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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jevons; Jewdokimow; Jeypore; Jeysulmere; Jez; Jezd; Jezdechast; Jezid; Jeziden; Jezirah; Jhansi; Jhelum

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Jevons - Jhelum.

bunden, Knotenpunkt der Linien Sande-J. der Oldenburger und Emden-J. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein altes Schloß mit hohem Turm, großes Krankenhaus (Sophienstift), ein Amtsgericht, ein Gymnasium, Getreide- und Viehhandel, lebhafte Märkte, Bierbrauerei und (1885) 5189 meist evang. Einwohner. Das Dorf Hooksiel (s. d.) bildet den Seehafen der Stadt. - J. ist der Geburtsort des Geschichtschreibers Schlosser. Die alte Burg J. ist von dem Häuptling Edo Wiemken (gest. 1410) erbaut worden. Das Jeverland (Stadt und Amt J. ohne Kniphausen), etwa 330 qkm (6 QM.) groß, fiel nach dem Aussterben der "Häuptlinge" von J. 1575 an Oldenburg, 1603 durch Heirat an Anhalt-Zerbst und 1793 als Kunkellehen an Katharina II. von Rußland, eine geborne Prinzessin von Anhalt-Zerbst. Kaiser Alexander I. trat J. 1807 an Holland ab; 1814 ward es zu Oldenburg geschlagen. Vgl. Vornsand, Abriß der Geschichte Jeverlands (Oldenb. 1875); Hohnholz, Aus Jevers Vergangenheit (Jever 1886).

Jevons (spr. dschiwens), William Stanley, engl. Philosoph und Nationalökonom, geb. 1. Sept. 1835 zu Liverpool, ein Enkel des berühmten Historikers Roscoe, war von 1853 bis 1858 Wardein der australischen Münze in Sydney, studierte dann weiter in London, ward 1864 Fellow an der Universität daselbst, 1866 Professor am Owen's College in Manchester und 1876 Professor der Nationalökonomie an der Universität London, welche Stelle er Anfang 1881 niederlegte. Er ertrank beim Baden im Meer zu Bexhill bei Hastings 13. Aug. 1882. Seine Hauptwerke sind: "Substitution of similars the true principle of reasoning" (1869); "Theory of political economy" (1871, 2. Aufl. 1879), worin er nationalökonomische Lehrsätze in mathematischer Form entwickelt; "The principles of science: a treatise on logic and scientific method" (1874, 2 Bde.; 2. Aufl. 1877), in welchem er sich den Ansichten Booles nähert; "Elementary lessons in logic" (7. Aufl. 1879); "Money and the mechanism of exchange" (4. Aufl. 1878; deutsch, Leipz. 1876); "Studies in deductive logic" (1880, 2. Aufl. 1884); "The state in relation to labour" (1882). Nach seinem Tod wurden noch veröffentlicht: "Methods of social reform, and other papers" (1883); "Investigations in currency and finance" (1884); "Journals and letters" (hrsg. von seiner Witwe, 1886).

Jewdokimow, Nikolai Iwanowitsch, Graf, russ. General, geb. 1804, trat früh in das Heer ein, focht unter Jermolow am Kaukasus und that sich besonders in den Kämpfen gegen Schamyl hervor. Durch wichtige Erfolge, wie den Sieg beim Aul Ismail 1858 etc., gelang es J. im April 1859, die Residenz Schamyls, Weden, in seine Gewalt zu bringen, was des letztern Gefangennehmung in Gunib und die Unterwerfung des ganzen östlichen Kaukasus zur Folge hatte. J. ward dafür in den Grafenstand erhoben und zum Generaladjutanten des Kaisers ernannt. 1861 wurde er beauftragt, auch die Tscherkessenstämme des westlichen Kaukasus zur Unterwerfung zu zwingen. In dreijährigem Kampf engte er sie immer mehr ein, bis er ihnen 28. April 1864 ihre letzte Stütze, das feste Wardan, wegnahm und so nur noch die Wahl ließ zwischen Unterwerfung oder Auswanderung nach der Türkei. Die Mehrzahl wählte die letztere, der Rest aber ward nach Kuban versetzt und ihr ehemaliges Gebiet russischen Ansiedlern zugewiesen. Nach Beendigung jenes Kriegs begab er sich nach Tiflis, wo er dem Statthalter im Kaukasus, dem Großfürsten Michael, zur Seite stand. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte er in Pjatigorsk, nachdem er 1870 in den Ruhestand getreten war. Er starb 1873.

