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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kadom; Kadosch; Kadouf; Kadre; Kadrieren; Kadschaga; Kadschar; Kadu; Kaduck; Kadurker; Kaduzieren; Kaduzität; Kaf; Käfer

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Kadom - Käfer.

hat eine evang. Kirche, ein Schloß, Amtsgericht, Ackerbauschule und (1885) 1163 meist evang. Einwohner. - Das Schloß K. war seit 1260 Residenz der Burggrafen von Nürnberg, von 1398 bis zum Ausgang des Mittelalters Sitz der Ansbacher Linie. Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg baute es völlig um, sein Sohn Johann der Alchimist richtete sich im Thorturm ein Laboratorium ein. Später war das Schloß Sitz eines markgräflichen Oberamtes und hat die Stürme des Dreißigjährigen Kriegs überdauert.

Kadom, Stadt im russ. Gouvernement Tambow, Kreis Temnikow, an der Mokscha, mit 4 Kirchen und dem Sarowaschen Kloster auf einem Berg, in welchem sich Höhlen mit vielen Galerien befinden, und (1880) 7107 Einw.

Kadosch (Kadesch), vulgäre Aussprache für das jüdische Kaddischgebet, s. Kaddisch.

Kadouf, s. Schwingbaum.

Kadre (franz., spr. kadr, vom lat. quadrum, "Rahmen"), militärisch der dauernde Bestand der Truppe an Berufssoldaten, namentlich an Offizieren und Unteroffizieren, denen die Ausbildung der Eingestellten obliegt, und an länger dienenden Mannschaften, also der Rahmen, in welchen für den Kriegsfall die Reserven etc. eingereiht werden. Die Zahl der Kadres muß sich nach der Menge der einzureihenden Leute und ihre Stärke danach richten, daß auch bei Einberufung der vollen Kriegsstärke die Verwendungsfähigkeit des Truppenteils durch die vielen ungeübten Leute nicht gefährdet ist. Hält ein Heer im Frieden nur schwache Kadres dauernd bei den Fahnen, besteht also der Hauptmasse nach aus nur kurz gedienten Leuten, so nennt man diese Art der Heeresaufstellung ein Kadresystem. Ein solches besteht gegenwärtig in den skandinavischen Staaten sowie in Serbien und Bulgarien.

Kadrieren (franz., bisweilen auch quadrieren), übereinstimmen mit etwas, auf oder zu etwas passen.

Kadschaga (Galam), Landschaft in der franz. Kolonie Senegal, am linken Ufer des Senegal, mit dem Hauptort Bakel, zerfällt in das westlichere Guoy und das östlichere Kamera, welche 1858 dem französischen Besitz einverleibt wurden. Die Bewohner, zumeist Soninke, sind die rührigsten Händler am ganzen Senegal und fertigen auch schön gefärbte Baumwollstoffe.

Kadschar, Name der jetzt regierenden Dynastie in Persien, nach einer turko-tatarischen Familie genannt, die, während des Einfalls der Mongolen in Iran den siegreichen Fahnen Dschengis-Chans folgend, aus dem Steppengebiet des nordöstlichen Zentralasien auszog und in dem an den Nordrand Irans grenzenden Steppenland sich eine neue Heimat gründete. Die K., in den ersten Jahrhunderten ihrer Niederlassung ein Leben gleich dem der heutigen Turkmenen führend, traten historisch nur unter den Sefewiden auf. Mitte des 17. Jahrh. waren sie in größern Massen im N. des heutigen Kotschun (Chabuschan) und um Astrabad anzutreffen. Nach dem Untergang der Sefewiden entspann sich zwischen ihnen und dem Türkenstamm der Afscharen ein wilder Kampf um die Suprematie, und nach dem Tod Nadir Schahs gelang es denn auch dem grausamen und kühnen Aga Mehemmed Chan, als Thronprätendent aufzutreten und mit Kerim Chan Zendi um die Krone Irans mit Erfolg zu ringen (weiteres s. Persien). In ihrer Eigenschaft als Fürsten Persiens sind die K. zwar durchweg der persischen Sprache kundig; doch ist in privaten Hofkreisen bei ihnen das Türkische vorherrschend, und das Zutrauen der K. im allgemeinen zu türkischen Beamten ist ein weit größeres als zu persischen. Das Band inniger Zusammengehörigkeit, welches die K. am Ende des vorigen Jahrhunderts noch fest umschlungen hielt, ist jetzt schon sehr gelockert.

