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Johann (Päpste).
Bann und krönte Ludwig den Stammler zum König von Frankreich; dann aber ward er genötigt, trotz seiner französischen Sympathien Karl den Dicken 881 zum Kaiser zu krönen. Den von Hadrian II. mit dem Bann belegten Patriarchen Photius von Konstantinopel erkannte er an in der Hoffnung, von dem griechischen Kaiser Basilius Hilfe gegen die Sarazenen und die Jurisdiktion über die Bulgarei wiederzuerhalten, und beschickte in dieser Absicht auch das zweite Konzil zu Konstantinopel (879). Da er sich aber in seiner Hoffnung getäuscht sah, widerrief er des Photius Anerkennung. Von den Rom bedrängenden Sarazenen erkaufte er die Ruhe durch Tribut. Er starb 15. Dez. 882, auf Anstiften eines Verwandten vergiftet und, als das Gift zu langsam wirkte, von Verschwornen erschlagen. -
10) J. IX., geboren zu Tivoli, Benediktiner, ward 898 Papst, krönte Lambert von Spoleto als römischen Kaiser und stellte das Ansehen des Papstes Formosus wieder her; starb 900. -
11) J. X., früher Bischof von Bologna und Erzbischof von Ravenna, gelangte durch die patrizische Partei, an deren Spitze die berüchtigte Theodora stand, 914 auf den päpstlichen Stuhl. Er krönte 915 Berengar, König von Italien, zum Kaiser und zog in eigner Person gegen die Sarazenen zu Felde. Mit ihm beginnt die Zeit, in der drei Frauen über Rom und das Papsttum geboten (die sogen. Pornokratie oder das "Hurenregiment"). Auf Befehl der Marozia ward J. 928 gefangen und im Gefängnis ermordet. -
12) J. XI., Sohn der Marozia und des Papstes Sergius III., ward durch erstere 931, 25 Jahre alt, auf den päpstlichen Stuhl erhoben, aber von seinem Bruder Alberich, dem Herrscher von Rom, ins Gefängnis geworfen, worin er 936 starb. -
13) J. XII., vorher Octavianus, Sohn Alberichs, Enkel der Marozia und Neffe Johanns XI., bemächtigte sich 955, erst 18 Jahre alt, der Tiara. Er war der erste Papst, welcher bei seiner Erhebung den Taufnamen wechselte. Gegen den König Berengar II. von Italien rief er Otto I. aus Deutschland zur Hilfe herbei und krönte letztern 962 zum Kaiser. Doch ließ Otto ihn 963 sowohl seiner Ausschweifungen als seines verräterischen Verhaltens wegen absetzen, nichtsdestoweniger kehrte J. nach Rom zurück. Bei einem Ehebruch ertappt, wurde er 14. Mai 964 erschlagen, nach andern starb er infolge eines Schlaganfalls. -
14) J. XIII., ein Römer, vorher Bischof von Narni, 965 nach Benedikt V. durch den Kaiser Otto I. auf den päpstlichen Stuhl erhoben, war den Großen Roms verhaßt, die ihn bald verjagten. 967 unter des Kaisers Schutz nach Rom zurückgekehrt, starb er 972. -
15) J. XIV., vorher Peter, Bischof von Pavia und Ottos II. Erzkanzler, wurde durch Otto 983 Papst, durch einen Aufruhr gestürzt und starb, in der Engelsburg eingekerkert, den Hungertod oder an Gift 20. Aug. 984. -
16) J. XV. (XVI.), ein Römer, wurde 985 zum Papst erwählt, rief gegen Crescentius, vor dem er nach Toscana fliehen mußte, Otto III. zu Hilfe; starb 996. Er vollzog 993 die erste päpstliche Kanonisation an dem Bischof Ulrich von Augsburg. Vor oder nach ihm wurde später fälschlich ein Papst J., ein Sohn Roberts, eingeschaltet und dadurch die Zählung der Päpste Namens J. bis J. XXI., der nur diese unrichtige Zahl führt, in Unordnung gebracht. -
17) J. XVI. (XVII.), vorher Philagathus, aus Rossano in Kalabrien gebürtig, wurde nach Gregors V. Vertreibung durch Crescentius (997) auf den päpstlichen Stuhl erhoben, aber 998 vom Kaiser Otto III. gestürzt, auf der Engelsburg gefangen gesetzt und geblendet. -