Jeypore (Jeypoor), Stadt, s. Dschaipur.

Jeysulmere, ind. Staat, s. Dschaisalmir.

Jez, Theodor, Pseudonym, s. Milkowski.

Jezd (Jesd), Stadt im SO. der pers. Provinz Irak Adschmi, liegt (zum Teil in Ruinen) in einer fast ganz von Hügeln umschlossenen Sandebene und besteht aus zwei durch Mauern und Thore getrennten Teilen. Die betriebsamen Einwohner, 40,000 an Zahl, worunter 4000 Parsen und 1000 Juden, fertigen Seidenzeuge (die besten in Persien), Baumwollwaren, Süßigkeiten, Schuhe, Teppiche u. a. und vertreiben dieselben über einen großen Teil Asiens. J. ist ein wichtiger Zentralpunkt des Karawanenhandels. In der Umgegend wird viel Töpferei betrieben und das beste persische Opium erzeugt. Die Parsen (in Stadt und Umgegend ca. 6500) dürfen keinen allgemeinen Feuertempel haben, jeder Hausvater unterhält seine eigne heilige Feuerstätte. Die Schönheit der Frauen von J. ist in ganz Persien sprichwörtlich.

Jezdechast, kleine natürliche Bergfestung auf einem senkrecht aufsteigenden Felsen in der pers. Provinz Farsistan, an der Straße von Schiraz nach Ispahan.

Jezid (Jesid), Name mehrerer Kalifen aus dem Geschlecht der Omejjaden (s. d.): J. I., Sohn Muawijas, 679-683; J. II., 720-724; J. III., 744.

Jeziden, eine ca. 2 Millionen Köpfe starke religiöse Sekte, die, in den türkischen Provinzen Damaskus, Aleppo, Diarbekr, Mardin, am Sindschargebirge und im Gebiet von Schechan in der Provinz Mosul, endlich im russischen Gouvernement Eriwan zerstreut in Dörfern lebt. Ihre Religion ist ein verworrenes Gemisch von Mohammedanismus, Zendavesta und auch wohl ein wenig Christentum, verbunden mit einem Kultus des einst gefallenen, später jedoch mit Gott wieder vereinigten Engels Melek Taus. Diesen selbst erklären die J. für den Stifter ihrer Religion, der in Gestalt des Scheich Jezid (daher ihr Name), eines Sohns des Kalifen Muawija, auf Erden erschien, hingegen als Erneuerer derselben verehren sie den "Propheten" Scheich Adi, dessen Grabmal sich im einstigen Kloster Lalisch, im Gebiet von Schechan, Provinz Mosul, befindet. Vgl. Browski, Die J. und ihre Religion (im "Ausland" 1886, Nr. 39 u. 40).

Jezirah, nach der Kabbala (s. d.) die dritte, aus keiner vorhanden gewesenen Materie gebildete Welt, die Welt der denkenden Substanzen; dann ein die kabbalistische Litteratur eröffnendes, dem 8. oder 9. Jahrh. angehöriges, sehr geschätztes Buch (J., s. v. w. Buch von der Schöpfung) in 6 Kapiteln, welches die Grundidee: "die 10 Zahlen (sefirot) und die 22 Buchstaben (die sogen. 32 Bahnen der Weisheit) seien der Grund aller Dinge", verarbeitet. Traditionen schreiben es dem Patriarchen Abraham oder dem Mischnalehrer Akiba zu. Ob das im Talmud erwähnte "Buch I." mit dem jetzt vorhandenen identisch ist, ist nicht erwiesen. Bald nach seiner Entstehung ward das Buch J. philosophisch kommentiert von Saadja Gaon, Isak Israeli, Juda Halevi u. a. Herausgegeben ward es Amsterdam 1642; hebräisch und deutsch von v. Meyer (Leipz. 1830). Einen hebräischen Kommentar zum Buch J. von Jehuda ben Barsilai aus Barcelona (Anfang des 12. Jahrh.) gab Halberstamm im Verein "Mekize nirdamim" (Berl. 1885) heraus.

Jhansi, ostind. Bezirk, s. Dschhansi.

Jhelum, Fluß, s. Dschelam.