Memoirs of the life and reign of George III." (1867, 3 Bde.).
Jessen (auch Lutters-J.), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Schweinitz, an der Schwarzen Elster und der Linie Wittenberg-Falkenberg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, Weinbau und (1885) 2551 meist evang. Einwohner. Nördlich die Jessener Berge, zum Fläming gehörig.
Jeßnitz, Stadt im Herzogtum Anhalt, Kreis Dessau, an der Mulde und der Linie Dessau-Bitterfeld der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, Fabriken für Papier, Pappe, halbwollene und baumwollene Waren, bunte wollene Tischdecken, Flaggen und Flaggentuche, Garnbleicherei und Färberei, Bandweberei, eine Dampfmahl- und eine Dampfschneidemühle und (1885) 4115 evang. Einwohner.
Jesso, Insel, s. Jeso.