18) J. XVII. (XVIII), mit dem Beinamen Sicco, vornehmer Römer aus der Mark Ancona, ward im Juni 1003 zum Papst gewählt, starb jedoch schon nach sechs Monaten. -
19) J. XVIII. (XIX.), vorher Phasanus, ein Römer, 1003 gewählt, starb 1009. -
20) J. XIX. (XX.), Bruder seines Vorgängers Benedikt VIII., gelangte als Laie und "Senator aller Römer" 1024 durch Bestechung auf den päpstlichen Stuhl (an einem und demselben Tag ward er Präfekt und Papst), behauptete sich auf demselben bis zu seinem Tod 1033. Trotz seiner Abneigung hatte er 1027 Konrad II. zum Kaiser gekrönt; ein Beschützer Clunys und seiner Bestrebungen, hatte er mehrfach sich den Forderungen der weltlichen Mächte zu fügen. -
21) J. XXI., früher Arzt mit dem Namen Peter Julian, aus Lissabon gebürtig, wurde 1275 Kardinal und Bischof von Tusculum, bestieg 1276 den päpstlichen Stuhl und kam 16. Mai 1277 zu Viterbo durch den Einsturz einer Decke ums Leben. Er zeichnete sich durch Gelehrsamkeit, namentlich in der Arzneikunde, aus. -
22) J. XXII., früher Jakob d'Euse (Duèse), geb. 1244 zu Cahors als Sohn eines Handwerkers, ward Kanzler Roberts von Neapel, dann Bischof van Fréjus, 1310 Erzbischof von Avignon, Kardinal und Bischof von Porto und 1316 Papst. Er residierte zu Avignon und gab die beiden letzten Teile des Corpus juris canonici, die Extravaganten (s. d.) und die Clementinen (s. Corpus juris), heraus. Seine Einmischung in weltliche Angelegenheiten zu gunsten Frankreichs, namentlich seine Agitationen gegen Kaiser Ludwig den Bayern, wider den er 1324 Bann und Interdikt in Anwendung brachte, weil er sein Thronrecht nicht dem Richterspruch des Papstes unterwerfen wollte, rief die Opposition der berühmtesten Rechtslehrer, wie des Marsilius von Padua u. a., hervor, die er 1327 in einer besondern Bulle mit dem Bann belegte; auch eine Anzahl von Minoriten bekämpfte ihn, ja ein Gegenpapst wurde 1328 von Ludwig gegen ihn aufgestellt, Nikolaus V.; doch ward letzterer von J. gefangen genommen und 1330 gezwungen, seine Würde niederzulegen. J. ward noch vor seinem Tod von den Mönchen der Ketzerei beschuldigt. Viel schwerer aber lastet die Schuld beispielloser Gelderpressungen und die Ausbeutung geistlicher Dinge zu finanziellen Zwecken auf ihm. Er starb 4. Dez. 1334. Vgl. Müller, Der Kampf Ludwig des Bayern mit der römischen Kurie (Tübing. 1879-80, 2 Bde.); Preger, Die Politik des Papstes J. XXII. (Münch. 1885). -
23) J. XXIII., früher Balthasar Cossa, zu Neapel geboren, soll in seiner Jugend Seeräuber gewesen sein, ward dann Schreiber in Rom, Kämmerer des Papstes Bonifacius IX., Protonotar, 1402 Kardinal und 17. Mai 1410 nach Alexanders V. Tod in Bologna zum Papst erwählt. Seinem Versprechen, seine Ansprüche auf die päpstliche Krone aufzugeben, sobald seine Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. ein Gleiches thäten, kam er zwar 2. März 1415 auf dem Konzil zu Konstanz nach, entfloh aber den Schritt bereuend, 21. März nach Schaffhausen, von wo aus er seine Verzichtleistung widerrief, und ward hierauf nicht weniger als 80 gemeiner Verbrechen, wie Mord, Räuberei, Unzucht und Blutschande, beschuldigt und 29. Mai vom Konzil förmlich abgesetzt. Zu Freiburg verhaftet, wurde er zuerst auf das Schloß Gottlieben bei Konstanz, dann nach Mannheim und hierauf nach Heidelberg in Gewahrsam gebracht, bis er sich 1419 durch ein Lösegeld von 30,000 Goldgulden befreite. Vom Papst Martin V. begnadigt, ward er wieder Kardinalbischof von Tusculum und Dekan des Kardinalkollegiums und starb 22. Dez. 1419 in Florenz.