Kadu, Residentschaft, s. Kedu.

Kaduck (kadück, franz. caduc, lat. caducus), hinfällig, gebrechlich, altersschwach.

Kadurker (Cadurci), gallisches Volk in Aquitanien, im jetzigen Quercy, mit den Städten Divona (Cadurcum, Cahors), Varadetum (Varaire) etc., sämtlich berühmt durch Leinwandfabrikation und gewirkte Arbeiten, Polster etc. Nach der Einnahme der Festung Uxellodunum und Besiegung ihres Anführers Lucterius 53 v. Chr. unterwarfen sich die K. dem Cäsar.

Kaduzieren (neulat.), etwas für hinfällig (lat. caducus), ungültig erklären. Wenn auf Aktien ausgeschriebene Einzahlungen nicht geleistet und infolgedessen die Aktien für ungültig erklärt werden, bezeichnet man dies mit obigem, von der Rechtssprache übrigens nicht adoptiertem Ausdruck. Sonst ist Kaduzierung auch s. v. w. Niederschlagung von Außenständen, Steuern, Sporteln u. dgl. wegen Uneinbringlichkeit derselben.

Kaduzität (neulat.), Hinfälligkeit; dann etwas Verfallenes, ein wüst liegendes Grundstück, von welchem die darauf haftenden Steuern nicht entrichtet werden. Kaduzitäten, Bona caduca (niederfällige Güter), Vermögenskomplexe, welche mangels eines Berechtigten dem Fiskus anheimfallen; im Mittelalter Grundstücke, welche wegen Erblosigkeit oder wegen Felonie dem Lehnsherrn anheimfallen. K. eines Außenstandes ist das Verlorengehen desselben durch Zahlungsunvermögen des Schuldners, dann die verloren gehenden und niederzuschlagenden Außenstände und Beträge selbst.

Kaf (arab.), nach der mohammedan. Legende das Gebirge, von welchem die Welt umringt sein soll, und über das hinaus das unendliche Nichts beginnt; im engern Sinn s. v. w. Kaukasus.

Käfer (Deckflügler, Koleopteren, Coleoptera, hierzu. Tafel "Käfer"), Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit beißenden Mundwerkzeugen, frei beweglichem, stark entwickeltem Prothorax (Halsschild), hornigen Vorderflügeln (Flügeldecken, elytra) und vollkommener Metamorphose. Die Körperform ist sehr verschieden. Der Kopf ist meist in den Prothorax eingesenkt und trägt die gewöhnlich elfgliederigen Fühler, welche bei den Männchen oft eine ansehnliche Größe erreichen. Der auf der Rückenseite meist dünnhäutige Hinterleib sitzt der Brust mit breiter Basis eng an; seine kleinern Endsegmente liegen meist eingezogen in den vordern Segmenten verborgen. Die Mundteile sind fast immer ausschließlich zum Beißen und Kauen eingerichtet. Die vordern Flügeldecken bedecken in der Ruhe die häutigen, der Quere und Länge nach zusammengelegten Hinterflügel, liegen dem Hinterleib horizontal auf und verbergen diesen vollständig oder doch zum größern Teil. Beim Flug kommen nur die Hinterflügel in Betracht, welche entfaltet eine bedeutende Flugfläche darbieten. Selten sind die Flügel verwachsen oder fehlen gänzlich; in beiden Fällen ist der Flug natürlich unmöglich. Die Beine haben meist fünf- oder viergliederige, selten drei- bis eingliederige Tarsen; auch können die beiden vordern Paare mit fünfgliederigen, das hintere Paar mit viergliederigen Tarsen enden. Die zusammengesetzten (facettierten) Augen fehlen nur bei einigen blinden Höhlenbewohnern, während Nebenaugen nur sehr selten vorkommen. Der Bauchstrang des Nervensystems ist bei den meisten Käfern langgestreckt, bei